„Leichter gesagt als getan“
Die ladinischen Alpenvereinssektionen fordern eine begrenzte Straßensperre auf den Dolomitenpässen, um den Verkehr einzudämmen. Warum dies das Problem nicht lösen wird.
von Nadia Tinkhauser
Die Verkehrsproblematik in den Tourismusregionen Südtirols, insbesondere in den Dolomitentälern, hat in den vergangenen Jahren ein besorgniserregendes Ausmaß erreicht. Sowohl die einheimische Bevölkerung als auch die Besucher empfinden die Situation zunehmend als unerträglich.
Vor allem in der Hochsaison führt der starke Anstieg des Individualverkehrs auf den Dolomitenpässen zu erheblichen Beeinträchtigungen der Lebensqualität der Anwohner und mindert zugleich das touristische Erlebnis. Die Alpenvereinssektionen Lia da Munt (AVS-Sektion Ladina und CAI-Sektion Val Badia), Lia da Mont (AVS-Sektion Gröden und CAI-Sektion Val Gardena), CAI-SAT Alta Val di Fassa und CAI Livinallongo-Colle Santa Lucia, die insgesamt 3.700 Mitglieder vertreten, fordern daher dringend konkrete Maßnahmen gegen diese Überlastung. Insbesondere plädieren sie für die Einführung zeitlich begrenzter Straßensperrungen für den motorisierten Individualverkehr.
Daniel Alfreider, der Landesrat für Mobilität in Südtirol, hat sich zu diesen Forderungen geäußert. Er bestätigt, dass der Verkehr in den Sommermonaten stark zugenommen hat und dass dies auch ihm persönlich, als Anwohner einer Passstraße, bewusst ist. „Es ist noch zu früh, um eine detaillierte Bewertung der Verkehrsentwicklung dieses Sommers vorzunehmen. Fakt ist jedoch, dass die Dolomiten ein äußerst beliebtes Ziel für Ausflüge und Urlaube sind, was sich direkt auf das Verkehrsaufkommen auswirkt“, erklärt Alfreider.
Ein Kritikpunkt, den die Alpenvereinssektionen ansprechen, ist die Zunahme illegaler Straßenrennen mit Sportwagen und Motorrädern.
Diese Rennen, die nicht nur zu einer erhöhten Lärmbelastung und mehr Abgasen führen, sondern auch oft mit überhöhter Geschwindigkeit ausgetragen werden, stellen eine erhebliche Gefahr für alle Verkehrsteilnehmer dar und verstoßen klar gegen die Straßenverkehrsordnung. Alfreider betont die Bedeutung der Meldung solcher illegalen Aktivitäten an die örtlichen Ordnungskräfte oder die Polizei, da diese nicht nur verboten sind, sondern auch die Sicherheit auf den Straßen gefährden.
Er weist darauf hin, dass bereits eng mit den Ordnungskräften, dem Regierungskommissariat und den betroffenen Gemeinden zusammengearbeitet werde, um die Kontrollen auf den Passstraßen zu intensivieren.
„In den vergangenen Jahren wurden diese Kontrollen bereits verstärkt“, versichert Alfreider.
Die Tourismus- und Wirtschaftsverbände haben bereits eine Maut auf den Passstraßen zur Minderung des Verkehrs vorgeschlagen, diese wird von den ladinischen Alpinisten jedoch als wenig zielführend empfunden. „Menschen, die sich einen Porsche leisten können, werden sich auch von einer Maut nicht abschrecken lassen“, argumentiert Norbert Frenademez vom CAI Val Badia. Stattdessen befürworten die Vertreter der Alpenvereine zeitlich begrenzte Straßensperrungen für den motorisierten Individualverkehr. Konkret schlagen sie vor, die Pässe in einem Zeitfenster von 9.00 bis 16.00 Uhr zu sperren, wobei Ausnahmen für Einheimische, Gewerbetreibende und öffentliche Verkehrsmittel vorgesehen werden sollten.
„Leichter gesagt als getan“, bedauert Alfreider und weist auf die erheblichen praktischen Herausforderungen bei der Umsetzung einer solchen Regelung hin: „Eine Sperrung dieser Art erfordert eine umfassende organisatorische Infrastruktur, einschließlich Kontrollposten, spezieller Zufahrtsregelungen und Auffangparkplätze, sowie eine rechtliche Grundlage, die derzeit auf überregionalen Straßen nicht gegeben ist.“ Zudem stellt er infrage, ob eine solche Maßnahme das gewünschte Ergebnis erzielen würde. Er befürchtet, dass der Verkehr lediglich auf andere Tage oder Uhrzeiten ausweichen könnte, „was letztlich zu noch größeren Staus in den Dörfern und Tälern führen könnte.“
Stattdessen plädiert Alfreider für alternative Maßnahmen zur Reduzierung des Verkehrs. Dazu zählen der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs, die Förderung von Radverleihsystemen und Radwegen, die Einführung von Parkplatzleitsystemen sowie die Kontingentierung des Verkehrs nach dem Vorbild von Prags. Diese Maßnahmen erfordern jedoch eine enge Zusammenarbeit auf verschiedenen Ebenen – von den Gemeinden über das Land bis hin zur nationalen Gesetzgebung – und umfangreiche finanzielle Mittel.
Georg Simeoni, Präsident des AVS, kritisiert, dass seit mehr als 20 Jahren Lösungen für das Verkehrsproblem auf den Dolomitenpässen gefordert werden, jedoch wenig Fortschritt erzielt wurde. Alfreiders Position verdeutlicht die Vielschichtigkeit des Problems: Eine einfache Lösung scheint nicht in Sicht, und selbst vorgeschlagene Maßnahmen wie zeitlich begrenzte Straßensperrungen oder Mautsysteme werfen neue Herausforderungen auf. Es bleibt entscheidend, die Interessen der einheimischen Bevölkerung und die Bedürfnisse der Touristen in Einklang zu bringen, um eine nachhaltige und langfristige Lösung für die Verkehrsproblematik in den Dolomiten zu finden.
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Kommentare (8)
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ummagumma
Herr Alfreider ihre alterenativen Maßnahmen sind für die Katz. Sie glauben doch nicht allen Ernstes, dass sich der zahlungskräfitge Tourist in einen Bus oder gar auf das E-Bike setzten wird.
Des weiteren gehören die Polizeikontrollen erheblich verschärft, vor allem vor den Häusern der „nachhaltigen“ 5* Hotels im Ahrntal, Geiselsberg/Olang, Taisten usw., die zunehmend Automobilclubs ( Ferrari, Porsche, Audi etc. ) beherbergen, damit diese sich auf den Pässen austoben können!
opa1950
Was Hotels betrifft, wo sich die Autoraser austoben können haben sie den Ploseberg vergessen.
cesco76
sehr gutes Argument!
brutus
Kontigentierung und eine saftige Maut!
criticus
Es scheitert ja schon bei den Auffangparkplätzen. Wo in Corvara, Gröden, Cortina, Canazei und Buchenstein steht Grund für tausende Autos zur Verfügung. Und das für 3 Monate im Jahr?
Was die Maut betrifft, die meisten zahlen 10 Euro locker.
Und die Strafen sind lächerlich, 60 Euro für Raser und dann gehts weiter! Zahlt ein Ferrari-Fahrer oder Porsche-Fahrer locker.
nemesis
Bin auch deiner Meinung.
Eine Maut das würde vielleicht einige Einheimische abschrecken das möchte man auch nur Touristen und möglich Kaufkräftige auf die möchte man nicht verzichten.
Beispiel wäre Maut Drei Zinnen Strasse die fahren trotzdem wenn Geld keine Rolle Spielt.
Strafen sind lächerlich, ja genau würde man Führerschein nehmen dann sied es anders aus aber wahrscheinlich schwierig bei Touristen Gesetzlich solche strafen man denke nur an die viele Strafzetteln die nicht bezahlt wurden.
pachamama
Ich würde vorschlagen eine Arbeitsgruppe zu bilden, die einige Jahre alles studiert und durchleuchtet….
Denn, wenn man keine Lösung finden will oder alles auf die lange Bank schieben will, werden normalerweise Arbeitsgruppen ins Leben gerufen.
Die Arbeitsgruppen dann mit Porsche Fahrer, Harley-Davidson Clubs, Veranstalter von Dolomiten Rundfahrten, Straßenrowdys usw. bilden…..
Dann gibt es sicher eine Lösung.
Ironie aus.
gredner
Ich hätte da einen halb-seriösen Vorschlag (eine Überlegung soll es zumindest Wert sein): die 4 Pässe um den Sellastock nur im Uhrzeigersinn befahrbar zu machen, also als Einbahn, dafür aber zweispurig. Dadurch löst man 2 Probleme auf einmal: man kann beliebig überholen und es gibt keine Staus in den Kehren.