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Kalte Kirchen

Wegen der immensen Heizkosten werden die Pfarreien in diesem Winter die Temperaturen in den Kirchen auf mindestens 15 Grad drosseln.

von Markus Rufin

Die hohen Heizkosten treffen nahezu alle, Familien, Betriebe, Vereine und öffentliche Verwaltungen – einige davon härter, andere hingegen weniger hart.

Besonders problematisch sind die gestiegenen Heizkosten für Südtirols Pfarreien. Im Winter werden die Kirchen Südtirols regelmäßig geheizt. Da es sich zumeist um große alte Gebäude handelt, die schlecht isolieren, muss sehr viel geheizt werden.

Dabei sind es die Pfarreien selbst und nicht etwa die Diözese, die für die Heizkosten aufkommt. Dennoch hat Bischof Ivo Muser den Pfarreien bei der Pastoraltagung am Wochenende empfohlen, die Kirchen nicht mehr als auf 15 Grad zu heizen, um weniger Geld auszugeben.

Doch wirklich nutzen tut dieser Rat nicht, meint unter anderem der Bozner Dekan Bernhard Holzer. Im Bozner Dom komme man selbst bei der Maximalleistung nicht auf mehr als 15 Grad, da es sich um ein hohes Gebäude handelt: „Wenn es richtig kalt ist, kommen wir auf nicht mehr als 13 Grad. Das wäre auch nicht Sinn der Sache. Man sollte die Kirchen aber schon etwas temperieren, sodass die Gläubigen nicht zu kalt haben.“

Im Bozner Dom wird mit Pellets geheizt, sodass sich der Preisanstieg noch in Grenzen hält. Holzner ist sich aber sicher, dass es eine enorme Steigerung geben wird. Die meisten Pfarreien finanzieren die Heizkosten alleine durch Sammlungen. In Bozen habe man aber glücklicherweise einige Einkünfte, sodass man die Heizkosten womöglich auch anderweitig decken kann: „Wir werden uns mit den Heizkosten demnächst im Vermögensverwaltungsausschuss befassen. Wir werden uns da aber auch mit allen anderen Preissteigerungen beschäftigen, die uns betreffen.“

Dass die Temperatur in den Kirchen also reduziert wird, ist aber sicher. Auch in Brixen ist das der Fall. Dort werden sich die Mitarbeiter der Pfarrei mit einem Heizungsberater treffen, wie Dekan Florian Kerschbaumer erklärt: „Wir heizen zwar mit Fernwärme, doch auch dort gibt es eine enorme Preissteigerung.“

Bei der Deckung der Heizkosten habe mittlerweile jede Pfarrei ihr eigenes System. Kerschbaumer weiß von Pfarreien, die immer wieder einen Heizungsbeitrag einheben, da die Kosten dafür einen starken Posten in einem Haushalt der Pfarrei einnehmen. Als Beispiel nennt Dekan Fischnaller die Pfarrei Milland: „Die Heizkosten haben sich mehr als verdoppelt. Ohne die Hilfe der Bevölkerung würden wir das nicht schaffen. In Milland haben wir 2022 seit Jänner 30.000 Euro an Heizkosten ausgegeben, während rund 14.000 Euro durch Spenden eingegangen sind. Das ist eine riesige Lücke, die hier aufklafft.“ Bei einer weiteren Verdoppelung der Heizkosten dürften einige Pfarreien in Bedrängnis kommen.

Das bestätigt Pater Ulrich Kössler von der Pfarrei Gries: „Die Spesen für die Stiftskirche werden zwar auch vom Kloster übernommen, aber auch wir haben mehrere Kirchen zu beheizen, beispielsweise die alte Pfarrkirche.“

Wie Kössler erklärt, habe man sich in Gries dazu entschieden möglichst spät mit dem Heizen zu beginnen. Man werde auch nur mehr am Sonntag heizen. Das bedeutet, in Gries ist man insbesondere auf das Wetter angewiesen. Sollte es nämlich bereits früh kalt werden, nützt auch dieser Plan nichts.

Speziell in der Stiftskirche habe man bereits sehr sparsam geheizt und sei fast immer bei 13 bis 14 Grad geblieben. „Noch weiter runtergehen können wir wohl nicht, denn dann wird es schwer, dort sitzen zu bleiben“, meint Ulrich Kössler.

Insbesondere wenn der Winter hart wird und die Preise konstant hoch bleiben, könnte es für die Pfarrei Gries, die die Heizung nur durch die Sammlungen organisiert, schwer werden: „Langfristig müssten wir wohl darüber nachdenken, das Angebot zu verringern, sprich Gottesdienste zu streichen. Aber das wäre wirklich nur die letzte Option.“

 

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