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„Bravo, Giorgia“

Myriam Atz-Tammerle, Gudrun Kofler und Sven Knoll

In Südtirol warnen die volkstumspolitischen Kräfte vor Giorgia Meloni, in Wien freut man sich über den Wahlsieg der Postfaschistin. Am Beispiel der Gudrun Kofler lässt sich festmachen, welch scheinheiligen Kurs die Süd-Tiroler Freiheit fährt.

von Artur Oberhofer

Die Freude bei der Süd-Tiroler Freiheit war riesengroß. Sven Knoll, der Landtagsabgeordnete der STF, sprach am vergangenen Montag von einem „historisch bedeutsamen Erfolg“, da mit Gudrun Kofler „erstmals seit 1920 wieder eine Südtiroler Abgeordnete im Tiroler Landtag sitzt“.

Die grenzüberwindende Zusammenarbeit zwischen Nord-, Ost- und Südtirol werde damit auf eine völlig neue Ebene gehoben, konstatierte Knoll. Und dann giftete der Ober-Patriot noch gegen seine hiesigen Mitbewerber: „Während andere Parteien unbedingt nach Rom wollten, hat die STF ihre Kräfte für ein Los von Rom eingesetzt und mit der Wahl von Gudrun Kofler erfolgreich eine Brücke nach Innsbruck gebaut“, so die STF.

Brücke nach Innsbruck? Treffender wäre gewesen, wenn Sven Knoll gesagt hätte: Niemand tanzt so schön auf zwei Hochzeiten wie die STF.

Was die STF wohlweislich nicht groß und laut in die Welt hinausposaunte: Gudrun Kofler ist auf der Liste der Tiroler Freiheitlichen in den Nordtiroler Landtag gewählt worden, also ausgerechnet für eine Partei, deren Spitzenvertreter sich am Montag überschwänglich über den Wahlsieg der Postfaschistin Giorgia Meloni gefreut haben.

Zwei konkrete Beispiele gefällig? Der EU-Abgeordnete der FPÖ, Harald Vilimsky, war am vergangenen Montag ganz außer sich vor Freude über den Wahlsieg von Giorgia Meloni.

Vilimsky twitterte:

„Jetzt wird in Italien endlich eine Frau ohne jegliche Quote Regierungschefin und den ganzen Linken und Emanzen hier passt es wieder nicht. Da soll sich jemand auskennen. #bravo Italia.“

Auch die Landesparteiobfrau der FPÖ Salzburg und Stellvertreterin von FPÖ-Chef Herbert Kickl, Marlene Svazek, freute sich riesig über den Wahlerfolg der „Fratelli d’Italia“ von Giorgia Meloni.

Svazek postete am Montag:

„Eine starke Frau an der Spitze Italiens. Ganz ohne Quote und mit der Unterstützung von Männern wie Matteo Salvini im Rücken. In Italien hat man trotz mehrerer rechter Parteien erkannt, dass dieses Lager geeint auftreten und die Beste an die Spitze muss. Dann ist offenbar alles möglich. Brava Giorgia Meloni!“

Vor dem Hintergrund dieser alpenrepublikanischen Jubelgesänge auf Giorgia Meloni entsteht eine beeindruckende Gemengelage,  ein fürwahr paradoxes und widersprüchliches Szenenbild: Der ehemalige Südtirol-Sprecher der Freiheitlichen, Werner Neubauer, die Tiroler-F-Kandidatin Gudrun Kofler und andere VolkstumspolitikerInnen warnten vor den Parlamentswahlen eindringlich vor der „Südtirol-Hasserin Meloni“, die die armen Südtiroler zurück über den Brenner jagen wolle.

Mehr noch:

Gudrun Kofler, die F-Kandidatin und Nichte der einstigen Grande Dame der Südtiroler Volkstumspolitik Eva Klotz, hinterlegte wenige Tage vor den Parlamentswahlen gemeinsam ihren STF-Freunden Sven Knoll und Myriam Atz-Tammerle am Landesgericht in Bozen eine Anzeige gegen Giorgia Meloni wegen Verherrlichung des Faschismus, weil diese vor vielen Jahren Benito Mussolini in einem Interview als „guten Mann“ bezeichnet hatte.

Wie passt das zusammen? In Bozen zeigen die STF und Gudrun Kofler die „Fratelli d’Italia“-Chefin Giorgia Meloni wegen Verherrlichung des Duce an. Und jetzt ist Gudrun Kofler die Abgeordnete einer Partei, die zu den ersten Gratulanten von Giorgia Meloni gehört.

Ein toller Spagat.

Wie twitterte doch der FPÖ-Europaparlamentarier Harald Vilimsky am Montag, nachdem Melonis Wahlsieg feststand, in holprigem Deutsch-Italienisch?

„Italiener holen sich ihr Land zurück, bravissimo!“

Auch der FPÖ-Europaparlamentarier Georg Mayer freute sich: „Bravo, Giorgia.“

 

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (9)

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  • andreas

    Die katholische Mama Giorgia im Juni 2022 in Spanien.
    https://youtu.be/jMad7nLO3OM

    Die Wähler scheinen eine Mischung aus leichtgläubigen Egoisten, Ignoranten und recht komischen Frauen zu sein, welche am liebsten noch am Lagerfeuer sitzen möchten, während ihr Gebieter ein Mammut jagt.

    Der rechte Sumpf im Operettenstaat war immer schon so, von denen ist nichts anderes zu erwarten.
    Knoll hat nur ein Thema und nicht mal das beherrscht er.

  • pingoballino1955

    Bei der STF scheint die politische Doppelmoral auf seltsame Auswüchse angestiegen zu sein. Und das nennt ihr glaubwütdig????

  • heracleummantegazziani

    Knoll ist der nutzloseste Politker aller Zeiten aber die Atz-Tammerle holt auf. Denen geht es doch eindeutig nur um persönliche Vorteile. Sie hauen hie und da eine Pressemitteilung raus, um beim eigenen Wählervolk orgiastische Zustände zu verursachen, aber Konkretes ist nie etwas gekommen und wird auch nie kommen.

    • 2xnachgedacht

      um persönliche vorteile? das war und ist allgemein so , in der politischen kaste… also nix neues.

      • heracleummantegazziani

        Wenn du tagaus tagein immer mit dem Finger auf andere zeigst und selbst noch ärger handelst, dann ist das zumindest wenig intelligent. Bei Knoll sage ich mal ist der ist so dreist, dass er davon ausgeht seine Wähler verstehen das eh nicht. Mit anderen Worten hält er seine Wähler für vollkommen bescheuert.

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