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„Menschlich tief getroffen“

Die am Dienstagnachmittag entlassene SASA-Generaldirektorin Petra Piffer bezeichnet den Schritt des Verwaltungsrats als „ungerechtfertigt, rechtswidrig und rufschädigend“ und zieht vor das Arbeitsgericht. Landesrat Daniel Alfreider sagt: „Sie hat sich Diskretion verdient“.

von Thomas Vikoler

Die von SASA-Verwaltungsratspräsidentin Astrid Kofler unterzeichnete PEC-Mail erreichte Petra Piffer am Dienstagnachmittag um 16.13 Uhr. Der Adressatin wurde dort die Entlassung aus ihrem Dienstverhältnis aus einem „wichtigen Grund“ und mit „sofortiger Wirkung“ mitgeteilt.

Eine Kündigung eines neun Jahre dauernden Dienstverhältnisses als Generaldirektorin der Busgesellschaft SASA, die für einige Verwirrung sorgt, nicht zuletzt bei der Betroffenen.

„Ich bin menschlich tief getroffen von diesem Schritt. Ich bin tief erschüttert, da ich ihn für völlig ungerechtfertigt, rechtswidrig und rufschädigend für mein berufliches Ansehen halte“, sagte Piffer zur TAGESZEITUNG.

Zu den Gründen für ihre Entlassung will sie auf Anraten ihrer Anwälte nichts sagen, weil dies ein Eingriff in das Arbeitsrechtsverfahren sein würde, welches die 52-jährige Brixnerin nun anstrengen will.

„Ich sehe mich gezwungen, mich an das Arbeitsgericht zu wenden, um meine Rechte zu schützen“, so Piffer.

Sie war bei der SASA, die bei ihrem Amtsantritt im Jänner 2014 den Gemeinden Bozen, Meran und Leifers gehörte und inzwischen eine Inhouse-Gesellschaft des Landes mit 88-Prozent-Beteiligung ist, unbefristet angestellt.

Die Entlassung war aber in gewisser Weise angekündigt, auch wenn die kurzfristig zustande kam. Nachdem am Dienstag über eine mögliche Suspendierung Piffers berichtet worden war, wurde der Verwaltungsrat einberufen, um den zweiten Schritt zu vollziehen.

Piffer bestätigt, vor gut einem Monat vom Dienst suspendiert worden zu sein. Warum? Auch hier hüllt sich die ehemalige Personalmanagerin von Forst und GKN Driveline in Schweigen, dies sei eine Angelegenheit des anstehenden Arbeitsprozesses. „Ich habe auf die Suspendierung mit einer schriftlichen Stellungnahme reagiert“, so die nunmehr Entlassene. Auch die ausgesprochene Suspendierung bezeichnet sie für „unrechtmäßig, ungerechtfertigt und schädigend für meine berufliche und persönliche Würde“.

Andererseits ist klar, dass ein Unternehmen, zumal ein öffentlich kontrolliertes, seine Generaldirektorin nicht ohne Grund entlässt. Es gibt entweder disziplinäre (wonach es hier nicht aussieht) oder fachliche Begründungen, die entsprechend belegt sein müssen.

Dass die Entlassung Piffers der SASA sehr teuer kommen wird, steht bereits jetzt fest. Weil Führungskräfte nicht auf Wiedereinstellung klagen können, geht es hier um eine Ausgleichszahlung für (vermeintlich) ungerechtfertigte Entlassung. Etwa so wie im Fall des entlassenen Direktors des Sanitätsbetriebs Thomas Schael, der einen Betrag von 80.000 Euro erhielt.

Piffers Kündigung ist mit Sicherheit mit den Eigentümervertretern abgesprochen worden, insbesondere mit Mobilitätslandesrat Daniel Alfreider, der zuletzt in einem Interview gefordert hatte, bei der SASA müsse ein „Tempowechsel“ stattfinden und die Digitalisierung vorangetrieben werden.

Alfreider sagte gestern zur TAGESZEITUNG, er kenne den „Fall Piffer“ nicht im Detail und fügte etwas kryptisch hinzu: „Mir liegt am Herzen, dass die Kontinuität in der Gesellschaft gewährleistet ist – und das ist der Fall. Wir wollen, dass die SASA eine der wichtigsten Transportgesellschaften wird. Dafür brauchen wir zusätzliche Busfahrer. Petra Piffer hat sich Diskretion verdient. Ich vertraue voll darauf, dass der Verwaltungsrat die richtigen Entscheidungen trifft“.

Wurde die Direktorin etwa entlassen, weil es ihr nicht gelungen ist, ausreichend Busfahrer zu rekrutieren?

Das ist nicht auszuschließen und wird wohl Gegenstand des Verfahrens vor dem Arbeitsgericht. Die Ex-Generaldirektorin betont jedenfalls, dass sie in den vergangenen neun Jahren „sehr viel Herzblut“ in ihre Arbeit gesteckt habe. Es hat offenbar nicht ausgereicht.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (19)

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  • andreas

    Um eine Direktorin zu suspendieren, braucht es trifftige Gründe und das Alfreider den Fall anscheinend nicht genau kennt, ist mehr als peinlich.

    Interessieren den mehr, welche Brötchen und welchen Leps die Cateringfirma liefert, wenn er wieder mal beim Abschluß einer Teerung einer Straße sich feiern lässt?
    .
    80.000 Euro als Entschädigung wären gar nichts, da schon bei normalen Stellen teilweise 15.000-20.000 Euro nötig sind.
    Um über den Fall zu urteilen, müsste man Details kennen, so ist es unmöglich.
    Ich gehe aber mal davon aus, dass der Verwaltungsrat richtig gehandelt hat.

  • gulli

    „Alfreider sagte gestern zur TAGESZEITUNG, er kenne den „Fall Piffer“ nicht im Detail“
    Kurz gesagt, die Direktorin der größten Inhouse-Gesellschaft des Landes wird für einen Monat suspendiert und dann entlassen und der zuständige Landesrat hat keine Ahnung weshalb?

    • heracleummantegazziani

      Er kennt den Fall Piffer nicht IM DETAIL. Und selbst wenn er in ihm Detail kennen würde, könnte er zum augenblicklichen Zeitpunkt, da ein Verfahren angekündigt wurde, nichts sagen. Leuchtet Ihnen das ein?
      Dass Alfreider den Fall nicht im Detail kennen kann liegt schon in der Natur der Sache. Er ist zwar Landesrat für Mobilität, sitzt aber weder im Verwaltungsrat noch im Aufsichtsrat der SASA.

      • andreas

        Ein Landesrat hat in so einer Angelegenheit informiert zu sein, wenn sie schon seit einem Monat suspendiert ist.
        Wie die Brötchen bei Einweihungen belegt sind, könnte er durchaus delegieren.

        • hermannh

          @andreas; die SASA ist ein eigenständiger Betrieb an dem das Land beteiligt ist, Italien hat ein wahnsinniges Datenschutzgesetz und schon deshalb kann bzw. darf der Landesrat nicht alles wissen. Dies ist ein arbeitsrechtlicher Fall und kein politischer (und auch wenn Du es 5 x schreibst).

          • pingoballino1955

            hermannl,du glaubst wohl selbst nicht,was du davon dir gibst? Bist du Jurist,oder nur nichtswissender Besserwisser?

          • andreas

            Die Sasa gehört den Gemeinden Bozen, Meran und Leifers und ist seit 2017 eine InHouse Gesellschaft des Landes, da sie ihr so ein paar Aufträge ohne Ausschreibung zukommen lassen konnten.
            Irgendwie sollte ein Landesrat doch einen gewissen Draht zur Führung haben.
            Er muss sich ja nicht dazu äußern, aber zu sagen, er hat keine Ahnung, finde ich etwas peinlich.

          • summer1

            Pingo
            Andreas
            Es ist arbeitsrechtlich, da ein Gerichtsverfahren anhängig ist, genau so, dass der Landesrat im Grunde gar nichts sagen darf.
            Ob es dann klüger wäre, zu sagen, er dürfe wegen des Verfahrens keine Äußerungen tätigen oder er kenne den Fall nicht im Detail, ist eine andere Frage.
            Ich gestehe einem Landesrat, der Deutsch als Fremdssprache spricht, wohl Italienisch als Zweitsprache, zu, dass er mal nicht die glücklichste Formulierung wählt.
            Möchte mal euer Italienisch hören oder lesen. So what?

        • heracleummantegazziani

          Selbst wenn er informiert wäre, dürfte er nichts sagen. Die Tatsache, dass SASA eine In-house-Gesellschaft ist, sagt nichts über die interne Kommunikation aus. Die Gesellschaft hat einen eigenständigen Verwaltungsrat und einen Aufsichtsrat.

  • tirolersepp

    Wo soll das Problem wohl liegen, sie hat eben nicht gespurt – ganz einfach!

  • pingoballino1955

    Summer 1,möchte dein Italienisch in Frage stellen! Lerne mal Englisch,ist eine Weltsprache,dann hast du weniger Zeit hier herumzueiern!

  • dn

    Bin schon gespannt, wer im Freunderl-Karusell den Posten besetzen darf.

  • wichtigmacher

    Ein Landesrat, welcher nicht weiss, was in seinem Zuständigkeitsbereich los ist ??????

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