„Hat keinen Finger gerührt“
Der Verbraucherschutzverein Robin hat mehr als 5.200 Unterschriften für einen freien Zugang zum Kalterer See gesammelt – und fordert, dass das Land beim ehemaligen Militärareal einen solchen verwirklicht.
von Lisi Lang
„Das ist wirklich eine nicht zumutbare Situation, wenn man den schmutzigsten Ort des Kalterer Sees den Eigentümern des Sees lassen will“, kritisiert Walther Andreaus, ehrenamtlicher Geschäftsführer des Verbraucherschutzvereins Robin. Seit Jahrzehnten gibt es die Forderung nach einem freien Zugang zum Kalterer See. „Jetzt hat man endlich eine konkrete Möglichkeit, hier etwas zu verändern“, sagt Walther Andreaus.
Die Verbraucherschutzverein Robin hat im September eine Online-Petition für einen freien und sanften Zugang zum Kalterer See gestartet und bis jetzt über 5.200 Unterschriften gesammelt. „Auch wurde eine breite Diskussion, nicht nur in den sozialen Netzwerken, ausgelöst, die für die Betroffenen nicht gerade schmeichelhaft ist. Es geht dabei auch darum, dass weniger betuchte oder kurzzeitig erholungssuchende Bürgerinnen und Bürger vom Genuss des Kalterer See ausgeschlossen werden, sollten sie nicht bereit sein, Eintritt zu ihrem See zu zahlen“, kritisiert Andreaus.
Der Verbraucherschützer, der sich sonst mit Themen wie hohen Stromkosten, Inflation, Bankgebühren usw. beschäftigt, betont, dass auch dieses Thema von zentraler Wichtigkeit für die Verbraucher sei – denn auch hier gehe es darum, Kosten zu sparen für die Nutzung eines öffentlichen Sees. „Man zahlt hier für etwas, wo man keine Auswahl hat – es ist aber wichtig, dass man wählen kann“, so Andreaus.
Der Verbraucherschutzverein lässt deswegen mit einem neuen Vorschlag aufhorchen. Das Militärgelände mit Steg in Klughammer am Kalterer See, das im Zuge des sechsten Tauschvertrages an das Land übergegangen ist, soll beim Land bleiben und nicht der Gemeinde Kaltern überlassen werden. Das Land sollte – so der Vorschlag von Robin – einen sanften und freien Zugang zum See auf diesem Areal ermöglichen.
Rund einen Monat vor dem Start der Petition hatte der Landeshauptmann dem Verbraucherschutzverein auf Anfrage mitgeteilt, dass das Militärgelände in absehbarer Zeit vom Land an die Gemeinde Kaltern übertragen werden soll. „Ich bin davon überzeugt, dass sich auch der Nutzungskonflikt mit dem Mähboot lösen lässt und ein öffentlicher Zugang für alle Bürger und Bürgerinnen möglich sein wird. Ich glaube, beides hat Platz und somit würde einer beiseitigen Nutzung nichts mehr im Wege stehen“, so Kompatschers Antwort auf die Robin-Anfrage.
Die Verbraucherschützer zweifeln aber an dieser Einschätzung. „Es ist uns nicht einsichtig, warum plötzlich die Gemeinde Kaltern sich für diese beidseitige Nutzung bemühen soll, hat sie doch schon, um es vornehm auszudrücken, jahrzehntelang keinen Finger gerührt, um einen freien Zugang mit Liegewiese zum See zu schaffen. Eher das Gegenteil ist der Fall“, kritisiert Andreaus.
Das Land als Eigentümer des Kalterer See und nunmehr des Militärareals hätte jedoch erstmals die Möglichkeit die Anliegen der Südtiroler Bevölkerung nach einem freien Seezugang direkt zu realisieren, unterstreicht der Geschäftsführer von Robin. „Das Land kann als Eigentümer dieses Areal sehr gut brauchen und einen Zugang schaffen – deswegen ist es eigentlich komplett unverständlich, warum man dieses Areal so leichtfertig der Gemeinde geben will“, schüttelt Walther Andreaus den Kopf.
Dass mit der Gemeinde Kaltern die Details einer öffentlichen Nutzung zu koordinieren sind, sei logisch, schreibt Andreaus, aber es sei Aufgabe des Landes und des Eigentümers des Kalterer See diese Angelegenheit zu regeln. „Man wird sicher ein paar Müllkübel und sanitäre Strukturen errichten müssen, aber es geht um eine sanfte Nutzung, einen öffentlichen Zugang zum See“, betont der Geschäftsführer des Verbraucherschutzvereins Robin.
Der Verbraucherschutzverein will diesen Vorschlag samt den mehr als 5.200 Unterschriften nun dem Landeshauptmann übergeben, um der Forderung nach einem freien und sanften Zugang Nachdruck zu verleihen. „Das Allgemeininteresse sollte höher stehen als private Interessen. Bis dieses Allgemeininteresse beim Kalterer See-Zugang nicht verwirklicht wird und die ersten Badegäste sich ins Nass stürzen und auf der Liegewiese relaxen, bis dahin lassen wir die Petition und den Protest weiter laufen“, betont Walther Andreaus.
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