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Das Potenzial der Schiene

Die Landesregierungen von Tirol und Südtirol haben eine Resolution für mehr und einfacheren grenzüberschreitenden Schienenverkehr beschlossen – und zwar für den Waren- wie für den Personenverkehr.

Vor wenigen Tagen haben die Landeshauptleute Arno Kompatscher und Anton Mattle sowie die beiden Mobilitätslandesräte Daniel Alfreider und René Zumtobel stellvertretend für die beiden Länder Südtirol und Tirol eine Resolution zur Stärkung der Schiene am Brenner unterzeichnet.

Mattle und Zumtobel haben die Resolution im Rahmen der Plenarsitzung der Brenner Corridor Platform (BCP) in Innsbruck an den in der EU für den Skandinavien-Mittelmeer-Korridor zuständigen Koordinator Pat Cox übergeben.

Landeshauptmann Kompatscher und Landesrat Alfreider dagegen werden die Forderungen entsprechend der Resolution an die zuständigen Ministerien in Rom richten, sodass die gesteckten Ziele in guter Abstimmung mit allen Ministerien und Schienenbetreibern in Italien und Österreich erreicht werden.

Lkw stärker von der der Straße auf die Schiene verlagern

Die von den beiden Ländern gemeinschaftlich erarbeitete Resolution sieht unter anderem vor, dass regionale Transport- und Wirtschaftsunternehmen bei der Umsetzung von Verlagerungsprojekten noch mehr Unterstützung erhalten sollen.

Die Länder wollen somit den Unternehmen Hilfestellungen anbieten, um die Verlagerung einfacher und attraktiver zu machen. Die Unterzeichner sind sich nämlich einig, dass die Schiene nicht nur in Zukunft eine zentrale Rolle im Güterverkehr einnehmen wird. Auch heute sei das Potenzial der Schiene noch nicht zur Gänze ausgeschöpft. Es gelte, die Nutzung der Schiene zu steigern und so die Straßeninfrastruktur und Umwelt zu entlasten. Zudem gebe es in Tirol und Südtirol viele Produzentinnen und Produzenten mit Verlagerungspotenzial.

Entsprechend ist Tirols Landeshauptmann Mattle überzeugt, „dass wir nur mit einer aktiven Verlagerungspolitik können die massive Transitbelastung entlang des Brennerkorridors eindämmen können. Große Veränderungen fangen oft im Kleinen an“. So sollen Verlagerungsberaterinnen und -berater, genannt ‚Railcoaches‘, künftig zwischen Wirtschaft, Bahn, Gemeinden und FördergeberInnen vermitteln und den Umstieg auf die Schiene für Unternehmen noch leichter machen.

Digitalisierung der Transportdokumente und einheitliche ROLA-Wagenanzahl von 23

Vor allem wollen Tirol und Südtirol die Grenzaufenthalte von Güterzügen am Brenner deutlich reduzieren. Auch wenn die Zuständigkeit bei den Nationalstaaten liegt, peilen alle Beteiligten an, dass die Grenzaufenthalte bis Ende 2025 maximal eine halbe Stunde betragen und bis Ende 2030 komplett entfallen sollen. Dazu ist es unter anderem notwendig, die Digitalisierung der Transportdokumente grenzüberschreitend voranzutreiben.

Wie Landesrat Alfreider betont, „muss an mehreren Stellschrauben gedreht werden, um den Güterverkehr auf der Schiene zu potenzieren. Einerseits ist die Infrastruktur anzupassen und zu erweitern. Andererseits müssen verschiedene länderspezifische Regelungen grenzüberschreitend überwunden werden, die derzeit noch den Güterverkehr auf der Schiene einbremsen.“

Wie zwischen Deutschland und Österreich bereits möglich, sollen in Zukunft auch Fernverkehrszüge ohne Halt den Brenner passieren. Dazu sind umfassende Anpassungen bei der Technik und den geltenden Vorschriften notwendig, die noch vor der Eröffnung des Brenner-Basistunnels erfolgen müssen.

Auch die Rollende Landstraße (ROLA) gelte es bis zur Inbetriebnahme des Brenner-Basistunnels weiter zu stärken, sagt Landesrat Zumtobel: „Denn auch künftig können nicht alle Güter mit einem Kran vom Lkw auf die Bahn verladen werden.“

Während in Österreich 23 Wägen als ROLA-Zug erlaubt sind, sind es in Italien am Brennerkorridor aktuell nur 21. „Noch im Laufe des heurigen Jahres wollen wir erreichen, dass für beide Länder 23 Wagen möglich sind und wir damit die Strecke Wörgl-Trient besser auslasten“, sagt Zumtobel.

Auch auf EU-Ebene werden Schritte gefordert

Auf europäischer Ebene und in enger Zusammenarbeit verschiedener Regionen gibt es Projekte und Arbeitsgruppen, die sich dem Thema Schienenverkehr am Brennerkorridor widmen.

Das EU-TEN-Projekt SCAN MED CORRIDOR (Skandinavien-Mittelmeer-Korridor) sieht den massiven Ausbau der Bahnverbindungen zwischen Skandinavien und Süditalien vor.

Die Resolution von Tirol und Südtirol soll nun die Weichen für einen raschen Fortschritt im Gebiet der beiden Länder stellen, hält Alfreider fest: „In den kommenden Monaten und Jahren stehen sowohl nördlich als auch südlich des Brenners Sanierungsarbeiten entlang der Brennerautobahn an. Unsere Investitionen in die Schiene sollen dazu beitragen, damit die Eisenbahn die notwendige und funktionierende Alternative für die Verlagerung der Waren auf die Schiene sein kann.“

Auch Landesrat Zumtobel weist darauf hin, dass „diese notwendigen Sanierungsarbeiten die Kapazitäten auf der Straße merklich einschränken werden.“

„Es ist nun umso mehr an der Zeit, die Kapazität der Schiene zu potenzieren, um diese Verlagerung zu schaffen“, sagt Landeshauptmann Kompatscher.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (2)

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  • sukram

    Ich habe bei den ganzen Schieneninitiativen mein Bauchweh. Die Trends due ich sehe gehen immer mehr Richtung grüner Mobilität und Individualmobilität. Die Städte der Zukunft werden mir Rollern durchrollt, außerstädtische Mobilität erfolgt mit emissionsfreien Pkws (Sharing oder Eigentum), die Logistik erfolgt mit selbstfahrenden H2 und E Lkws. Damit verliert die Schienen ihren einzigen Vorteil der Umweltfreundlichkeit und muss sich einem Wettbewerb stellen, indem ich keine realistische Chance für die Schiene sehe.

  • chris75

    Do werd sich dr Salve Salvini freuen… 😉

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