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„Dunkle Vergangenheit“

SVP-Obmann Philipp Achammer tritt für die Umbenennung der Amba-Alagi-Straße in Bozen ein. „Besser heute als morgen.“

Anlässlich des Gedenkens an den gewaltsamen, faschistischen Marsch auf Bozen vor 100 Jahren meint SVP-Obmann Philipp Achammer:

„Die Aufarbeitung unserer Geschichte endet nie. Genauso wie eine entschlossene Ablehnung sämtlicher totalitärer Ideologien unsere Pflicht ist.“

Die Gegenwart brauche neue Zeitzeugen.

Und der SVP-Obmann unterbreitet Vorschläge für weitere, bewusste Initiativen zur Aufarbeitung.

„Sobald es keine Zeitzeugen mehr gibt, welche die grausamen totalitären Ideologien des 20. Jahrhunderts hieruzulande erleben mussten, werden wir alle die neuen Zeitzeugen sein müssen. Zwar solche, die dies – Gott sei Dank – am eigenen Leib niemals erleben mussten, aber entschlossen gegen jegliche Form von menschenverachtenden Extremismen in unserer Gesellschaft eintreten“, betont der SVP-Obmann.

„Das, was unsere Vorfahren erleiden mussten, darf nie wieder passieren! Das ist unsere Verantwortung.“

Die gesamte Gesellschaft sei gefordert, Zivilcourage zu zeigen.

„Wenn wir glauben, dass die Geschichte schon genügend aufgearbeitet worden sei, dann irren wir uns. Im Gegenteil, in mancherlei Bereichen ist eine gewisse Geschichtsvergessenheit zu verspüren“, betont Achammer.

Aufarbeitung bedeute jedoch nicht Provokation, sondern immer das Gemeinsame vor das Trennende zu stellen und auch Differenzen offen aufzuarbeiten.

Und der SVP-Obmann unterbreitet Vorschläge zu weiteren Initiativen zu einer solchen Aufarbeitung (die bei der italienischen Rechten für einen Aufschrei sorgen werden, Anm. d. R.):

„Verschiedene Straßen und Straßenzüge unseres Landes tragen heute noch Namen, welche dort nicht stehen sollten. Entweder wir benennen klar, für welch dunkle Seiten der Geschichte sie stehen, oder wir entfernen sie besser heute als morgen“, betont Achammer.

Dazu zähle etwa die Amba-Alagi-Straße in Bozen:

„Gerade in dieser Amba-Alagi-Straße hat die deutsche Bildungsdirektion ihren Sitz. Weil Bildung ganz wesentlich zur Überwindung von Extremismen beitragen kann, sollte diese Straße auch einen anderen Namen verdienen“, schlägt Achammer vor.

Der historische Hintergrund:

Amba Alagi ist einer der höchsten Berge Äthiopiens; in diesem Zusammenhang wird an drei Schlachten erinnert, unter anderem jene von 1936, die zum brutalen Eroberungsfeldzug Mussolinis in Abessinien zählt, bei dem vonseiten der faschistischen Truppen auch Giftgas zum Einsatz kam.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (12)

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  • gorgo

    Du Phillip, dein aktuelles volkstumspolitisches Engagement ist erstaunlich, aber vermutlich eine Sackgasse.

    • brutus

      …die Umbenennung in Vetta-d’italia-Straße wäre anzudenken!
      (Vorschlag Urzi)

    • artimar

      Straßennamen sind Teil einer Sprachlandschaft im öffentlichen Raum.
      Wieso kann man hier nicht zeitnah zumindest eine Erklärtafel mit geographischem und historischem Bezug (samt 7. Dezember 1895 und Mai 1941) anbringen?
      Mit Straßenumbennungen sind komplizierter und wie man weiß, im Südtirol nicht einfach umsetzbar bzw. sind sogar gescheitert.
      Ansonsten kann man Achammer, was die Geschichts- und damit die Zukunftsvergessenheit betrifft, nur bepflichten.
      Nur „Lei net rouglen“ (Magnago) war das Motto.
      Geschichtsschreibung und Erinnerungskultur überließ man entweder Rechten oder linksgrünen Ideologen, den „Siamo-in-Italia-fascista“-Versteher, die nach wie vor behaupten (dürfen), das Südtirol und ihre deutsche Bevölkerungsgruppe seien die eigentlichen Täter, zuerst des Mussolini- und später des Hitler-Faschismus. Dabei weiß man, auch aus anderen Debatten: Auch, wenn es einzelne Helfer und Täter gab, sind solche Zuschreibungen angesichts von Zwangs-, Terror- und Gewaltherrschaft eine Täter-Opfer-Umkehr.
      Darüber sollte der Bildungslandesrat vielleicht auch mal nachdenken.

  • criticus

    Ja saaage mal, das ist der SVP jetzt ziemlich spät eingefallen. Ach so, in einem Jahr sind ja Landtagswahlen!

  • pingoballino1955

    Aus welchem geschichtlichen letzten Eck hat Achammer die Amba Alagistrasse rausgezogen? Seltam das plötzliche Interesse an Umbenennungen bestimmter Strassen? Bis jetzt hat sich die Svp um diese Problematik nie gekümmert! Achja die LW 2023 welch plötzlicher Sinneswandel?

  • 2xnachgedacht

    zudem haben umbenennungen in wirklichkeit nichts gebracht…hat der einzelne was davon? vorratsschrank voller,oder mehr in der brieftasche? nicht x der vorher streitsüchtige nachbar wurde oder wird oder würde friedfertiger.
    eher das gegenteil ist der fall…da wird was hochgeschaukelt u wieder böses blut erzeugt- mit steuergeldern… und bevors in den köpfen nicht passt, hilft auch keine namensänderung.

  • andreas1234567

    Hallo nach Südtirol,

    man hört und staunt nur noch. Erst ein Treffen mit dem SSB welches das mit dem Resümee „der Südtiroler Schützenbund ist an einem regen Austausch mit dem Landesrat für Bildung und Kultur interessiert, um gemeinsam Strategien für unsere Tiroler Identität in diesem fremden Nationalstaat Italien festzulegen“ zusammenfassen dürfen und jetzt wird faschistischen Namensrelikten vom Parteiobmann höchstselbst der Kampf erklärt.

    Und das alles wird prominent und gültigst von einem Medium verbreitet welches sich seit Monaten auf die Fahne geschrieben hatte Rom möge Südtirol an die Hand nehmen und man möge besser Rom gehorchen.

    Freudige Ausverkäufer von Autonomie und Minderheitenrecht sollten langsam überlegen sich in einem Interessenverband zu organisieren, „VdfghK“ für „Verband der fallengelassenen heisse Kartoffeln“ wäre mein Namensvorschlag

    Gott schütze Südtirol

  • morgenstern

    Ich bin auch für eine Umbenennung nämlich in „Freunde im Edelweiß Straße“

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