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Meckerer

LH Arno Kompatscher (Foto: lpa/Brucculeri)

Arnold Tribus analysiert zum Jahreswechsel, warum dem Landeshauptmann des Aufbruchs ein kalter Wind feindlicher und enttäuschter Kräfte entgegenbläst.

Wir blicken auf ein bewegtes Jahr zurück. Die SVP musste bei der Landtagswahl 2023 Federn lassen und ist nur noch mit 13 Abgeordneten im Hohen Haus vertreten, was sie zu einer Dreierkoalition zwang. Sie hat versucht, aus der Not eine Tugend zu machen, vor allem dank Landeshauptmann Arno Kompatscher, der uns eine Autonomiereform versprochen hat, die bisher größte seit Inkrafttreten. Mit der neuen Landesregierung wurden die Weichen für die nächsten fünf Jahre gestellt, und wenn man objektiv und nicht voreingenommen ist, muss man sagen, dass auch die neuen Landesräte und -rätinnen redlich bemüht sind, den Bedürfnissen der Bevölkerung gerecht zu werden und Lösungen für Probleme zu finden, die auf der Tagesordnung aller Staaten und Parlamente Europas stehen, inklusive Vaterland: Sanitätsreform, lange Warteschlangen, Ärztemangel, Wohnungsnot, finanzierbare Studentenwohnungen, Klima, neue Armut etc.

Im Regierungsprogramm hat Landeshauptmann Kompatscher die Weichen für die nächsten fünf Jahre gestellt. Freilich, den erhofften Frieden, die Harmonisierung einer aufgewiegelten Gesellschaft, das hat das Jahr nicht gebracht. Die Südtiroler sind ein Volk von Meckerern geworden: Wird eine Entscheidung getroffen, kommt gleich der Protest irgendeiner Bürgerinitiative, es werden Unterschriften gesammelt, jeder weiß es besser als die Landesregierung. Die Südtiroler sind nicht nur Meckerer, sie sind auch Besserwisser, und dann wundert man sich, wenn man sich schwertut, Kandidatinnen für die Parlamente zu finden, ob das nun der Landtag ist oder aber die Gemeindestuben, die ja im Mai fällig sind.

Es ist die letzte Legislaturperiode von Landeshauptmann Arno Kompatscher, der als Landeshauptmann des Aufbruchs und der demokratischen Revolution begonnen hatte, und dem nun ein kalter Wind feindlicher und enttäuschter Kräfte entgegenbläst, die ihm nicht verzeihen, dass er sich für eine Koalition mit zwei Rechtsparteien und einer Zentrumspartei entschieden hat, die nun einmal von den (wenigen) Italienern, die zur Wahl geschritten sind, gewählt wurden. Dass ihm Grüne und Team K nicht verzeihen können, dass er sie nicht an den Tisch der Macht geholt hat, ist verständlich, daraus aber abzuleiten, er, der lupenreine Demokrat Kompatscher, legitimiere Faschismus und Rassismus, Homophobie und andere Schändlichkeiten, ist eine Dummheit.

Es ist immer recht blöd, wenn wir bei unserer regelmäßigen Nabelschau ins Jammern kommen, so tun, als würden wir im schrecklichsten Land der Welt leben, so tun, als wären wir dabei, alle mafiageplagten Provinzen zu überholen und nun auch noch den Faschismus zu etablieren. Wir vergessen wohl die tatsächlichen Tragödien, die andere Staaten und Provinzen heimgesucht haben, die vielen Kriege, die sich in Form von Flüchtlingsströmen bemerkbar machen, die wir aber mit einer Brutalität und Herzlosigkeit wegschieben wollen, so als handelte es sich um Kriminelle, nicht um Verzweifelte, die dem Tod entweichen wollen.

Sagen wir es laut: Es geht uns immer noch gut, es herrscht noch ein relativer Wohlstand, trotz der Krise, die sich auch hier bemerkbar macht, spürbar bemerkbar. Das haben viele Familien verspürt, deren Väter oder Mütter im Laufe des Jahres entlassen wurden oder in den Lohnausgleich überstellt, in einen Zustand der Unsicherheit. Die neue Armut hat auch vor unserem Land nicht Halt gemacht, es gibt auch bei uns viele Familien, die ihre liebe Not haben, über die Runden zu kommen. Trotz allem hat sich im Land das Unbehagen, eine diffuse Unzufriedenheit unter unseren Leuten breitgemacht. Es herrscht im Augenblick wenig Optimismus.

Ich wünsche mir, dass es Arno Kompatscher mit seiner Landesregierung gelingt, allen Unkenrufen, allen Zweiflern und Pessimisten zum Trotz einen Schub Lebensfreude und neue Hoffnung auf einen Aufschwung zu bringen.

 

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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