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Moderater Optimismus

Foto: Handelskammer/Shutterstock)

Das WIFO-Wirtschaftsbarometer Herbst 2022: Moderater Optimismus im Dienstleistungssektor, Besorgnis bei Liftanlagenbetreibern und im Güterverkehr.

Der Dienstleistungssektor blickt eher zuversichtlich auf das Jahr 2023, auch wenn die Herbstumfrage des WIFO – Institut für Wirtschaftsforschung der Handelskammer Bozen deutliche Unterschiede zwischen den einzelnen Branchen aufzeigt.

Andererseits wirken sich die hohen Energie- und Kraftstoffpreise weiterhin negativ auf die Rentabilitätserwartungen im Transportsektor aus, insbesondere bei den Liftanlagenbetreibern und im Güterverkehr.

Fast alle Dienstleistungsbranchen verzeichnen heuer steigende Umsätze, auch aufgrund höherer Preise. Die Investitionen nehmen zu und auch der Arbeitsmarkt zeigt eine positive Dynamik:

In den ersten elf Monaten des Jahres, von Jänner bis November, lag die Zahl der unselbständig Beschäftigten im Durchschnitt um 3,8 Prozent höher als im gleichen Zeitraum 2021. Die Bewertung der Ertragslage im Dienstleistungssektor ist jedoch sehr uneinheitlich. Die Hälfte der Unternehmen hält sie für befriedigend und fast ein Viertel sogar für gut, aber es gibt auch ein Viertel der Unternehmen, die sie als unzureichend bezeichnet, insbesondere in der Branche der Dienstleistungen für Unternehmen.

Die Erwartungen für 2023 sind im Allgemeinen positiv, unterscheiden sich jedoch erheblich zwischen den einzelnen Branchen. Die größten Sorgen bereitet das Immobiliengewerbe, in dem 40 Prozent der Befragten mit einem unbefriedigenden Betriebsergebnis rechnen. Die Bedenken beziehen sich auf die voraussichtlichen negativen Auswirkungen auf die Immobilienverkäufe in den kommenden Monaten in Folge des starken Anstiegs der Zinssätze. Auch bei den Persönlichen Dienstleistungen bleibt das Geschäftsklima bescheiden. Dagegen herrscht im Kredit- und Versicherungssektor mehr Optimismus, auch wenn die Banken eine Verschlechterung der Bonität der Kund/innen und ein geringeres Wachstum der Einlagen und Kredite als in den letzten Jahren erwarten. Positiv, wenn auch selten wirklich gut, sind die Erwartungen zur Ertragslage in den Bereichen Informatik und Telekommunikation, Dienstleistungen für Unternehmen sowie freiberufliche, technische und wissenschaftliche Tätigkeiten.

Die stark gestiegenen Kraftstoff- und Energiepreise dämpfen hingegen weiterhin das Geschäftsklima im Transportsektor: Mehr als ein Drittel der Unternehmen schätzt die Ertragslage im Jahr 2022 negativ ein und fast ebenso viele rechnen bereits mit einem unbefriedigenden Betriebsergebnis im Jahr 2023.

Unter den Liftanlagenbetreibern herrscht große Besorgnis. Sie werden mit Energiekosten in Rekordhöhe konfrontiert, während die hohe Inflation die Touristenzahlen dämpfen könnte. Im Güterverkehr sind die größten Sorgen die hohen Kraftstoffpreise, der Mangel an Fahrer/innen und die Probleme aufgrund der von Österreich verhängten Transitverbote. Besser sind die Aussichten in der Personenverkehrsbranche, in der neun von zehn Unternehmen für 2023 eine zumindest zufriedenstellende Ertragslage erwarten und wo mit steigenden Umsätzen und Investitionen gerechnet wird.

Der Präsident der Handelskammer Bozen, Michl Ebner, kommentiert die Genehmigung des PPP-Projektes der Brennerautobahn AG durch das Ministerium für Infrastruktur und Verkehr:

„Der Brennerkorridor ist nicht nur für Südtirol von strategischer Bedeutung. Es handelt sich um die wichtigste Verbindung für Touristen und Waren zwischen Italien und Europa. Die direkte Beteiligung der Länder und Regionen an der Verwaltung der Autobahn bietet eine zusätzliche Garantie für die künftigen Investitionen, die für diese wichtige Verkehrsader erforderlich sind.“

Nachfolgend die Stellungnahmen der Wirtschaftsverbände:

Letizia Lazzaro, Vizepräsidentin CooperDolomiti

„Bei den Genossenschaften ist eine langsame Erholung zu verzeichnen, insbesondere im sozialen Bereich und bei den wissensintensiven Dienstleistungen. Die Lage der Wohnbaugenossenschaften ist durch den Anstieg der Immobilienwerte, aber auch durch die Probleme im Zusammenhang mit den hohen Rohstoff- und Energiepreisen gekennzeichnet. Die Beschäftigungsdynamik ist positiv, insbesondere bei jungen Menschen mit mittlerem bis hohem Bildungsniveau. Sie stellen die echte Zukunftsinvestition für die Genossenschaften dar.“

Philipp Moser, hds-Präsident

„Südtirols Dienstleister haben auch mit einigen Sorgen wie den Energiepreisen, der Inflation und vor allem mit dem Personalmangel zu kämpfen. Sie sind mit den anderen Wirtschaftsbereichen sehr gut vernetzt und leisten somit einen außerordentlichen Beitrag für die gesamte Wirtschaft. Dank ihrer Dynamik, ihrer Kreativität, ihrem Innovationsgeist und ihrer Qualität „Made in Südtirol“ schaffen sie es, auch herausfordernde Zeiten zu meistern.“

Thomas Baumgartner, Präsident Sektion Transport im Unternehmerverband Südtirol

„Steigende Energie- und vor allem Kraftstoffkosten, LKW-Fahrermangel und die Notwendigkeit, in einen modernen und noch nachhaltigeren Fuhrpark zu investieren: Die Transportunternehmen bewegen sich in einem schwierigen Umfeld. Das Problem der österreichischen Transitverbote muss gelöst werden. Sie schaffen zusätzliche Schwierigkeiten und stellen eine Form des unlauteren Wettbewerbs dar, da sie den freien Warenaustausch zwischen unserem Land und Nordeuropa verhindern.“

Elmar Morandell, Obmann der Berufsgruppe Transport im lvh

„Die Sanierung der Luegbrücke für sechs Jahre ist ein unzumutbares Problem für die Transporteure. Es gibt keine Alternativen zur Eliminierung der Nacht- und sektoralen Fahrverbote und der Doppelmaut. Die Versuche einer Zusammenarbeit mit den österreichischen Behörden waren vergeblich und es gibt weiterhin Ausnahmeregelungen für die Mitbewerber nördlich des Brenners. Unsere Branche leidet bereits unter Fahrverboten, Fahrermangel und Treibstoffpreisen, weitere Belastungen sind untragbar.“

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (2)

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  • klum

    Warum schaut sich das WIFO nicht die Bilanzen jener an, die sich schon wieder beklagen? Fercam wird heuer mit einem Rekord-Umsatz aufwarten, die Immobilienbranche hat verdient wie noch nie, die großen, extrem Strom-Abhängigen Gesellschaften, Genossenschaften und auch Liftgesellschaften zahlen bisher aufgrund von Verträgen keinen Cent mehr für Strom.
    Energie mag ein Problem sein, aber die Inflation eher nicht, denn ALLE haben ordentlich die Preise angehoben. Mehr als notwendig. Und jetzt wo die Preise wieder etwas gefallen sind, oder mit Beiträgen und Förderungen ausgeglichen werden, gehen die Preise nicht wieder zurück.
    Zudem ist es ja nur eine Umfrage, die alle möglichen Antworten zulässt. Also keinesfalls wirklich real, sondern nur ein momentanes Gefühl widerspiegeln.

  • dn

    Völlig richtig, deswegen den Konsum radikal drosseln.

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