Die Rückkehr der gelben Säcke
Nach drei Jahren Pause findet heuer wieder die Caritas-Gebrauchtkleidersammlung statt. Braucht es diese Sammlung neben Kleiderkammern, Tauschmärkten und Second Hand-Shops überhaupt noch? Und: Ist so eine Sammlung nachhaltig?
Tageszeitung: Herr Osthoff, noch letztes Jahr hat man überlegt, ob die große Gebrauchtkleidersammlung überhaupt weitergeht. Am Samstag startet man nach drei Jahren Pause nun trotzdem wieder. Warum?
Guido Osthoff (Caritas-Bereichsleiter): Dafür gibt es mehrere Gründe. Das erste Motiv ist, dass wir wissen, dass es nach wie vor Menschen gibt, die gerne der Caritas Gebrauchtkleider für den guten Zweck geben möchten und es für manche auch einfacher ist, als diese über die Container zu spenden. Der zweite Grund ist, dass wir zusammen mit unseren Partnern überlegt haben, ob das nachhaltig und solidarisch ist und wir haben uns dann auch versichert, dass die Firma, mit der wir zusammenarbeiten an einem Netzwerk angeschlossen ist, wo es um fairwertung geht – wo also die gesamten Abläufe von der Sammlung bis zur Weiterverwertung oder zum Weiterverkauf korrekt und transparent sind. Zudem erwerben wir über die Kleidersammlung auch immer eine wertvolle Geldspende, die wir für unsere Dienste einsetzen können.
Bereits vor der Pandemie waren die Zahlen rückläufig: 2018 wurden noch 600 Tonnen über die große Gebrauchtkleidersammlung gesammelt, 2019 waren es nur noch 500 Tonnen. Mit welchen Zahlen rechnet man heuer?
Das ist eine sehr schwierige Frage. Wir gehen davon aus, dass es weniger als 500 Tonnen sein werden – aber das ist nicht so einfach vorherzusagen. Wir rechnen mit 400 bis 500 Tonnen.
Mittlerweile haben Second Hand-Shops, Kleiderkammern, Tauschmärkte usw. an Beliebtheit gewonnen. Bleibt da überhaupt noch etwas übrig für die gelben Säcke?
Ganz sicher. Wir sagen als Caritas immer, dass man Kleidung weitergeben, tauschen und auch die Kleiderkammern gut versorgen soll. Aber trotz alledem bleibt immer noch ein ganz großer Teil übrig und diesen sollte man so gut als möglich nutzen, also weiterverbrauchen oder wiederverwerten. Wichtig ist, dass die Kleidungsstücke nicht im Restmüll landen.
Also sammelt die Caritas auch Kleidung, die sonst im Müll landen würden…
Genau, wir sprechen hier von einer Alternative, die man hat, wenn alles andere schon gesättigt ist.
Es heißt, dass jeder Bürger jährlich rund sechs Kilogramm Kleidung im Restmüll entsorgt. Kann das stimmen?
Ich habe jetzt nicht die ganz aktuellen Daten, aber ich würde schon auch schätzen, dass wirklich viel im Müll landet – also so fünf bis zehn Kilogramm pro Kopf. Man muss nur kurz überlegen: allein die Kleidung, die wir gerade am Körper tragen, macht wahrscheinlich rund 2-3 Kilogramm aus.
Viele Bürger möchten, dass die guten gebrauchten Sachen wieder einen Nutzer finden und nicht irgendwohin verkauft werden. Was passiert mit den Kleidern, die der Caritas gespendet werden?
Die Gebrauchtkleider werden nach der Sammlung am Samstag auf die Lkw geladen, die dann zu Sortierbetrieben in Deutschland oder in den Niederlanden fahren. Dort werden die Kleidungsstücke in verschiedene Kategorien aufgeteilt, in gebrauchsfähige Kleidung, Produkte, die als Textilen weiterverwertet werden können und Müll. Und der ganz kleine Teil, der effektiv Müll ist, kommt zur Müllverbrennungsanlage und es wird Energie erzeugt – nichts verschwindet also auf irgendwelchen Deponien. Alle anderen Sachen werden auf den entsprechenden Markt hin vorbereitet und je nach Gebrauch in ärmere Länder in Afrika oder Osteuropa verkauft. Es wird dann aber direkt abgeklärt, was wo gebraucht wird – also nicht, dass man eine dicke Winterjacke in ein heißes afrikanisches Land verschickt.
Werden in den Gemeinden mit den Containern noch gebrauchte Kleider gesammelt?
Da kommt auch viel rein. Dass bei der großen Sammlung weniger zusammenkommt, hat auch damit zu tun, dass unterm Jahr viel in die Container kommt. Dazu gibt es in den Städten wie Bozen, Leifers, Brixen u.a. auch noch getrennte Sammlungen. Wenn man das alles zusammenrechnet, kommen sicher mehrere Tausend Tonnen jährlich zusammen.
Wie viel bekommt die Caritas für die Gebrauchtkleider?
Die Caritas erhält einen Kilo-Preis für die Kleidung. Wir hoffen, dass wir durch die Kleidersammlung am Samstag eine Einnahme von rund 50.000 Euro erwirtschaften können.
Heißt das im Umkehrschluss auch, dass dieses Geld in den letzten drei Jahren gefehlt hat?
Natürlich. Und wenn wir sogar noch weiter zurückgehen, wo die Kleidersammlung noch größer ausgefallen ist, sind auch schon mehr als 50.000 Euro zusammengekommen. Und das ist für uns einfach ein wichtiger Zusatz, um die Dienste wie Schuldnerberatung, Hospizbewegung, usw. unterstützen zu können.
Zurück zur Sammlung am Samstag: Einfach auf die Straße stellen kann man die gelben Säcke heuer nicht mehr…
Hier sollte sich bitte jeder Bürger in seiner Heimatpfarrei erkundigen, weil die Sammlung nicht in jeder Gemeinde gleich abläuft. Auf jeden Fall soll aber das Wetter heuer mitspielen – und das ist wirklich hilfreich, da nasse Kleidung schnell unbrauchbar wird.
Interview: Lisi Lang
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