Unerwünschte Biker?
Die Grünen sind mit ihrem Beschlussantrag „Genug ist genug“ im Landtag abgeblitzt. Landesrat Daniel Alfreider erklärt, warum er kurze Sperrungen der Passstraßen skeptisch sieht.
von Lisi Lang
„Wenn der Sommer beginnt, wird es in Südtirol immer laut“, bedauert Brigitte Foppa, Landtagsabgeordnete der Grünen. Die Dolomiten und ihre Bewohner stünden unter zunehmendem Druck: Insbesondere der Massentourismus und seine Auswirkungen, darunter vor allem der motorisierte Verkehr, setzten ihnen zu. „Und ein großes Problem, welches Jahr für Jahr auftritt, ist die Lärmbelastung längs der befahrenen Straßen. Besonders die Anrainer beliebter Ausflugsstraßen stöhnen unter hochtourigem Fahren, unter aufheulenden Motoren oder schneller starker Beschleunigung bzw. plötzlichem Bremsen von Fahrzeugen“, weiß Foppa.
Die Grünen haben deswegen diese Woche im Landtag einen Beschlussantrag eingebracht – mit einer klaren Botschaft: „Genug ist genug.“ Die Grünen fordern u.a. ein Pass-Verbot für besonders laute Motorräder, mehr Geschwindigkeits- und Lärmkontrollen und ein Aus für Tourismuskampagnen, die spezifisch Motorradfahrer anwerben. „Projekte zum Schutz von Berg und Mensch und die Probleme der verkehrsbelasteten Straßen sind in den vergangenen Jahren sehr oft angesprochen worden – aber auch wenn das Problem bekannt ist, tut man sich mit konkreten Lösungen, die rasche Linderung bringen, bislang schwer“, kritisiert Foppa.
Im Sinne des Klimaplans wäre es aber notwendig, so Foppa, sich klar vom Motorradtourismus zu distanzieren und von entsprechenden Werbepartnerschaften abzusehen. Warum genau die Motorräder? „Weil diese am lautesten sind“, sagt die Grüne. „Die Blechlawinen, die sich morgens in die Täler hinein und abends hinaus wälzten, sind tägliche Bilder der Hochsaisonen“, so Foppa.
Dass allein der Tourismus schuld an den Motorradfahrern sei, will der SVP-Abgeordnete Helmut Tauber so nicht stehen lassen. Den Touristikern „zwei um die Löffel zu schmieren“, und zu sagen, diese seien schuld an den ganzen Motorradtouristen, findet er nicht richtig. „Ich kenne keine Südtirol-Aktion, in der Motorradfahrer angeworben werden. Letztlich geht es um die Gesamtstrategie beim Verkehr“, unterstreicht Tauber.
Ulli Mair bricht eine Lanze für die Biker: Grundsätzlich habe sie großes Verständnis für Lärm und dass Personen, die diesem ausgesetzt seien, sensibel seien. „Der Großteil der heutigen Motorradfahrer ist verantwortungsbewusst und auch sensibel gegenüber der Umwelt. Ich halte nichts von Verboten und wenn ich im Antrag lese, dass man in den Sommermonaten bestimmte Straßen verbieten will, dann ist das eine Diskriminierung und Ungleichbehandlung einer Gruppe“, kritisiert Ulli Mair. Sie begrüße aber sehr wohl Kontrollen, an diesen fehle es nicht nur in Südtirol, sondern auch in Tirol, Bayern etc.
Nach einer hitzigen Debatte wurde der Beschlussantrag der Grünen schlussendlich abgelehnt. „Wenn man einfach sagt, dass man für zwei Stunden schließt, dann muss man auch die Konsequenzen bedenken“, sagt der zuständige Landesrat Daniel Alfreider und verweist auf die Erfahrungen in Prags. „Dort hat man gesehen, dass sich schon eine Stunde vor der Wiederöffnung der Straße die Autos bis zur Staatsstraße stauten“, erinnert Alfreider. Und das könne auch nicht das Ziel sein.
Die Forderung nach mehr Kontrollen, kann Daniel Alfreider nachvollziehen – allerdings sei das nicht immer ganz so einfach, auch wegen des Personalmangels. „Aber im vergangenen Jahr ist die Zahl der Kontrollen vervierfacht worden und in diesem Jahr werden diese nochmals verdoppelt“, kündigt Alfreider an.
Kommentare (18)
Lesen Sie die Netiquette und die Nutzerbedingungen
Du musst dich EINLOGGEN um die Kommentare zu lesen.