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Das universale Lebensnetz

Foto: Ulrike Rehmann

Erstmals richten die Toblacher Gespräche ihre Aufmerksamkeit auf die Welt der Tiere, aus denen wir Menschen evolutionär hervorgehen und die unsere Mitbewohner sind, wie Moraltheologe Martin Lintner sie nennt.

Die Evolutionstheorie von Charles Darwin hat unser Weltbild revolutioniert. Menschen, Tiere, Pflanzen und Pilze sind als ein universales Lebensnetz zu begreifen.

Die Wissenschaft hat längst schon erkannt, dass sich nicht nur Menschenaffen und Delfine, sondern auch Vögel, Tintenfische und Insekten intelligentes Verhalten zeigen.

Es ist eine Alltagserfahrung, dass Tiere Gefühle haben, der treue Hundeblick ist sprichwörtlich.

Doch der Mensch schützt und zerstört zugleich. Seit der Agrarrevolution vor 10.000 Jahren, als der Mensch sesshaft wurde, sind bereits 80% der Arten auf diesem Planeten durch den Menschen ausgerottet worden.

Martin M. Lintner

In den letzten 50 Jahren hat sich dieser Prozess wesentlich beschleunigt, bestätigt Moraltheologe Martin Lintner, der bei den Toblacher Gesprächen einen Vortrag halten wird. Lintner weiß, dass auch die Kirche an dieser Entwicklung mit Schuld trägt. Deshalb rät er, die bekannten Bibelstellen im Buch Genesis 1 wo es heißt: Unterwerft euch die Erde und herrscht über die Tiereneu zu interpretieren.

Die hebräischen Bedeutungen für unterwerfenund herrschenbedeuteten sinngemäß „Den Fuß auf etwas setzen.

Laut Lintner sei damit die Verantwortung des Menschen gemeint, der beispielsweise den Acker bebaut, diesen auch verantwortungsbewusst kultiviert, schützt und pflegt. Auch der Hirte herrscht über seine Tiere, die er aber nicht drangsaliert, sondern vorsorglich behandelt.

Martin Lintner ist überzeugt, dass es an der Zeit ist für einen radikalen Systemwandel, der die Tierhaltung extrem reduziert und das gesamte Ernährungssystem revolutioniert. Wir töten jährlich in Europa zehnmal so viel Tiere wie Europa Einwohner hat. Italien schlachtet bei 60 Mio. Einwohner jährlich 600 Mio. Tiere, die oft vorher quer durch Europa gekarrt worden sind.“ 

Zutiefst enttäuscht zeigt er sich von der Europäischen Union, wo die Kommission zwar die Missstände aufgezeigt hat, das Parlament aber nicht in der Lage zu sein scheint, daraus die richtigen Schlüsse zu ziehen.

Bei den Toblacher Gesprächen, die vom 30. September bis 2. Oktober im Grand Hotel Toblach stattfinden, wird Martin Lintner sein Plädoyer im Detail präsentieren.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (3)

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  • meinemeinung

    …..der Europäischen Union, wo die Kommission zwar die Missstände aufgezeigt hat, das Parlament aber nicht in der Lage zu sein scheint, daraus die richtigen Schlüsse zu ziehen.
    Geld regiert die Welt. Äcker die brach liegen ,aber Getreide von x km Eingeführt werden mit EU Gelder Finanziert. Industriebauern mit 1000enden Vieh die nicht einmal der Besitzer (nicht Bauer) meistens eine Gesellschaft ,kennt, Rendite müssen passen. Hier wäre Arbeit für unsere Politiker, aber das heiße Eisen will niemand und so bleibt er weiter den Kapitalisten überlassen wie damit um gegangen wird. Schade für unsere Kleinbauern die mit den Vorschriften ,welche für Großunternehmer nötig sind ,auch leben und umsetzen müssen. Dafür aber das Geld nicht reich.

  • treter

    „Doch der Mensch schützt und zerstört zugleich. Seit der Agrarrevolution vor 10.000 Jahren, als der Mensch sesshaft wurde, sind bereits 80% der Arten auf diesem Planeten durch den Menschen ausgerottet worden“ steht im obigen Text!
    Ein passendes aktuelles Beispiel dazu ist die geplante Rodung des Brixner Auwaldes, welcher einem 3D-BETON-Drucker Industriegebäude der Firma Progress weichen soll! Die Umweltgruppe Eisacktal hat in diesem Wald auch die Brut von 7 Vogelarten der Roten Liste nachgewiesen! Details:
    https://www.umwelt.bz.it/aktuelles/neuigkeiten/ug-eisacktal-offener-brief-auwald-in-brixen.html
    Wenn dieses Vorhaben wirklich umgesetzt wird, verlieren diese bedrohten Arten erneut ein Fortpflanzungs-Habitat und sterben noch schneller aus!!
    Grund: Lebensraumverlust ist die Ursache Nummer 1 für das Artensterben!
    PS. Die Problematik „Rodung Auwald Brixen“ sollte daher auch in Toblach zur Sprache kommen!!

  • dn

    Es gibt in diesem Haufen doch glatt auch Vertreter, die in die richtige Richtung denken.

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