„Der LH übersteht die 5 Jahre nicht“
Der alte und neue Team K-Chef Paul Köllensperger prophezeit Arno Kompatscher ein jähes politisches Ende – und sieht in Peter Brunner keineswegs den „natürlichen“ Nachfolger.
TAGESZEITUNG Online: Herr Köllensperger, Sie sind als Vorsitzender wiedergewählt worden. Das Team K kommt nicht ohne Köllensperger aus?
Paul Köllensperger: Das Gegenteil ist der Fall. Das Team K hat viele starke Leute, aber in der Zeitrechnung der Parteien sind wir immer noch ein Neugeborenes. Ich stehe gerne für weitere fünf Jahre bereit. Wir möchten das Team K stärker im Territorium verwurzeln. Und ich möchte das Team K als Kapitän bis zur nächsten Schlüsselwahl 2028 anführen, aber nicht mehr als Spitzenkandidat ins Rennen gehen.
Warum nicht?
Weil es eine gewisse Erneuerung braucht. Die Landtagswahl 2028 wird eine richtungsentscheidende Wahl sein, ich war bereits zwei Mal Spitzenkandidat, also ist es richtig, wenn jemand anderes ganz vorne steht.
Bevor es zu der, wie Sie sagen, richtungsentscheidenden Wahl kommt, stehen EU- und Gemeinderatswahlen an. Bei den EU-Wahlen tritt das Team K an?
Ja, wir werden sicher antreten. Wir reden gerade mit möglichen Partnern, mit „Più Europa“. Der neue Vorstand wird demnächst eine Entscheidung treffen.
Sie haben von Verwurzelung im Territorium gesprochen, damit meinen Sie die Gemeinderatswahlen 2025?
Ja, wir wollen versuchen, in mehreren Gemeinden anzutreten …
Zurzeit ist das Team K nur in den Städten Bozen, Meran, Brixen und Bruneck im Gemeinderat vertreten …
Eben, wir wollen – beispielsweise mit befreundeten Bürgerlisten – versuchen, in mehr Gemeinden anzutreten.
Die neue Landesregierung hat nicht gerade einen fulminanten Start hingelegt. Wenn Sie ein bisschen demütiger gewesen wären, hätte der LH Sie und Ihr Team in die Regierung geholt?
Das glaube ich absolut nicht! Für uns war von vornherein klar, dass wir mit den rechtsnationalen Partnern Schwierigkeiten gehabt hätten. Den Rechts-Rechts-Plan hat der LH schon lange vorher gehabt, auch weil die Freiheitlichen für ihn der einfachere Partner sind, rein schon numerisch.
Vom LH ist bekannt, dass er lieber das Team K in der Koalition gehabt hätte, dass er für eine solche Koalition aber nie die Mehrheit im Parteiausschuss bekommen hätte …
Das glaube ich nicht. Wir hätten es ihm ja ermöglicht, mit uns zu gehen. Nur wollten wir – bevor wir in Koalitionsverhandlungen gehen – zuerst mit der SVP allein Fragen inhaltlicher Natur klären. Ideologisch sind der Landeshauptmann und ich ja nicht weit entfernt. Diese Vorgespräche hat man abgelehnt, weil wir die Anti-Lobby-Partei sind und die SVP die Lobby-Partei schlechthin. Fakt ist auch, dass der LH im Ausschuss keinen Finger gerührt hat. Wenn man etwas will, dann geht man in den Parteiausschuss und sagt: Ich will das! Das ist mein Plan! Das hat Kompatscher aber nicht getan, weil es von vornherein nicht sein Plan war, mit uns eine Regierung zu bilden.
Gibt es eine charakterliche Inkompatibilität zwischen Ihnen und dem LH?
Das würde ich nicht sagen. Die wenigen Gespräche, die wir geführt haben, waren recht gut. Wir ticken politisch ähnlich. Aber politisch hat es nicht zusammengepasst, weil die SVP uns als den großen Gegner sieht und weil der LH keine Lust hat, sich in einer Regierung mit einem Paul Köllensperger oder mit einer Maria Rieder auseinandersetzen zu müssen. Bestimmte Sachen, wie ein Stück Rosengarten zu verkaufen, wären mit uns nicht machbar.
Wird der LH das natürliche Ende der Legislatur politisch überleben?
Ich gehe davon aus, dass der LH die fünf Jahre nicht übersteht. Es wird nicht zu Neuwahlen kommen, aber ich gehe davon aus, dass die Landesregierung in der derzeitigen Konstellation nicht bis ans Ende kommt. Kompatscher selbst hat sich eine Exit-Strategie zurechtgelegt, ihn zieht es nach Rom …
Das glauben Sie wirklich?
Ja, in drei Jahren zieht er nach Rom. Zum Zweiten glaube ich, dass er sich in den Koalitionsverhandlungen so ungeschickt verhalten hat, so dass er es sich mit vier, fünf Leuten in der eigenen Mehrheit so vertan hat, diese Leute sinnen nach Rache. Und diese Rache wird kommen.
Wen sehen Sie als Königsmörder oder nächsten LH?
Man hat ja gesehen, wer bei der Ressortverteilung das Zepter geschwungen hat …
Nämlich?
Der, der den Sport bekommen hat.
Sie meinen Peter Brunner.
(lacht) Der ist ein heißer Tipp. Wenn es innerhalb der laufenden Legislaturperiode zum Crash kommt, wovon ich ausgehe, dann wird einer der amtierenden Abgeordneten zum LH aufrücken.
Ein Peter Brunner hätte auch die Unterstützung von Thomas Widmann …
Ich weiß, und er hätte auch weniger interne Gegner. Allerdings: Brunner hat seinen Fuß momentan in vielen Schuhen. Parteiintern täte er sich leichter als Kompatscher, aber ob er in Rom seinen Mann steht, das ist ein anderes Kapitel.
Welchen Eindruck macht auf Sie eine Ulli Mair, die jetzt auf der Regierungsbank sitzt?
Die Ulli sitzt seit 20 Jahren im Landtag, jetzt wird man sehen, ob sie zu dem steht, was sie 20 Jahre lang behauptet hat – oder ob sie auf Reset drückt und sich einen Mehrheitskopf aufsetzt. Ich halte sie für eine Grade, sie redet Klartext, was sehr angenehm ist. Aber im Landtag ist sie nicht durch besondere Kompetenzen oder Inhalte aufgefallen. Jetzt hat sie eine neue Rolle. Sie kann sich im Wohnbau beweisen. Als Landesrätin für Sicherheit hat sie kein Ressort, kein Amt, also möchte ich sehen, ob sie mehr macht als nur Höflichkeitsgespräche mit dem Regierungskommissär zu führen. Das wäre zu wenig. Im Interesse des Landes wünsche ich ihr gute Arbeit.
Interview: Artur Oberhofer
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