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Blick in die „zukunvt“

Der Hahnenkampf zwischen Arno Kompatscher und Sven Knoll geht weiter – auch weil der Landeshauptmann sich weigert, die vollständige Liste der öffentlichen Aufträge, die „seine“ Agentur erhalten hat, herauszurücken.

von Artur Oberhofer

Sven Knoll findet Arno Kompatschers Antwort in höchstem Maße despektierlich. „Der Landeshauptmann verweigert nicht nur die Antwort auf die Anfrage eines Landtagsabgeordneten“, schimpft Knoll, „sondern er hat auch noch die Frechheit zu sagen, wir sollten uns die  Informationen selbst aus dem Netz zusammenklauben.“

Der politische Hahnenkampf zwischen dem Mandatar der Süd-Tiroler Freiheit und dem Landeshauptmann geht in die nächste Runde.

Wer es noch immer nicht gemerkt haben sollte: der Wahlkampf hat längst begonnen. Die Süd-Tiroler Freiheit wird in diesem Wahlkampf nicht nur die volkstumspolitischen Instinkte ihrer Stammwählerschaft bedienen, sondern der redegewandte Sven Knoll sucht im Hinblick auf die Landtagswahlen im Herbst offenbar den Nahkampf, das Duell mit dem LH.

Begonnen hat alles vor etlichen Wochen, als der Frontmann der Süd-Tiroler Freiheit entweder von Thomas Widmann oder von Philipp Achammer SVP-interne Unterlagen zu den Wahlspenden im Vorfeld der Landtagswahlen 2018 zugespielt bekommen hat. In dieser Geschichte erledigte Knoll die Drecksarbeit für jene Kräfte in der Edelweiß-Partei, die am Sessel des Landeshauptmannes sägen. Allerdings: Die Wahlspenden-Geschichte lässt sich leider nicht zu einem Skandal auskneten, weil die beiden Hauptverantwortlichen des SVP-Wahlkampfes Thomas Widmann und Philipp Achammer und nicht Kompatscher heißen.

Ein bisschen untergegangen ist eine zweite Geschichte, die die STF aus den Schubladen der jüngeren Geschichte herausgezogen hat. Nämlich: Die Geschichte einer Werbeagentur, die dem Landeshauptmann nahesteht und die in den vergangenen Jahren mit öffentlichen Direktaufträgen durchgefüttert worden ist. Es geht um die Agentur „zukunvt“, die seinerzeit, als der Landeshauptmann und der Chef der SVP sich noch lieb hatten, auch für Philipp Achammer tätig war.

Am 6. Dezember vergangenen Jahres hat der STF-Abgeordnete Sven Knoll eine Anfrage eingereicht, mittels der er in Erfahrung bringen wollte, „wie viele und welche Aufträge die Agentur ,zukunvt‘ seit 2013 bis heute durch das Land Südtirol erhalten“ hat.

Die Antwort des Landeshauptmann fiel ziemlich knapp aus. Arno Kompatscher teilte dem Kollegen Knoll mit, dass er sich die Arbeit, die ganzen Aufträge herauszusuchen, gefälligst selbst antun sollte. „Sämtliche Aufträge“, so Kompatscher, „können in der Sektion ,Transparente Verwaltung‘ der Webseite des Landes oder der jeweiligen Körperschaft eingesehen werden.“

Sven Knoll lässt sich das aber nicht gefallen. „Die Antwort des Landeshauptmannes“, sagt er, „ist unklug, denn ich habe nicht als Privatperson angefragt, sondern als Landtagsabgeordneter, und als solcher habe ich nicht nur ein Recht auf Information, sondern auch eine Kontrollpflicht, schließlich geht es um Steuergelder.“ Und Knoll legt ein Scheit nach: „Was hat der Landeshauptmann wohl zu verbergen?“

Arno Kompatscher selbst bleibt bei seiner sturen Haltung: Er habe sehr wohl die Anfrage Knolls beantwortet und diesen darauf hingewiesen, dass die öffentlichen Aufträge an Werbeagenturen „transparent einsehbar sind“, sagt er auf Anfrage der TAGESZEITUNG.

Politisch geschickt ist das Verhalten des Landeshauptmannes nicht. Denn es ist ein Fakt, dass die Agentur „zukunvt“ und vor allem ihr Kopf, Arno Parmeggiani, in den vergangenen neun Jahren eine politische Vorzugsbehandlung genossen hat.

Die Freunderl-Geschichte beginnt im Jahr 2013, als der Politik-Student und DJ Arno Parmeggiani den ersten Landtagswahlkampf von Arno Kompatscher managt.

Nach der Wahl Kompatschers ins höchste Amt des Landes bekommt Parmeggiani eine Fixanstellung in der SVP-Fraktion im Landtag, er ist zuständig für die Kommunikation und für die strategische Beratung.

Parallel dazu kommt die Agentur „zukunvt“, die Arno Parmeggiani mit drei Freunden gegründet hat, mit dem Land und den Unternehmen mit Landesbeteiligung gut ins Geschäft.

Anfangs zeichnet die Agentur für die „Art Direction und technische Umsetzung“ der privaten Homepage von Landeshauptmann Arno Kompatscher und jener des SVP-Obmannes verantwortlich.

Auch die Webseite der SVP entrümpeln Arno Parmeggiani & Co.

Bei den Wahlen 2018 betreut die Agentur den Landtagswahlkampf von Arno Kompatscher und jenen von Philipp Achammer.

Dass Arno Parmeggiani durchaus auch Probleme damit hat(t)e, die institutionellen Aufgaben und die geschäftlichen Interessen unter einen Hut zu bringen, belegt ein „Betriebsunfall“, den das Internetportal Salto.bz aufgedeckt hat.

Im Frühsommer 2018 machte der damalige Fraktionsmitarbeiter der STF, Cristian Kollmann, am Rande einer Pressekonferenz eine zufällige Entdeckung. Im Drucker eines Sitzungssaales im Landtag war ein Wahl-Strategiepapier der SVP in zweifacher Ausfertigung liegengeblieben – ausgearbeitet vom „zukunvt Office Bozen“.

Die STF stellte daraufhin die provokante Frage, was wohl der Rechnungshof dazu sagen würde, wenn er erfährt, dass die SVP die Infrastruktur des Landtages missbrauche.

Fakt ist, dass die Agentur „zukunvt“ in den vergangenen fünf, sechs Jahren rund 50 Aufträge erhalten hat, die meisten davon als Direktvergaben.

Die Palette der Aufträge reicht von einer Sensibilisierungskampagne des Straßendienstes (über 48.000 Euro) über die Kampagne „Kultur ist offen“ (11.300 Euro) bis hin zur Werbekampagne „eJobBörse 2020“ (18.300 Euro).

Die meisten Aufträge kamen aus den Ressorts von Philipp Achammer und Arno Kompatscher.

Allein im Jahr 2018 stiegen die Umsätze der Agentur „zukunvt“ um 150 Prozent.

Auch während der Corona-Pandemie wurde die Parmeggiani-Agentur mit lukrativen Aufträgen bedacht („Covid19 – Visuelle Kommunikation“, „Covid19 – Socialmedia-Kampagne“). Auch für die grafische Umsetzung der Info-Kampagne „#NeustartSüdtirol“ bekamdie Agentur zwei Aufträge von jeweils über 20.000 Euro.

Allein die IDM vergab in den Jahren 2017 bis 2022 insgesamt 24 Direktaufträge an die Agentur „zukunvt“. Sven Knoll erklärt vor diesem Hintergrund: „Gerade weil die Agentur ,zukunvt‘ Aufträge aus den verschiedensten Ressorts und von verschiedenen Landesunternehmen erhalten hat, wollte ich vom Landeshauptmann eine vollständige Auflistung bekommen, die man mit einer Internet-Recherche nicht erstellen kann.“

Als er im vergangenen Jahr vom Portal „Salto.bz“ mit der wundersamen Umsatzsteigerung seiner Agentur dank der öffentlichen Aufträge konfrontiert wurde, sagte Arno Parmeggiani:

„Es wäre nicht richtig, wenn die Kompetenz und Erfahrung des ganzen Teams bei ,zukunvt‘ gemindert würde wegen dem Anschein, dass man nur bei Wettbewerben gewinnt, weil Arno Parmeggiani einer der Mitbegründer der Agentur ist.“

Was Parmeggiani nicht sagte: Die meisten der Aufträge wurden direkt vergeben.

Und der Umstand, dass Landeshauptmann Arno Kompatscher dem Abgeordneten Sven Knoll schnippisch antwortet, er solle sich die Aufträge gefälligst selbst im Internet heraussuchen, trägt auch nicht dazu bei, das Gschmäckle, das in der Luft liegt, zu beseitigen.

Sven Knoll wird jetzt seine Anfrage ein zweites Mal einreichen.

 

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (29)

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  • steve

    Ja soll er sichs halt im Netz zusammensuchen! Die Spenderliste hat er auch selbst geschrieben!

    Knoll wird zusehend nervöser: sein politisches Ziel Südtirol zurück nach Österreich zu bringen zusehend unrealistischer.
    Dabei wird er doch so großzügig über sein Ibk Konto, von dunklen Gestalten aus dem Norden unterstützt!

    • artimar

      @steven, dai dai. Haben Sie vor dem Kommentieren den Artikel überhaupt gelesen?

      • steve

        Natürlich war es nicht geschickt vom LH, diese Aufträge so zu vergeben.

        Viel problematischer finde ich, wenn man von irgendwelchen dunklen demokratiefeindlichen Kreisen aud dem Ausland unterstützt wird.

        Wozu sonst soll das Konto in Ibk da sein?

        Dass Südtirol für Rechtsnationale in der Schweiz, Deutschland und Österreich von besonderem Interesse ist, ist ohnehin klar.

        • artimar

          Steve, aber bitte, bei aller verständlicher persönlicher Animositäten gegenüber Knoll, nicht gleich das Landesparlament seiner Kontrollfunktion entrechten. Das geht gar nicht. Das Mitglied der Landesregierung hat Auskunftspflicht. Es geht hier schließlich um gesetzlich vorgeschriebene Offenlegung, nicht um private Intim- und Perönlichkeitsrechte der beiden Arnos, Parmeggiani und Kompatscher.

          • steve

            Mag schon sein, aber jemanden einen Spendenskandal anhängen wollen, wobei sich alles im gesetzlichen Rahmen abgespielt hat, ist schon harter Tobak!

            Soll er doch Anzeige erstatten!

            Da passiert nach dem Motto: etwas wird schon hängen bleiben!

            Wenn ich das Konto in Innsbruck anspreche, geht es nicht um persönliche Animositäten, sondern um das Einfordern von Transparenz!

  • gulli

    Alles ehrenwerte Leute unsere Politiker!
    Keiner von denen würde in Eigeninteresse handeln, oder gar noch Freundewirtschaft betreiben!

  • pingoballino1955

    Es riecht nach „Vetternwirtschaft“ pur. Alles andere ist Humbug!

  • andreas

    Das wird Widmann aber geärgert haben, als seine Kumpels in der Innsbruckerstraße aus dem Geschäft gedrängt wurden.

    Sonderlich klug ist es nicht vom LH, diese Agentur mit Aufträgen zu versorgen und gleichzeitig einen Inhaber angestellt zu haben.

    Knoll könnte aber bei der Agentur anfragen, ob sie ev. betreutes Suchen anbieten.

    Etwas eigenartig finde ich aber, jemanden den man diskreditieren möchte aufzufordern, die Unterlagen dafür bereitzustellen und beleidigt zu sein, wenn dieser darauf verweist, dass alles publiziert wurde.
    Für die über 10.000 Euro die uns der Wahlinnsbrucker kostet, ist ihm Eigenrecherche durchaus zuzumuten, sonst siehe oben, betreutes Suchen.
    Knoll und Köllensperger könnten sich dann ev. die Kosten dafür teilen, da ihre primäre Politik darin besteht, den LH zu diskreditieren, ganz im Sinne des Weinbergwegs und des Vorbestraften aus Pfalzen. 🙂

    • artimar

      @Andreas, wieso wollen Sie unbedingt aufgrund persönlicher Animositäten gegenüber Kollensperger, Knoll gleich auch noch das Landesparlament seiner Kontrollfunktion entrichten? Geht’s noch? Das Mitglied der Landesregierung hat Auskunftspflicht. Es geht schließlich hier um gesetzlich vorgeschriebene Offenlegung, nicht um private Intim- und Perönlichkeitsrechte der beiden Arnos, Parmeggiani und Kompatscher.

      • andreas

        Was genau hast du daran nicht verstanden, dass ausnahmslos jeder Auftrag publiziert wurde?

        Meines Wissens ist die Landesregierung nicht verpflichtet die Faulheit oder Inkompetenz mancher Fragensteller zu unterstützen, der Kumpel vom Oberhofer hat es doch auch ohne fremde Hilfe hinbekommen.

        Etwas Eigenleistung könnte der Wahlinnsbrucker durchaus erbringen und nicht nur damit nerven, dass im Operettenstaat sowieso alles besser ist.

        Nun verstanden?

        • artimar

          @Andreas, es eigentlich einfach. Lassen Sie einfach mal Ihre persönlichen Animositäten beiseite. Auch Arno Kompatscher mag scheinbar Sven Knoll persönlich nicht. Oder auch andersrum. Und?
          Rechtfertigt das etwa, das Landesparlament und das Interesse des Gemeinwesens auszuschalten? Jedes Mitglied der Landesregierung hat die Pflicht der vollumfänglichen Offenlegung. Dies gehört zum Grundlegendsten einer res publica. Der öffentliche Argwohn wacht von Anbeginn der res publica darüber, dass Arroganz und Gier, die immer virulenten Hauptmächte der Gemeinheit, in der res publica niemals die Oberhand gewinnen. Es schadet nicht, sich darauf stets zu besinnen.
          Anfragen zu stellen ist Dienst für die res publica, ein unverzichtbarer Teil der Arbeit in einer Volksvertretung. Auch in einem Landtag.
          Die von Ihnen genante privat-wirtschaftliche Tätigkeit eines Journalisten wollen Sie doch nicht ernsthaft mit jener eines frei gewählten Vertreters gleichsetzen.

          • heracleummantegazziani

            Anfragen stellt man aber zu Themen oder Aspekten, die nicht öffentlich sind. Der Auskunftspflicht ist mit der Veröffentlichung (und damit für jeden einsehbar) der Aufträge Genüge getan. Sollte Knoll Informationen haben, dass nicht alle Aufträge veröffentlicht wurden, dann wäre eine Anfrage sinnvoll. Ist aber scheinbar nicht der Fall. Daher ist die Aktion Knolls nur eine Nebelkerze um von seinen eigenen Problemen mit der gefälschten Spenderliste abzulenken. Seine Taktik ist irgendein mögliches Fehlverhalten zu finden und anzuprangern, um sich damit in dem Fall, der ihn vor Gericht bringen wird, verteidigen zu können, nach dem Motto „seht her welch eine Mensch“.
            Das ist offensichtlich und Knoll ist auch nicht intelligent genug, um das nicht so offen zu zeigen.

          • heracleummantegazziani

            Übrigens, forschen Sie doch mal nach, welche Agentur bei der STF zum Handkuss kommt, wo es um Ausgaben geht, die mit öffentlichen Geldern bestritten werden und ob da nicht eventuelle Nahverhältnisse bestehen.

  • prof

    @robby
    Jemand der den LH Lügenbeitl nennt kann nur ein T………. oder A…..sein.
    Kannst jetzt entziffern.

  • prof

    alexius bist wohl der/die “ Maggiordomo oder Maggiordama“ von Knoll.

  • hoi_du

    … mindestens wies Herr Knoll, dass eine seiner Aufgaben die Kontrolle der Landesregierung ist … das scheint nicht jedem Landtagsabgeordneten bewusst zu sein … die sonst kann es sein, dass niemand unserer Abgeordneten aufschreit, wenn die Landesregierung per Beschluss erlaubt, dass öffentliches Gut und ein öffentlicher Dienst mittels privatrechtlichen Pachtvertrag vergeben wird (Beschluss der Landesregierung Nr. 937 bzgl. Verpachtung Stromverteilung der Gemeinde Tiers an Edyna / Alperia) … die Pflicht der Vergabe mittels Konzession dürfte doch in der Zwischenzeit auch in der hintersten Amtsstube angekommen sein …

  • prof

    @robby u. alexius
    Beide könnt ihr nichts entzieffern,das T ist für Tiroler das Austrianer.Ha Ha Ha!

  • klum

    Mister Knoll!
    vom Landeshauptmann eine vollständige Auflistung bekommen, die man mit einer Internet-Recherche nicht erstellen kann.“

    Der LH hat sicher mehr Zeit als ein anscheinend ziemlich unterbeschäftigter Knoll.

    Hinzu kommt dass die Zukunvt eigentlich mehr Spezies des Obmanns sind als des LH. Die Bande ist an des Obmanns Seite seit seinem Polit-Kindergarten

  • prof

    @alexius
    und in inzwischen mein T für Trottel!!

  • dn

    Der Provinzpräfekt hat nicht so eine weiße Weste, wie es seinen Trollen scheint.

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