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„Einigen Mut gebraucht“

Foto: Screenshot/Youtube

Die Meraner Songwriterin und Sängerin Nina Duschek über ihr neues Lied „Scorpios“, gewagte Szenen und die Reaktionen darauf.

Tageszeitung: Frau Duschek, Ihr neuer Song heißt „Scorpios“. Warum dieser Titel?

Nina Duschek: Im Lied geht es um das Sternzeichen Skorpion, und „Scorpios“ ist der englische Ausdruck dafür.

Sind Sie selbst Sternzeichen Skorpion?

Nein, aber ich hatte viel mit Skorpionen zu tun. Es sind Menschen, die nicht gern in sich hineinschauen lassen. Aber wenn es dann doch gelingt, sind es sehr interessante Charaktere mit einem großen Herzen. Man muss sie nur zuerst verstehen lernen. Ich habe mich in dieses Sternzeichen verliebt und deshalb habe ich diesen Song geschrieben.

Wie lange haben Sie daran gearbeitet?

Relativ lange, mehrere Monate. Ich wollte wirklich alles hineinpacken, was Skorpione ausmacht und ich bin da sehr penibel. Sie sind sinnlich, mysteriös, häufig missverstanden und haben einen Drang zum Extremen, weswegen im Song auch Messer, Peitschen und Pistolen vorkommen. Skorpione haben aber auch eine sehr sensible Seite, wenn man ihr Raum lässt.

Sie haben das Video im Vorfeld als „gewagt“ bezeichnet. Es sind zwei Frauen zu sehen, die sich berühren und küssen, eine davon sind Sie. Haben Sie sich die Szenen selbst ausgedacht oder gab es einen externen Input?

Ich hatte vorab eine Vision, was dieses Video anbelangt. Es sollte einen Kuss beinhalten -und jene Szene, wo die Schauspielerin auf mir sitzt. Der Rest der Story ist der Kontext, in den diese zentrale Sequenz eingepackt ist. Gleichzeitig wusste ich jedoch auch, dass das für Südtiroler Verhältnisse etwas gewagt ist. Ich wollte es dennoch machen und war gespannt, wohin es führt, wenn ich das zeige.

Und wohin hat es geführt?

Die Reaktionen waren ausgesprochen positiv. Zumindest habe ich persönlich nur Gutes gehört. Allerdings hat mir mein Vater vor einigen Tagen auch einige Feedbacks auf seinem Facebook-Profil gezeigt, die eher negativ waren. Es wurde gefragt, warum diese lesbische Beziehung auf diese Weise gezeigt wird, ob das richtig ist oder ob es nicht zu viel der künstlerischen Freiheit ist.

Hat Ihnen das etwas ausgemacht?

Nein, denn ich persönlich sehe keinen Grund, das nicht zu zeigen. Zudem waren die negativen Rückmeldungen Einzelfälle. Das freut mich, denn es bedeutet, dass gleichgeschlechtliche Beziehungen immer mehr als etwas Normales betrachtet werden.

Mussten Sie sich überwinden, das Video zu drehen?

Ein wenig schon, weil ich die andere Frau – es ist die Schauspielerin Caterina Gabanella – nicht persönlich kannte. Wir haben uns erst einige Tage vor dem Dreh das erste Mal gesehen. Es hat einiges an Mut gebraucht, um im Internet eine geeignete Darstellerin zu finden, sie anzurufen und ihr zu erklären, was ich für ein Video drehen möchte und ob sie das mit mir machen will. Der ganze Rest war dann viel einfacher.

Die Kussszene war also von vornherein als das Herzstück des Videos konzipiert?

Nicht nur. Wichtig war mir als Kontrast zu den erotischen Szenen, dass am Ende des Videos auch die Warmherzigkeit der Skorpion-Frau herauskommt.

Sie hätten auch einen Skorpion-Mann als Video-Partner wählen können. Warum haben Sie sich für eine Frau entschieden?

Als Teil der LGBT-Community wäre das Video mit einem Mann für mich nicht authentisch gewesen. Ich wollte dem Gleichgeschlechtlichen Raum geben.

Hat „Scorpios“ in Ihrem Repertoire eine besondere Bedeutung?

Es ist eines der Lieder, das mir am besten gefällt, auch weil es noch sehr neu und aktuell ist. Dieser Song hat mich am meisten Kraft und Energie gekostet und an ihm konnte ich bisher am meisten wachsen. Vor allem beim Video. Da musste ich über meinen Schatten springen.

Interview: Karin Gamper

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