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„Viel Arbeit, viele Opfer“

Er ist nicht nur aufgrund seines skifahrerischen Könnens das Idol zahlreicher Südtiroler Ski-Kids: Lucas Braathen begeistert seine jungen Fans auch wegen seiner unkonventionellen, lockeren Art.

Vor kurzem war der 23-jährige Norweger in Südtirol zu Gast. Im Rahmen des Energiapura Children & Kids Series Award Days in St. Vigil in Enneberg durften Alex Silbernagl (Seiser Alm Skiteam) und David Castlunger (Skiteam Alta Badia) den skandinavischen Champion interviewen. Lucas Braathen über…

… die Wichtigkeit, schon als Kind Rennen zu fahren…

Rennen zu fahren ist ein wichtiger Lernprozess. Denn im Rennen stehst du unter Druck, du hast nur zwei Möglichkeiten, einen Lauf ordentlich runterzubringen. Im Training kannst du hingegen zahlreiche Fahrten machen, einen Lauf x-mal wiederholen. Deshalb ist es wichtig, schon als junger Athlet auch Rennen zu fahren, um diese Rennfahrer-Mentalität zu bekommen. Aber: schnell Ski fahren, also gute Ergebnisse zu erzielen, ist für Kinder nicht so wichtig.

… seine mentale Vorbereitung auf ein Rennen…

Ich denke vor einem Rennen nur an die Bewegung, spiele sie im Kopf immer wieder ab. Das hat für mich absolute Priorität. Der schnellste Athlet im Weltcup ist immer der Athlet mit der besten Technik und nicht jener mit der meisten Intensität, also der sich vor dem Rennen voll pusht. Wenn du dich zu viel pushst, dann kommen die Fehler. Technik, Technik, Technik – darauf kommt es an.

… Skitraining im Sommer…

Jeder Athlet ist anders und muss für sich bewerten, ob er im Sommer Ski fahren will oder nicht. Für gewisse Skirennläufer ist es wichtig, dass sie im Sommer eine Pause einlegen. Andere Athleten hingegen brauchen jeden Monat Skitraining, damit sie im Winter gute Ergebnisse erzielen können. Es ist also sehr individuell. Es gibt nicht den richtigen Weg, da muss jede und jeder auf sein eigenes Gefühl hören. Ich fahre nach der Weltcupsaison noch immer viel im April. Im Mai, Juni und Juli stehe ich überhaupt nicht auf den Skiern, im August beginne ich langsam und ab September gebe ich Vollgas. Ich kenne aber auch Athleten, die im Mai, Juni, Juli auf Schnee trainieren.

… über Ausfälle…

Im Moment des Ausscheidens ist es natürlich eine Krise und Katastrophe. Du bist angeschlagen und ärgerst dich. Aber: Was ist schon ein Rennen im Laufe einer langen Karriere? Nichts. Deshalb ist es wichtig, sofort den Hebel umzulegen, nicht in den Krisenmodus zu verfallen und darüber nachzudenken, was falsch gemacht wurde. Und dass du dann deine Lehren daraus ziehst. Denn ein Ausfall ist eine perfekte Möglichkeit, um zu lernen, um es das nächste Mal besser zu machen.

… über die Slalom-Kristallkugel, die er heuer gewonnen hat…

Es ist nicht so, dass ich jeden Tag daran vorbeigehe, sie stundenlang anschaue und mich toll fühle. Sie ist verstaut, in einer Box in meinem Haus. Außerdem reise ich viel, dann könnte ich sie ohnehin nicht so viel anstarren (lacht). Natürlich ist es cool, Weltcupsieger zu sein. Aber für mich zählte primär das Gefühl, das ich hatte, als feststand, dass ich die Kugel gewonnen hatte. Da war sehr viel Genugtuung für die viele Arbeit, für die vielen Opfer dabei.

… seine Freundschaft mit Atle Lie McGrath…

Er und ich sind Freunde, seit wir 11 Jahre alt sind und für denselben Klub fahren. Er ist ein toller Athlet, hat eine starke Mentalität. Wir sind keine Konkurrenten, sondern Kollegen. Wir lernen voneinander und pushen uns gegenseitig. Dadurch sind wir beide immer schneller geworden. Wir gehen diesen Weg gemeinsam und sind dadurch beide viel stärker.

… Marcel Hirscher.

Er ist der größte Skifahrer aller Zeiten. Und Marcel Hirscher ist auch mein größtes Idol in der Skifahrerwelt.

Fragen: Alex Silbernagl und David Castlunger

 

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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