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Putsch auf Skiern

Um einem Putsch zuvorzukommen, hat der langjährige Skilehrer-Präsident Claudio Zorzi in letzter Sekunde das Handtuch geworfen. Einer der Strippenzieher im Hintergrund war Ex-Schützen-Chef Jürgen Wirth Anderlan.

von Artur Oberhofer

Er bestreitet gar nicht, beim Putsch die Fäden im Hintergrund gezogen zu haben. „Ich bleibe dabei, der Herr Zorzi ist ein Lügner und nicht würdig, uns Skilehrer zu vertreten“, sagt Jürgen Wirth Anderlan. Dass die Ära Zorzi nun zu Ende sei, erfülle ihn „mit großer Genugtuung“.

Die historische Vollversammlung der Südtiroler Skilehrer ist am vergangenen Samstag im Forum Brixen über die Bühne gegangen. Normalerweise kommen einige Dutzend Skilehrer zu den Vollversammlungen. Doch diesmal platzte der Sitzungssaal im Forum Brixen aus allen Nähten: Über 300 Skilehrer waren am Samstag selbst gekommen, weitere 200 Verbandsmitglieder ließen sich über Vollmachten vertreten.

Dass es für Claudio Zorzi diesmal verdammt eng würde, war klar. Mit dem Leiter der Skischule Jochgrimm, dem Eppaner Gastronom Roland Antholzer, und mit dem Grödner Skilehrer und Unternehmer Robert Demetz traten gleich zwei starke Kandidaten gegen Zorzi an.

Die Kandidatur von Roland Antholzer wurde insbesondere von Jürgen Wirth Anderlan, dem streitbaren Ex-Schützen-Chef und Skilehrer aus Kaltern, gepusht. Antholzer selbst wehrt sich dagegen, als Mann von Wirth Anderlans Gnaden hingestellt zu werden. Er sagt: „Ich habe mit dem Anderlan seit Jahren nicht mehr geredet.“

Sei’s drum.

In den sozialen Medien machte Wirth Anderlan mächtig Stimmung gegen den amtierenden Präsidenten. Der Vorwurf in Richtung Zorzi: Er sei Ausdruck des Systems Südtirol, daher solle „er sich dorthin verziehen, wo kein Pfeffer wächst“.

Was wirft Jürgen Wirth Anderlan dem langjährigen Skilehrer-Chef vor?

Wirth Anderlan erklärt gegenüber der TAGESZEITUNG: „Zorzi hat sich während Corona viel zu wenig für uns Skilehrer eingesetzt, er war oft tagelang nicht zu erreichen, er ist untergetaucht, er hat keine Sitzungen einberufen und alles allein entschieden.“

Zorzis Kapitalfehler sei – immer laut Wirth Anderlan – ein Interview mit der TAGESZEITUNG im August 2021 gewesen, in dem Claudio Zorzi zu den zu erwartenden Entschädigungen erklärt hat: „Wir begnügen uns mit dem, was wir bekommen haben und noch bekommen werden.“

Im Gegensatz zu anderen Interessensverbänden habe sich Claudio Zorzi „viel zu wenig eingesetzt“, sagt Jürgen Wirth Anderlan, „er hat total versagt.“

Anfangs habe es geheißen, dass die Skilehrer 40 Prozent des Umsatzes der Vor-Corona-Jahre als Entschädigung bekommen. „Was Zorzi nicht gesagt hat, es wurde ein Maximalbetrag von 7.500 Euro vereinbart, daher ist die Entschädigung für viele Skilehrer, die ihren Job hauptberuflich ausüben, viel zu gering ausgefallen“, so der Skilehrer Wirth Anderlan, der außerdem sagt, dass Zorzi die Mitglieder des Verbandes immer nur vertröstet habe.

Weil Zorzi gemerkt hat, dass die Luft immer dünner wird, hat er sich am Samstag mit einem Paukenschlag als Chef der Skilehrer verabschiedet. Kurz vor der Kandidaten-Präsentation ging Zorzi ans Rednerpult und erklärte zu allgemeinen Überraschung, dass er doch nicht als Kandidat zur Verfügung stehe und auf eine Kandidatur verzichte.

In einem Interview sagte Zorzi nach der Vollversammlung: „Auf meiner Identitätskarte steht, dass ich nächstes Jahr 70 werde, nach 16 Jahren ist es auch mal gut, ich will kein Sesselkleber sein.“

Durch den Kandidaturverzicht in letzter Sekunde kam Zorzi wohl einer Abwahl zuvor.

Zum neuen Präsidenten des Skilehrer-Verbandes wurde der Grödner Robert Demetz gewählt. „Ich habe zwar meine Stimme dem Roland Antholzer gegeben, aber der Robert Demetz ist auch ein fähiger Bursche“, sagt Jürgen Wirth Anderlan.

Eines der großen Themen des neuen Chefs wird der Skilehrer-Nachwuchs sein. „Wie in vielen anderen Sparten herrscht auch bei uns Skilehrern ein Mangel an jungen Kräften, speziell in der Hauptsaison“, sagt Wirth Anderlan.

Er selbst, sagt der Ex-Schützen-Chef, habe nie mit dem Amt des Skilehrer-Präsidenten spekuliert. Eine Zeitung hatte im Vorfeld der Neuwahlen damit spekuliert, dass Wirth Anderlan diese Abstimmung als Probelauf für die Landtagswahlen 2023 nutzen wolle. „Das ist totaler Schmarrn“, sagt er selbst.

Apropos Kandidatur bei den Landtagswahlen.

Jürgen Wirth Anderlan macht keinen Hehl daraus, dass es ihn jucken würde. „Aber entschieden ist noch nichts“, schränkt er ein. Er sei hin- und hergerissen: Eigentlich brauche er die Politik nicht, andererseits – so Wirth Anderlan – „kritisiere ich das System, also sollte man auch die Eier haben und Verantwortung zu übernehmen“.

Das beste Szenario in Wirth Anderlans Augen wäre: „Wenn die Preise für Strom und Gas von allein wieder runtergingen, dann wäre das fein und ich würde nicht über eine Kandidatur nachdenken, sondern mit meinen Äpfeln diskutieren.“

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (9)

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  • andreas

    Diese Coronaleugner scheinen einen chronischen Dachschaden davongetragen zu haben, der komische Deutsche, der hier schreibt und kontinuierlich droht, her zu kommen, hat auch kein anderes Thema.

    Aber was solls, wenn ein Kalterer Obstbauer meint, die hohen europäischen Energiepreise senken zu können, soll es halt so sein.

    • leser

      Anderle
      Was ist denn ein coronaleugner?
      Jetzt haben wir mit dir eine so grosse intellektuelle Kapazität aber dass du uns mal etwas erklärst scheint dein Intellekt woll doch zu überfordern
      Aber ich geb dir recht, dass anderlan nicht zu den granaten gehört die das Land retten werden

  • tirolersepp

    Des rockt der Wirth schun !

  • leser

    Anderlan
    Hast du einmal in deinem Leben es hinbekommen mehr als 7000 euro im monat Netto zu verdienen
    Denn das ist wohl dein Anreiz in den landtag zu gehen
    Aber warsd du dazu in der Lage dann würde dich dieser berufene Beruf nicht reizen

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