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„Hätten sicher gute Chancen“

Roberto Zanin und Christian Bianchi (Foto: Archivbild)

Die italienischen Parteien bekommen sehr wahrscheinlich Konkurrenz: Der Leiferer Bürgermeister Christian Bianchi arbeitet gemeinsam mit anderen Bürgerlisten an einer Liste für die Landtagswahlen.

Tageszeitung: Herr Bürgermeister, im Herbst wird ein neuer Landtag gewählt. Erwarten Sie sich bei den anstehenden Wahlen große Veränderungen?

Christian Bianchi: Ich denke, dass es sicher andere Ergebnisse geben wird als noch vor fünf Jahren – sei es bei den deutschen als auch bei den italienischen Parteien. In den letzten fünf Jahren hat sich viel verändert: Vor fünf Jahren war die Lega sehr stark, die 5 Sterne-Bewegung ist mittlerweile fast verschwunden, der PD war fünf Jahre lang in Schwierigkeiten und ist es nach wie vor und deswegen ist es möglich, dass es auf italienischer Seite zu einer Verschiebung der Wählerstimmen kommen könnte. Aber auch auf deutscher Seite könnte es Veränderungen geben, wenn man an die Vorfälle in der SVP denkt, ist wahrscheinlich ein leichter Rückgang zu erwarten.

Man hört, dass Sie mit Roberto Zanin in Bozen und Nerio Zaccaria in Meran an einer gemeinsamen Bürgerliste für die Landtagswahlen arbeiten. Wie weit ist diese Idee?

Unsere Überlegung war, dass heute in Südtirol die meisten Gemeinderäte, Referenten, Vize-Bürgermeister und Bürgermeister italienischer Sprache von Bürgerlisten gestellt werden – unsere Bürgerliste in Leifers hat bei den letzten Gemeindewahlen beispielsweise 30 Prozent erhalten. Ein großer Teil der Bürger in Südtirol schätzt die Arbeit der Bürgerlisten in den Gemeinden und deswegen haben wir überlegt, ob es an der Zeit ist, dass die Vertreter dieser Bürgerlisten sich zusammenschließen, um auch im Landtag präsent zu sein. Im Trentino gibt es ja auch schon länger Bürgerlisten. Wir werten derzeit aus, wer Teil dieses Projekts sein könnte und möchte und werden dann über eine Kandidatur entscheiden.

Also möchte mehrere Bürgerlisten im Land in dieses Projekt einbinden…

Ich bin der Meinung, dass dieses Projekt bei den Bürgern gut ankommen würde, wenn die meisten Bürgerlisten im Land Teil davon sind. Das würde dieser Liste auch Vertrauen schenken.

Braucht es neben den bereits bestehenden Parteien wie PD, 5 Sterne, Lega und Co. auch eine italienische Bürgerliste im Landtag?

Ich denke schon. Wir wissen, dass sich in Südtirol durchaus einige Bürger nicht mit den nationalen Listen identifizieren können, weil es in Südtirol doch eine etwas andere Politik, Sensibilität und Strategie braucht. Ich war lange Mitglied von nationalen Parteien, aber oft waren die nationalen Parteien auch in Bozen verpflichtet etwas zu sagen, was in Rom gesagt wurde – und das funktioniert nicht immer.

Haben Sie für diese Bürgerliste auch Gespräche mit der Lega oder Fratelli d’Italia geführt?

Ich denke, dass die nationalen Parteien ihre eigenen Listen erstellen werden. Unsere Idee ist eine autonome Bürgerliste, mit einem eigenen Programm und eigenen Kandidaten.

Haben auch Sie selbst Interesse zu kandidieren?

Das ist noch nicht entschieden. Derzeit beraten die verschiedenen Bürgerlisten intern über dieses gemeinsame Projekt. Dann wird man gemeinsam über eine Kandidatur entscheiden und auch, ob es bekannte Gesichter braucht, um diesem Projekt mehr Gewicht und Sichtbarkeit zu geben.

Welche Chancen hätte eine italienische Bürgerliste? Würden Sie auch in der Landesregierung mitarbeiten wollen?

Ich denke, dass eine Bürgerliste sehr wohl eine Chance hätte und auch „Gesprächspartner“ mit und zwischen den italienischen Parteien sein könnte. Wir wollen sicher nicht streiten und uns isolieren, sondern mitarbeiten und mitgestalten. Eine Bürgerliste mit Gemeindeverwaltern und politisch erfahrenen Bürgern hätte sicher gute Chancen und würde viele Bürger ansprechen.

Aber wenn man Sie so reden hört, klingt es schon sehr wahrscheinlich, dass im Herbst eine neue Bürgerliste kandidieren wird…

Ich bin ziemlich überzeugt, dass diese Bürgerliste gebildet wird. Es gab schon einige Gespräche und mehrere Listen haben Interesse geäußert, sich uns anschließen zu wollen. Jetzt müssen wir entscheiden, ob wir diesen Schritt gehen wollen, aber ich gehe davon aus, dass das noch innerhalb Mitte Februar passieren wird.

Interview: Lisi Lang

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