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„Schiene ist das Rückgrat“

LR Alfreider und Handelskammerpräsident Ebner haben die Präsidentschaft der Aktionsgemeinschaft Brennerbahn an den Tiroler LR Zumtobel übergeben. Der regionale Güterverkehr rückt in den Fokus.

Die Digitalisierung und das europäische Jahr der Schiene 2021 standen im Mittelpunkt der Südtiroler Präsidentschaft der Aktionsgemeinschaft Brennerbahn.  Landeshauptmannstellvertreter und Landesrat für Infrastruktur und Mobilität Daniel Alfreider und Handelskammerpräsident Michl Ebner zogen am Donnerstag bei der Präsidentenkonferenz eine positive Bilanz.

Einige wichtige Meilensteine für einen besseren Schienenverkehr auf der Strecke München-Verona durch mehr Digitalisierung und Vernetzung und somit für künftig mehr Lebensqualität der Anrainer konnten gesetzt werden.

Die Aktionsgemeinschaft Brennerbahn (AGB) ist ein seit 1991 bestehender Zusammenschluss der Provinzen und Länder sowie Handelskammern von Verona, Trient, Bozen, Tirol und Bayern. Sie setzt sich für die Verbesserung des Schienenverkehrs auf dem Brennerkorridor zwischen München und Verona ein. Die Präsidentschaft der AGB rotiert alle zwei Jahre. Heute wurde sie im Beisein der Vertreter der Provinzen und Handelskammern vom Land Südtirol und der Handelskammer Bozen ans Land Tirol und die Wirtschaftskammer Tirol übergeben.

Für Mobilitätslandesrat Alfreider waren die vergangenen beiden Jahre der Südtiroler Präsidentschaft wichtig für den grenzüberschreitenden Austausch. „Die Europäische Union sieht in der Schiene das Rückgrat für den Transport von Personen und Waren und investiert viel Geld in neue Infrastrukturen, aber auch in die Bestandsstrecke“, sagte Alfreider. Um konkurrenzfähig zu sein, brauche es diese Investitionen dringend, genauso wie die weitere Harmonisierung der Standards, so der Landesrat. Andernfalls werde es die Verlagerung nicht geben. „Die Straße und die Schiene müssen im Brennerkorridor ganzheitlich gesehen und nicht gegeneinander ausgespielt werden. Wir setzen uns ein, die Schiene konkurrenzfähiger zu machen, damit die Straße und somit die Bevölkerung entlastet werden. Dafür bedarf es einer einheitlichen Strategie unter Einbindung aller Beteiligten“, hebt Alfreider hervor.

Nationale Barrieren in der EU abbauen, um Eisenbahn effizienter zu gestalten

Handelskammerpräsident Ebner ist überzeugt: „Gerade am Brennerkorridor werden die Probleme der Eisenbahn in der EU sichtbar: Es gibt in jedem Land andere Signale, die Betriebssprache ändert sich und auch bei der Stromspannung gibt es keine einheitlichen Standards.“ All das mache die Schiene kostenintensiver und weniger konkurrenzfähig gegenüber der Straße, sagte Ebner und betonte: „Unsere Transportunternehmen wollen den langläufigen Verkehr auf die Schiene verlagern, aber das geht, nur wenn die Rahmenbedingungen stimmen, das heißt es braucht Effizienz, Verlässlichkeit und Pünktlichkeit!“ Laut Handelskammerpräsident ist die AGB auch dazu da, um auf solche Probleme hinzuweisen und eine Verbesserung der Situation herbeizuführen. „2023 wird die Europäische Kommission die Überarbeitung der Richtlinie zum kombinierten Verkehr angehen – ein wichtiger Meilenstein, um die Rahmenbedingungen für die Schiene und den kombinierten Verkehr zu verbessern und so die Verlagerung voranzutreiben“, sagte Ebner.

Wichtige Treffen für gemeinsame Abstimmung zur Verbesserung des Verkehrs auf der Schiene

Unter dem Südtiroler Vorsitz hat die AGB vier Sitzungen mit namhaften Fachleuten abgehalten und zum Gütertransport und zum Personenverkehr zwei große länderübergreifende Treffen mit Politikern und Fachleuten in Brüssel,  2021 zum grenzüberschreitenden Verkehr und 2022 zur Digitalisierung, abgehalten. Bemüht hat sich die AGB in dieser Zeit auch um ein gemeinsames Positionspapier zu Richtlinie 92/106/EWG, also zu den Regeln für bestimmte Beförderungen im kombinierten Güterverkehr zwischen den EU-Mitgliedstaaten. Das Positionspapier ist allerdings noch nicht definitiv und soll in einigen Punkten noch angepasst werden.

Tirol übernimmt Vorsitz – Schwerpunkt auf regionalem Güterverkehr

Am Ende der Präsidentenkonferenz ging der Vorsitz der AGB an Tirol über. „Wir werden den Schwerpunkt der Aktionsgemeinschaft in den kommenden beiden Jahren auf die Stärkung grenzüberschreitender regionaler Güterschienenverkehre legen – hier gibt es zahlreiche Projekte, die umgesetzt werden können, um die Straße entlang des Brennerkorridors zu entlasten und die Schiene optimal auszulasten“, sagte der neue Vorsitzende und Tiroler Verkehrslandesrat René Zumtobel. „Die Verbesserung des Schienenverkehrs bzw. die Steigerung der Kapazitäten muss groß gedacht werden und gleichzeitig Schritt für Schritt bzw. Projekt für Projekt umgesetzt werden. Dort, wo man sofort ansetzen kann, soll das entsprechend den Zielsetzungen der Tiroler Nachhaltigkeits- und Klimastrategie den regionalen und lokalen Güterverteilverkehr zu optimieren, auch getan werden“, erklärte Zumtobel.

Mehr Waren per Bahn zu transportieren und die entsprechende Infrastruktur auf der RoLa sowie für kranbare Sattelauflieger zu verbessern sind Anliegen, die in den kommenden beiden Jahren auch innerhalb der Aktionsgemeinschaft Brennerbahn von zentraler Bedeutung sein werden. Zudem möchte sich Zumtobel für Vereinfachungen beim grenzüberschreitenden Personenverkehr – wie beispielsweise auch im Falle eines Schienenersatzverkehrs – und für eine bessere Abstimmung der Bahnbetreiber und den Autobahngesellschaften bei notwendigen Bauarbeiten entlang der Strecke einsetzen.

Als Mitglied der AGB ist für die Wirtschaftskammer Tirol die nachhaltige Verlagerung auf die Schiene ein wesentliches Ziel beim Warentransport, wie Präsident Christoph Walser betonte: „Die Fertigstellung des Jahrhundertprojekts Brennerbasistunnel rückt immer näher. Wir wollen deshalb die Tiroler Präsidentschaft in der AGB zum Anlass nehmen, um eine praxistaugliche Lösung für die alternativlose Verlagerung der Transporte auf die Schiene voranzutreiben.“

Unter die Lupe genommen wurde bei der heutigen Präsidentenkonferenz auch der Sachstand zum Brennerkorridor insbesondere was den Bau des Brennerbasistunnels BBT und der nördlichen und südlichen Zulaufstrecken betrifft.

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