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„Verschwenderische Wellnessanlagen“

Felix von Wohlgemuth

Grünen-Co-Sprecher Felix von Wohlgemuth zum Wassernotstand: Die Landesregierung müsse auch den Tourismusbereich angemessen in die Pflicht nehmen.

Die Bilder vom zusehends schwindenden Gardasee sind nur die offenkundigsten Folgen der aktuellen Trockenheit in ganz Norditalien, schreibt der Grüne Co-Sprecher Felix von Wohlgemuth in einer Aussendung. Das wahre Drama spiele sich aber unter der Erdoberfläche ab – verborgen, aber viel gravierender.

Die fehlenden Niederschläge in den Wintermonaten hätten dazu geführt, dass sich die Grundwasserreservoire z.B. im Veneto nicht vom Dürre-Sommer 2022 erholen konnten. Teilweise lägen die Pegel derart tief, dass sie von den Messstellen gar nicht mehr erfasst werden können.

„Die nächsten Monate“, so von Wohlgemuth weiter, „werden daher im Bereich Wassermanagement zu einer echten Herausforderung und es ist zu befürchten, dass die entsprechenden Entscheidungen bald nicht mehr in Bozen, sondern in Rom getroffen werden.“

Denn an der Mündung der Etsch müsse ein Durchfluss von mindestens 80m³/s garantiert werden, da ansonsten eindringendes Meerwasser zu großflächigen Versalzungen des Grundwassers führen würde. Es sei fraglich, ob dieses Ziel auch heuer mit vergleichsweise leichten Einschränkungen erreicht werden kann, so von Wohlgemuth.

Der Grünen-Politiker weiter: Im Gegensatz zum Vorjahr sei nämlich der Reschensee, mit über 116 Mio. m³ der größte Stausee im Lande, derzeit leer.

Auch die restlichen Stauseen seien alles andere als gut gefüllt. Sollten die – vom Veneto gewünschten – 20m³/s an zusätzlichem Wasser an die Etsch abgegeben werden müssen, bedeute dies nicht nur erhebliche finanzielle Einbußen zu Lasten der landeseigenen Alperia, sondern gefährde die insgesamt die Stromproduktion im Land.

Felix von Wohlgemuth weiter:

Aber auch unsere Landwirtschaft ist dringend auf Wasser angewiesen, sei es für Frostberegnung, oder Bewässerung. Unter großen finanziellen Anstrengungen wurde hier von den Konsortien 1. und 2. Grades in den letzten Jahren auf wassersparende, nachhaltige Bewässerungsmethoden umgestellt und konnte so eine Technologieführerschaft in diesem Bereich erarbeitet werden.

Größere Einsparungen sind hier kurzfristig nicht mehr zu erreichen, ohne dass dies nicht zu massiven Schäden in der landwirtschaftlichen Produktion führen würde.

Die große Frage ist daher, ob die von der Landesregierung nun angedachten Maßnahmen zur Wassereinsparung diesmal auch den Tourismusbereich angemessen in die Pflicht nehmen.

Denn hier wurde der Wasserverbrauch in den letzten Jahren kontinuierlich erhört. Verschwenderische und teilweise absurde Wellnessanlagen und Poollandschaften verbrauchen enorme Mengen Trinkwasser; aber auch der ,normale‘ Hotelbetrieb, also Reinigung der anfallenden Wäsche und Bewässerung der Gartenanlagen tragen dazu bei, dass schätzungsweise bis zu 500 Liter Wasser pro Tourist:in und Tag verbraucht wird.

Das sind sage und schreibe mehr als doppelt so viel, wie Einheimische am Tag verbrauchen (ca. 200 Liter).

Vor diesem Hintergrund primär Einschränkungen der Wassernutzung der Haushalte vorzusehen, welche ihre Balkonpflanzen oder Tomatenbeete gießen, ist schwer vermittelbar. Auch kürzeres Duschen oder sonstige abenteuerliche Vorschläge nützen zwar immer etwas, sind aber nicht mehr als der sprichwörtliche Tropfen auf den heißen Stein. 

Es ist höchste Zeit, am Verursacherprinzip festzumachen und konkrete Maßnahmen gegen die Wasserverschwendung bzw. den gedankenlosen Umgang mit dieser beschränkten Ressource zu erlassen – auch und gerade im Tourismussektor.“

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (66)

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  • rumer

    Herr Wohlgemuth, was passiert denn mit dem Wasser der Hotelwäscherei? Es fliesst über die Kläranlage wieder in die Etsch. Das Hotel verbraucht das Wasser ja nicht und somit sind ihre Zahlen in diesem Kontext Unsinn. Wenn ein Hotel die Pools im Frühjahr bei der Schneeschmelze füllt und Ende August wieder ablässt, sind sie sogar positiv zu werten.
    Zur Verdunstung in den Hotelgärten und in der Landwirtschaft: ich waage zu behaupten, dass in Südtirol verdunstetes Wasser zu einem erheblichen Teil wieder bei uns abregnet. Also ist auch dieser „Verbrauch“ zu relativieren.

    • sigmundkripp

      @rumer: Bei normalen Niederschlägen hätten Sie ja Recht. Momentan aber ist die Lage so, dass sich die Quellkammern gar nicht mehr füllen! Es steht also teilweise gar kein Wasser zur Verfügung, das evtl. wieder in den Kreislauf zurück könnte. Kein Schnee im Hochgebirge heisst: Kein Schmelzwasser im Frühjahr! Keine Niederschläge bedeuten: Kein Auffüllen des Grundwasserspeichers.
      Nachhaltigkeit heißt: Nicht mehr wegnehmen, als nachkommt. Wenn also nichts nachkommt, darf ich auch nichts wegnehmen. Die Reihenfolge der Berechtigung bei Einschränkungen ist dabei folgende: 1. Trinkwasser 2. Fischwasser 3. Landwirtschaft 4. Industrie

      • rumer

        @sigmund
        trotzdem rinnt das Wasser der Wäscherei zurück in die Etsch….mit diesem Punkt habe ich Recht, da genügend Trinkwasser in Südtirol zur Verfügung steht (ausgenommen Ritten…).
        Grundsatzfrage: warum sollen die Lebensmittel auf unseren Feldern vertrocknen und die Lebensmittel in der Poebene kriegen unser Wasser?
        Wir bauen unsere Stauseen und die Poebene kann ihre Rückhaltebecken selber bauen. So macht es auch, langsam langsam, die Landwirtschaft in Deutschland.

      • andreas

        Ihr Wein ist ein reines Luxusprodukt, braucht niemand und ist eine Rauschmittel, also unterlassen sie es bitte, Wasser für diesen Unsinn zu verschwenden.

        • sigmundkripp

          Vielleicht wissen Sie es noch nicht: die ca, 88% Wasser im Wein holt sich die Rebe selbst aus dem Boden (wenn er feucht genug ist). Wir Winzer geben kein Wasser dazu, diese Zeiten sind vorbei! 🙂
          Aber auch Sie haben Recht: Wenn in den Quellkammern kein Wasser mehr drin ist, wird auch das Reinigen der Kellerei schwieriger. Daher trete auch ich für sparsamen Umgang mit Wasser ein. Die von Felix Wohlgemuth angesprochene Problematik des hohen Verbrauchs im Luxustourismus bleibt bestehen.

          • andreas

            Eigentlich ging es mir um ihre Wertung und den Umstand, dass jeder meint, der andere soll sparen.
            Landwirtschaft ist gleichberechtigt wie Industrie, da einige Industrieprodukte gewiss relevanter als z.B. Wein sind.

      • pingoballino1955

        Hat rumer anscheinend nicht verstanden.Fazit: vom leeren Wasserglas,kann man keinen Tropfen mehr trinken! KLARO?

    • felixvonwohlgemuth

      Pro m² Wasseroberfläche verdunsten bis zu 12 Liter am Tag. Nimmt man einen Pool von 6x3m als Basis, so können pro Woche mehrere hundert Liter Wasser verloren gehen….Es ist also alles andere als ein Nullsummenspiel.
      Auch dass das verdunstete Wasser „wieder zu einem erheblichen Teil wieder bei uns abregnet“ hält einer meteorologischen Überprüfung wohl nicht stand. Wir erinnern uns alle an den letzten Sommer, wo wochenlang keine Niederschläge gefallen sind – trotz Verdunstung.

    • cosifantutte

      @rumer, das System ist komplexer als von Dir porträtiert. Das von den Hotels „unnötig“ konsumierte und somit verschmutzte Wasser (mehrere hundert Liter pro Gast und Tag) kann biologisch schwer gereinigt werden, weil der zum Abbau der organischen Restverschmutzung erforderliche Sauerstoff in den warmen, sauerstoffarmen Flüssen im Niedrigwasser nicht in ausreichendem Masse vorhanden ist. Schmutziges Wasser ist problematisch da es das Ökosystem und Gesundheit belastet.

      Bei der künstlichen Beschneiung und Beregnung verdunstet eine Menge Wasser und wird durch Atmosphärenströmungen abtransportiert. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Wasserdampf lokal wieder abregnet, ist gering.

      Zu den Speicherbecken: Wasser, das in einem Becken zurückgehalten und verrohrt anderen Zwecken zugeführten wird, fehlt entlang des Flusslaufes zur Versickerung und Regeneration der Grundwasserspeicher. Folge ist eine allmähliche „Austrocknung“ der Landschaft in Perioden geringen Niederschlags. Im Boden wäre es besser aufbewahrt. Dieser Effekt wird verstärkt, je aggressiver entnommen wird um ein nicht-nachhaltiges System am Leben zu erhalten. Nicht nachhaltig heisst, dass der Bedarf das Dargebot „im zeitlichen Mittel“ (Jahr über Jahr) überschreitet. Da befinden wir uns.

      Es ist auch wichtig zu analysieren, was versorgungsstrategisch (i.e wo kommen die Kalorien her?) wichtiger ist: Südtiroler Äpfel und Beerenobst (u.A. Erdbeeren) oder der Mais, Reis und Weizen aus der Poebene. Ich tippe auf das zweite. Somit sitzen die Obstproduzenten im Ernstfall am kürzeren Hebel. Den Verbrauch durch Grossvieheinheiten auch nicht vergessen.

      Es gibt interessante Veröffentlichungen zum Paradox der Bewässerungseffizienz. Höhere Effizienz führt nicht unbedingt zu geringerem Verbrauch. Einen Artikel auf Science findest Du hier. Deepl hilft bei der Übersetzung.

      https://www.science.org/doi/10.1126/science.aat9314

      • rumer

        @cosi
        dann liege ich mit meinem Mais, Kartoffeln und Getreide ja richtig und muss, deiner Meinung nach, mein Wasser nicht für Mais und Getreide in der Poebene abgeben. Danke dir!

      • placeboeffekt

        Endlich mal ein vernünftiger Kommentar hier

        Vielen Dank

        Das darf man den Tourismusbetreibern ruhig unter die Nase halten

        • pingoballino1955

          Das wollen sie nicht hören,ganz klar,die Herren und Damen mit ihren HORRENDEN WASSERVERBRAUCHENDEN HOTELTEMPELN.Euch werden wir noch zeigen,ob der Otto Normalbürger in seiner Wohnung noch duschen darf und ein Glas Wasser trinken darf.Übertreibt es nicht,sonst gibt es “ EIER“ ,und zwar FAULE!

      • meintag

        @cosifantutte
        Gerade im Vinschgau dürfte in der kommenden warmen Periode kein einziger Oberkronenberegner zu sehen sein weil dieses Tal bekanntermassen zu den niederschlagsarmen Täler zählt. Mal schauen wie die Obstbarone, ihre Genossenschaftsmanager und die Oberen des Bonifizierungsausschusses reagieren werden.

  • esmeralda

    Die Hoteliers mit großzügigen, verschwenderischen Wellnessanlagen sollen halt einen dementsprechend hohen Wasserzins zahlen, mit Kostenwahrheit. Die Kosten für diesen Luxus soll nicht die Allgmeinheit tragen, sondern der Betreiber, der ja auch die Profitte daraus zieht.

  • tirolersepp

    Trinkwasserspeicher im ganzen Land ohne wirds wohl nicht mehr gehen !

    Beschneiung im Winter funktioniert perfekt !

  • andreas1234567

    Hallo nach Südtirol,

    die Obersten bei den Touristenverbänden wollen nicht mehr den Gast der in diesen einfachen Familienpensionen absteigt, der wirft einfach zu wenig ab.

    Originalzitat der IDM:

    ……
    IDM hat zudem die Aufgabe, weitere Märkte zu erschließen. Dabei sprechen wir Zielgruppen an, die hinsichtlich ihrer Werte und Ausgabebereitschaft zur Destination passen und ausreichend Wertschöpfung bringen. Es handelt sich um reiseaffine Menschen, die vorwiegend in urbanen Gebieten leben und einen Sinn für Genuss, Qualität und Natur haben.
    ……

    Kurzum, wer um internationales Publikum mit „ausreichend Wertschöpfung“ bettelt der bekommt es auch.
    Nur, ein solcher Gast der 500 Euro pro Tag in Südtirol lässt der erwartet auch das für ihn 500 Liter Trinkwasser vergeudet werden, für gemeinsames Strohhutbasteln mit Marianne oder lustiges Äpfelklauben mit Bauer Anton kommen diese Leute nicht daher.

    Auf Wiedersehen auf einem Berghof wo der Gast gewiss keine 50 Liter Wasser am Tag braucht weil das Wasser noch für Schaf, Pferd und vierbeinige Ziegen und Rindviecher gebraucht wird

    • griassdi

      Andreas trifft es meist auf den Punkt 🙂
      Das Problem ist ja, dass in der öffentlichen Diskussion über den Tourismus nicht mehr unterschieden wird zwischen Luxusresorts und dem angesprochenen Berghof. Die HGV-Bosse hauen die Ressourcen raus, und die Kleinbetriebe werden dafür in Sippenhaft genommen

    • pingoballino1955

      Sind sie so blöd,oder tun sie nur so? Mit IDM haben sie recht,eine nur auf Profit für die “ GROSSEN “ ausgerichtete Organisation und zudem noch vom Land mitfinanziert,eine SCHANDE, Booking..com lacht sich ins Fäusten und kassiert in Südtirol( weltweit) volle ab.Die IDM schaut blöd zu,denn über das IDM bookingportal,wieviel wurde da gebucht?

  • kirchhoff

    Schlagen jetzt auch in Südtirol diese GRÜNEN-Tugendtrottel auf? Wehret den Anfängen, diese gesellschaftliche Pest krieg schnell Kinder!

  • andreas

    Bei Hallenbädern wird das Wasser oft gar nicht gewechselt und im Meraner Raum stimmen sie sich ab, wer wann das Schwimmbad füllt.
    Nebenbei liegt es durchaus im Interesse der Hoteliere, Wasser zu sparen und einige haben schon Maßnahmen getroffen, wie z.B. weniger Wechsel der Handtücher und Bettwäsche, was auch im 5 Sterne Bereich von den Gästen durchaus positiv gesehen wird.

    Dieses andauernde Gesuche nach Sündenböcken ist nicht wirklich angebracht.

    • sigmundkripp

      Wie würden Sie als Bürgermeister in einer Gemeinde damit umgehen, wenn ein einziges „Luxus-Ressort“-Hotel so viel Wasser verbraucht wie eine ganze Fraktion, und die Quellkammern leeren sich?

      • andreas

        Wie geschrieben, die Hoteliere sind ja nicht blöd und sich der Problematik durchaus bewusst.
        Und in dem von ihnen genannten Fall, würde ich mich mit dem Hotelier zusammensetzen, eine Lösung suchen und auch eine finden, da der Bürgermeister am längeren Hebel sitzt, sofern das Hotel keine eigene Quelle hat.
        Wobei ich nicht weiß, ob so eine Quelle bei Notstand beschlagnahmt werden kann.

  • romy1988

    Das fällt Ihnen aber spät ein, Herr von Wohlgemut! Mir ist nie aufgefallen, dass Sie bisher etwas gegen Südtirols Wellnesstempel unternommen hätten. Jetzt Alles und Jeden aufzuhetzen ist nicht die feine Masche. Die Wahlwerbung scheint bei Ihnen in vollem Gange zu sein.

  • olle3xgscheid

    2 Nöchte=2300€ für 2 Pers. in einem Luxushotel im Hochvinschgau. Schätze mal das Wasser ist bezahlt.
    Für Südtiroler Gäste nicht mehr bezahlbar.. 😉

  • tiroler

    DER WAHLKAMPF- WOLLGEMUT: FRÜHER HIESSEN SOLCHE LEUTE MARKTSCHREIER

  • nobodyistperfect

    Dem LH ist anscheinend entgangen, dass bei diesen Temperaturen gar keine Beschneiung möglich ist. Äh ich muss jetzt, mein Infinitypool läuft über.

  • dn

    Wer Steuern zahlt, hat eher zu wenig Geld übrig, um Wellnesstempel aus dem Boden zu stampfen.

  • dn

    Von Wohlgemuth hat Recht. Sorry

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