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„Nur die Spitze des Eisbergs“

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Über 100 Frauen, die Opfer von Gewalt geworden sind, haben sich in den letzten zwei Jahren über das Codewort „Erika“ Hilfe in den Südtiroler Notaufnahmen geholt. 

von Lisi Lang

„Ich suche Erika“. Dieser Satz klingt im ersten Moment eigentlich nicht besonders, eine Person fragt am Schalter der Ersten Hilfe im Krankenhaus nach einer anderen Person. Aber „Erika“ ist keine Ärztin oder Krankenpflegerin, „Erika“ ist ein Codewort für Opfer von Gewalt – und deswegen startet beim Stichwort „Erika“ in den  Südtiroler Notaufnahmen ein eigenes Protokoll, ein geschützter Weg für Frauen, die Opfer von Gewalt geworden sind.

Eine Woche bevor der internationale Tag gegen Gewalt an Fragen begangen wird, stellt der Südtiroler Sanitätsbetrieb das Projekt „Erika“ erneut in den Mittelpunkt – um es bekannter zu machen und Mitarbeitende und die Gesellschaft zu sensibilisieren. „Es ist schade, dass wir in einer so reichen Provinz ein solches Projekt brauchen, aber die Daten zeigen uns, wie wichtig es ist – vor allem, weil die Dunkelziffer hoch ist“, sagt Florian Zerzer, Generaldirektor des Südtiroler Sanitätsbetriebes.

„Erika“ ist eine Initiative, die Frauen, die Opfer von Gewalt geworden sind, konkrete Hilfe anbietet. Das Projekt, welches zuerst nur im Gesundheitsbezirk Bozen gestartet und dann im Jahr 2020 auf alle Notaufnahmen des Landes ausgeweitet wurde, schafft einen geschützten Weg ohne Wartezeiten, Angst und Scham für Frauen, die Opfer von Gewalt geworden sind. „Wenn eine Frau am Schalter der Notaufnahme nach Erika fragt, wird die Frau sofort in einen geschützten Raum gebracht – alleine und ohne eventuelle Begleiter – und es wird eine Erstbewertung der Situation vorgenommen“, erklärt Tiziano Garbin, Pflegekoordinator der Notaufnahme des Landeskrankenhauses Bozen. Die Frauen alleine in einen geschützten Raum zu bringen, sei auch deshalb wichtig, weil Frauen manchmal von den Menschen begleitet werden, die ihnen Gewalt angetan haben. „Die Frau wird dann in einem geschützten Umfeld untersucht und es werden – falls die Betroffene einverstanden ist – die Ordnungskräfte verständig und eventuelle Beweise gesichert“, erklärt der Pflegekoordinator der Notaufnahme am Landeskrankenhaus Bozen. Auch werde Kontakt zu einem Anti-Gewalt-Zentrum aufgenommen. „Unsere Aufgabe ist es die Frauen ärztlich zu versorgen und zu betreuen und sie auch über ihre möglichen nächsten Schritte zu informieren“, erklärt Christa Schrettenbrunner, Gynäkologin am Landeskrankenhaus Bozen und Südtiroler Referentin des Nationalen Strategieplans gegen männliche Gewalt gegen Frauen.

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Kommentare (3)

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  • dn

    Was mich interessieren würde: Sind Südtiroler oder Ausländer überproportional betroffen, oder gleich? Wenn es Unterschiede gibt, wo fallen diese besonders auf? Wieso nicht alle Fakten auf den Tisch legen?

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