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Die Knete des Primars

Marc Kaufmann

Die Landesregierung hat dem Primar des landesweiten Notfalldienstes, Marc Kaufmann, einen Nebenjob zugeschanzt, der ihm 150.000 Euro einbringt.

von Artur Oberhofer

Im Sanitätsbetrieb Südtirol stellen sich Mediziner hinter vorgehaltener Hand längst die Frage: „Warum belohnt die Politik Marc Kaufmann? Warum beglückt die Landesregierung den Notfallmedizin-Primar mit einem höchst lukrativen Nebenjob? Ist man Kaufmann was schuldig?“

Der Fall Marc Kaufmann beginnt Anfang März dieses Jahres als bekannt wird, dass die Südtiroler Landesregierung den Primarius zum „fachlich strategischen Berater“ der Stiftung „Fondazione Milano Cortina 2026“ ernannt hat. Marc Kaufmann, der ehrgeizige Primar, der während der Corona-Pandemie die Zeit fand, laut darüber nachzudenken, wie man missliebigen Journalisten „weh tun“ könnte, soll also für Olympia die Rettungsdienstpläne ausarbeiten und kontrollieren. Für diese Nebentätigkeit, so sickerte zunächst durch, sollte Marc Kaufmann mit einem Honorar von 50.000 Euro bedacht werden.

Bereits damals kritisierte der Team K-Politiker und Notfallmediziner Franz Ploner den Beschluss der Landesregierung als „Sonderfinanzierung, die es nicht braucht“. Ploner damals gegenüber der TAGESZEITUNG:

„Die Notfallpläne, die auch bei Olympia gelten sollen, gibt es bereits. Für jede größerer Veranstaltung, ob das nun eine Biathlon-WM in Antholz oder das Alpen Flair Festival in Natz ist, braucht es einen Notfallplan, diese Notfallpläne gibt es bereits, und wenn es sie nicht geben sollte, wäre das ein totales Versagen.“

Mit anderen Worten: Wozu dem Herrn Primar Kaufmann 50.000 Euro in den Rachen stecken, wenn – so Ploner – diese Pläne bereits in einer Schublade liegen und nur hausgezogen werden müssen? Die Erstellung der Notfallpläne sei die ureigenste und institutionelle Aufgabe des landesweiten Dienstes für Notfallmedizin. Daher sei es widersinnig und nicht nachvollziehbar, dem Primar des Notfalldienstes 50.000 Euro auszubezahlen für etwas, das er von Amts wegen machen müsse. „Und wenn schon unbedingt Geld fließen muss, wäre es gerecht, wenn dieses Geld in einen Fonds fließt, so dass das Geld dann an alle MitarbeiterInnen der Notfallmedizin prozentuell aufgeteilt werden kann“, so Ploner damals.

Jetzt wird der Fall Kaufmann noch krasser. Der Grund: In Beantwortung einer Anfrage von Franz Ploner muss Gesundheits-Landesrat Hubert Messner nun zähneknirschend einräumen, dass Marc Kaufmann für seine Olympia-Dienste nicht (die eh schon erkleckliche Summe von) 50.000 Euro erhalte, sondern das Dreifache. Sprich: 150.000 Euro.

Hubert Messner schreibt in seiner Antwort wörtlich:

Dr. Marc Kaufmann erhält von der Stiftung jeweils 50.000 Euro brutto pro Jahr (2024, 2025 und 2026). Diese Summen werden pro Quadrimester ausbezahlt, für 2026 hingegen am 30.04.2026 einmalig. 10 % der Einnahmen werden vom Südtiroler Sanitätsbetrieb für den Verwaltungsaufwand einbehalten“.

Der Gesundheits-Landesrat rechtfertigt diese enorme Summe damit, dass es zwar die „entsprechenden Rettungsdienstpläne für Biathlon-Meisterschaften“ und ähnlich Großveranstaltungen bereits gebe. Aber: Die Pläne für die Austragung von Olympischen Spielen würden sich „ganz erheblich von allen bisherigen Veranstaltungen in Antholz unterscheiden“, so Messner.

Der Landesrat rechtfertigt also den Mega-Nebenverdienst von 150.000 Euro für Marc Kaufmann.

Franz Ploner, der als altgedienter Primar den Sanitätsbetrieb von innen kennt, möchte jetzt – wie er polemisch sagt – „wissen, was Kaufmanns Kollegen über diesen Deal denken“. Denn immerhin, so rechnet Ploner vor, entsprechen die 150.000 Euro, die Marc Kaufmann mit seinem Olympia-Nebenjob verdient, „dem Jahresgehalt eines altgedienten Oberarztes“.

Auf die explizite Frage Ploners, „ob die Höhe des Entgeltes für die Nebentätigkeit mit dem Arbeitsvertrag als öffenltich Angestellter vereinbar“ sei, antwortet Landesrat Messner: Ja, die Höhe des Entgeltes sei mit dem Arbeitsvertrag vereinbar.

Einziger Wermutstropfen für Primar Kaufmann: 10 Prozent seiner Gage behält der Sanitätsbetrieb ein.

Denn immer laut Messner zahlt die „Fondazione Milano Cortina 2026“ die „zugesagte Vergütung direkt an den Südtiroler Sanitätsbetrieb, welcher dann – nach Rückbehalt von 10% – den Restbetrag an Marc Kaufmann verbucht“.

Marc Kaufmann bleiben immer noch 135.000 Euro.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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