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Der Fahrer sieht fern

Foto: FB

Unter Südtirols Busfahrern macht sich offenbar eine neue Unart breit: Die Chauffeure sehen während der Fahrt fern.

von Artur Oberhofer

Die Passagiere, die in den Bus stiegen, trauten ihren Augen nicht.

Im Bus der Linie 158 (Tiers-Bozen) sah der Chauffeur fern. Während der Fahrt.

Er zog sich in aller Seelenruhe eine ZDF-Nachrichtensendung rein.

Ein Augenzeuge berichtet:

„Der Busfahrer hat nicht nur das iPad vor sich platziert, über das er fernsieht, er hat sogar anständige Boxen angeschlossen, so dass er das Stoppsignal der Fahrgäste nicht hört. Und ganz zu schweigen von der Konzentration, die darunter leidet, wenn der Fahrer dauernd auf den Bildschirm glotzt.“

Der Fahrer der Linie 158 war so sehr auf die Nachrichtensendung, die auf seinem zum Minifernsehgerät umfunktionierten iPad lief, fokussiert, so dass er gar nicht gemerkt hat, dass ihn Fahrgäste fotografieren und filmen.

Die Fotos und Videos vom Fernseher im Bus gehen denn auch seit Tagen viral.

Unter den Südtiroler Busfahrern macht sich offenbar eine neue Unart breit, denn der Fall des Chauffeurs auf der Linie 158 ist kein Einzelfall.

Auch die Tageszeitung „Alto Adige“ berichtet von einem Fall, wo der Busfahrer während der Fahrt ferngesehen und alle Proteste der Mitfahrenden ignoriert hat.

In diesem Fall war es ein Busfahrer, der auf der Linie 204, die von Bozen über Terlan nach Mölten unterwegs ist, der sich ein bisschen Wohnzimmer-Atmosphäre in seinen Bus geholt hat.

Als Fahrgäste den Chauffeur darauf aufmerksam machten, dass er damit gegen das Gesetz verstoße, soll der Mann keck geantwortet haben: Der Straßenverkehrskodex erlaube es, digitale Geräte eingeschaltet zu lassen.

Weil der Fahrer in der Folge auch einige unorthodoxe Bremsmanöver hinlegte, hakten Passagiere nach und beschwerten sich abermals. Sie bekamen vom Chauffeur zur Antwort, dass die abrupten Bremsungen nicht seine Schuld seien. Die Bremsanlage des Busses sei defekt, sagte er und wandte sich seinem Mini-Fernseher zu.

Der Fall des uneinsichtigen Fahrers auf der Linie 204 ist inzwischen auch bei den Sicherheitsbehörden aktenkundig. Denn einer der Fahrgäste hat die Fotos und Videos an eine Carabinieri-Dienststelle weitergeleitet. Auch im Netz wüten Shitstorms gegen die Chauffeure, die ihr Tun auch noch verteidigen.

Auch der Chauffeur auf der Linie 158 zeigte sich uneinsichtig.

Den Passagieren, die sich bei ihm beschwerten, zeigte er die kalte Schulter. Er wisse schon, was er dürfe und was nicht, so die Botschaft.

Nun bleibt zu sehen, wie die SASA auf die gemeldeten Vorfälle reagiert. Als im vergangenen Herbst mehrere Fälle von Busfahrern bekanntwurden, die während der Fahrt ohne Kopfhörer telefonierten, versprachen die Verantwortlichen, hart durchzugreifen.

Es werde Disziplinarmaßnahmen geben, so hieß es.

 

 

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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