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Slot oder Flop?

Foto: Brennerautobahngesellschaft


Muss man künftig eine Fahrt auf der Autobahn buchen? Das ist zumindest der Vorschlag des Landes, um das Verkehrschaos auf der A22 zu reduzieren. Die Details zur Machbarkeitsstudie.

von Markus Rufin

Was hat die Brennerautobahn mit dem Hafen von Hamburg gemeinsam? Im Moment ziemlich wenig. Doch das könnte sich zumindest laut den Vorstellungen des Landes Südtirol bald ändern. Denn das Land hat gestern bei einer Pressekonferenz die Machbarkeitsstudie für ein Slot-System für den Brennerkorridor vorgestellt.

Ziel der Machbarkeitsstudie war es zu überprüfen, inwiefern eine digitale Verkehrssteuerung dazu beitragen kann, den Verkehrsfluss zu gewährleisten. Voraussetzung dafür sei, dass alle drei Autobahnbetreiber zwischen Rosenheim und Trient sich daran beteiligen, merkte Landeshauptmann Arno Kompatscher bei der Pressekonferenz an: „Nur wenn es ein grenzüberschreitendes Konzept ist, kann dieses dazu beitragen, dass der Verkehr auf dem gesamten Korridor reduziert wird.“ Das vorgestellte Slot-System könne auch als Weiterentwicklung des Dosierungssystems bei Kufstein gesehen werden, sei aber im Moment nicht mehr als eine Machbarkeitsstudie.

Kompatscher zeigt sich aber überzeugt davon, dass es früher oder später notwendig sein wird, den Verkehrsfluss über ein digitales System zu steuern: „Abgesehen von der politischen Diskussion über die Regeln, die für den Schwerverkehr im Brennerkorridor gelten sollen, ist allen Beteiligten bewusst, dass die Herausforderungen stetig größer werden. Die Kapazität der Autobahn bleibt dieselbe, das Verkehrsaufkommen jedoch steigt. Somit wird es mittelfristig ein neues digitales System benötigen, um den Verkehrsfluss zu steuern.“

Gelingen könne das, in dem man eine Fahrt auf der Autobahn künftig bucht. Ähnlich wie bei Häfen wird der Tag in verschiedene Slots eingeteilt. Die Nutzer können sich dann für einen Slot einbuchen. Die Theorie dahinter: Wenn sich alle daranhalten, erhalten alle Nutzer auch die Garantie, dass sie flüssig an ihr Ziel kommen.

Weil es immer zu den Stoßzeiten zu Staus kommt, ist es so möglich, die Verkehrsspitzen über den Tag zu verteilen und Staus so zu verhindern.

„Je nach Auslastung der Infrastruktur werden mehr oder weniger Fahrzeuge zugelassen, sodass die Flüssigkeit des Verkehrs gewährleistet wird“, erklärt Vallazza. Gibt es auf der Autobahn beispielsweise mehrere Baustellen und es sind ohnehin schon viele Nutzer in einem Slot registriert, können nur noch wenige diesen Slot nutzen. Ist ein Slot hingegen voll besetzt, muss ein anderer Zeitraum ausgewählt werden. Nötig hierfür ist ein Fünf-Phasen-System (Buchung, Pre-Check-in, Check-in, Gate-in und Gate-out).

In einer Pilotphase würde man zudem zeitliche Rahmen festlegen, in denen eine Verspätung akzeptiert wird, da die Nutzer darauf nicht immer Einfluss haben.

Wie viele Plätze in einem Slot zur Verfügung stehen, hängt von mehreren Faktoren ab, doch prinzipiell richtet sich dieser Wert an der maximalen Kapazitätsgrenze der Infrastruktur, die erst erhoben werden müsse, erklärt der Universitätsprofessor Walter Obwexer, der bei der Pressekonferenz betonte, dass das Slot-System auch rechtlich durchführbar sei.

Neben der Erhebung der maximalen Kapazitätsgrenze dürfe man bei der Vergabe der Slots außerdem nicht diskriminierend vorgehen. Das heißt, alle Nutzer müssen die gleichen Möglichkeiten haben, einen Slot zu buchen.

Das Wichtigste sei aber die Erstellung eines Vertrages, so Obwexer: „Die Einrichtung eines solchen Systems fällt in die Zuständigkeit der Mitgliedstaaten. Da die Autobahnstrecke Rosenheim – Trient auf dem Hoheitsgebiet von drei EU-Mitgliedstaaten liegt, wäre ein völkerrechtlicher Vertrag zwischen Italien, Österreich und Deutschland als rechtliche Grundlage dafür erforderlich.“

Doch bevor es so weit ist, müssen einige wichtige Details geklärt werden. Wie Kompatscher betonte, handelt es sich hierbei nur um eine Machbarkeitsstudie, die aber auch den Nachbarregionen bereits präsentiert wurde. Nur wenn alle drei Staaten an einem Strang ziehen, kann das Slot-System eingeführt werden.

Die Studie des Landes konzentriert sich in erster Linie auf Lkw und Frächter. Doch könnte das System auch auf den Privatverkehr ausgeweitet werden.

Unklar ist auch, wie viele Autos in einem Slot zugelassen werden. Letztendlich sei das eine politische Frage, erklärt Obwexer. Genauso undefiniert bleibt zunächst die Frage, was mit Verkehrsteilnehmern passiert, die sich nicht an das Buchungs-System halten. Möglich ist eine Bestrafung durch die Behörden oder die Erhöhung der Maut. Letztendlich müssen aber auch Autos, die ihre Fahrt nicht buchen, auf die Autobahn gelassen werden. Kosten dürfen für die Verkehrsteilnehmer laut Gesetz hingegen keine bestehen.

Wie Obwexer bei der Präsentation außerdem anmerkte, kann das Slot-System auch im Einklang mit den Nachtfahrverboten oder dem Dosierungssystem eingeführt werden. So möchte man auch die Tiroler für den Vorschlag mit ins Boot holen.

Doch auch die anderen Regionen und insbesondere die Verkehrsministerien müssen dem Vorschlag zustimmen. Bisher sei dieser auf offene Ohren und Neugierde gestoßen: „Es besteht Interesse die Studie zu vertiefen.“ Einen genauen Plan, wie es jetzt weitergeht, hat Kompatscher allerdings nicht.

Ohnehin wirkt die Machbarkeitsstudie nur wenig ausformuliert. Wie genau die Machbarkeitsstudie umgesetzt wird, ist völlig offen – wohl auch deshalb, weil so ein Vorschlag viel Überzeugungsarbeit und guten Willen abverlangt.

Der Hauptgrund, weshalb das Slot-System überhaupt vorgeschlagen wird, ist der Antrag zum PPP-Projekt zur Führung der Brenner-Autobahn. In diesem ist nämlich auch das Slot-System enthalten. Mit dem System möchte das Land also den Zuschlag für die Führung der A22 erhalten.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (13)

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  • hallihallo

    mit dem letzten satz ist wohl klar, worum es hier eigentlich geht.
    macht.
    ginge es um die nutzer, würden die skandalösen raststätten endlich zu raststätten ausgebaut. mit preisen , bei denen vielleicht auch jemand mal etwas kauft ( außer capuccino e brioche).

  • andreas1234567

    Hallo nach Südtirol,

    es geht grundsätzlich niemanden etwas an und vor allem keine neugierigen Staat wann ich wo daherfahre, was ich wo für wieviel einkaufe oder konsumiere, ich möchte auch nicht an jeder Ecke gefilmt werden.

    Diese dämliche Datensammelei und „Lenkung“ geht mir auf den Geist, das boykottier ich lieber einmal mehr als zu wenig.

    Ich zahl mit Bargeld, möchte in keinem meiner Lebensbereiche ungebeten beraten werden und deswegen achte ich peinlich genau darauf nicht irgendwelche Datenspuren in meinem Tagleben zu hinterlassen.

    Auf Wiedersehen auf einem echtem Südtiroler Berghof, dort fühle ich mich auch in dieser Hinsicht pudelwohl

  • bernhart

    Nich ärgern nur wundern,
    Alle Politker welche an so einem Projekt- Studie mitarbeiten sollten diese auch selbst bezahlen.
    Den normalen Bürger wird das hart verdiente Geld aus der tasche gezogen, damit Studien finanziert werden, welche in einer Schublade verstauben, weil sie nich umsetzbar sind.
    Kompatscher , sie und alle Poilitiker und Technikerhaben versagt,

  • romy1988

    @andreas1234567: Wenn Du nur in einem ‚echten‘ Südtiroler Bergdorf urlaubst, bitte ich Dich, nicht mit dem Auto, sondern zu Fuß und mit Wanderstöcken von Deutschland aus zu uns zu kommen. Das nenne ich dann eine ‚echte‘ Südtiroler Anreise.

    • 2xnachgedacht

      @romy1988
      vielleicht hat der von ihnen zitierte herr nicht soviele urlaubstage zur verfügung- für an und ab *gehen* und ausruhen 😉

    • andreas1234567

      Hallo @romy1988,

      dann würde ich als weltfremder Spinner wahrgenommen, die sind dort eher unwillkommen.
      Übrigens Berghof und nicht Bergdorf..

      Es bleibt bei der Anreise mit einem Fahrzeug mit festem Dach und einem Motor der was zieht (Filmzitat aus Sin City, Filmempfehlung für Weihnachten=) Ebernjenes Fahrzeug bleibt dann aber grundsätzlich dort stehen bis zur Abreise..

      Schade nur, Spinner und Hysteriker haben mir Berghofweihnachten 2020 und 2021 versaut und 2022 hab ich leider..
      Nein, nicht die tödlichste aller Krankheiten sondern Nachtschicht.

      Frohe Weihnachten aus D

  • prof

    Normalerweise muss man bei der Laubensassa buchen.Sollte es bei der Autobahn soweit kommen,daß man buchen muss,so werden sie wohl bei den Einfahrten Hotels mit Stundenzimmer samt “ Sasselen“ vermieten um Wartezeiten zu verkürzen.“

  • dn

    Egal wie und was, Hauptsache die Brennerachse wird weniger befahren.

  • tirolersepp

    Brennerachse wird immer bis zum Maximum ausgelastet bleiben – nur wir könnten dies besser steuern – ganz einfach !!!

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