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„Eine andere Welt“

Nicht nur sportlich ist der FC Südtirol in der Serie B angekommen. Auch das Drususstadion ist jetzt zu einem richtigen Fußballtempel geworden. Der Aufwand bei Heimspielen ist enorm.

von Artur Oberhofer

Den vielen Fans des FC Südtirol ergeht es ähnlich wie den Spielern. „Die Serie B ist eine andere Welt“, hatte Kapitän Fabian Tait vor wenigen Tagen im TAGESZEITUNG-Interview erklärt, erst jetzt fühle er sich so wie „ein richtiger Fußballspieler“.

Aber nicht nur sportlich ist der FCS in der Serie B angekommen. Auch der Stadionbesuch hat es in sich. Das altehrwürdige Bozner Drususstadion ist jetzt zu einem richtigen Fußballtempel geworden. Die Serie B ist also auch für die Fans „eine andere Welt“.

Entsprechend groß ist denn auch der organisatorische und sicherheitstechnische Aufwand. Um ein Heimspiel in der Serie B austragen zu können, bedarf es der tatkräftigen Mitarbeit eines kleinen Heeres von HelferInnen.

Mindestens 150 Personen sind bei den Heimspielen von Südtirols einzigem Profi-Fußballclub im Einsatz. Polizei und/oder Carabinieri nicht mit einberechnet.

Doch sehen wir uns im Detail an, wie sich die Organisation eines Heimspiels im Drususstadion im Vergleich zu Serie-C-Zeiten verändert hat.

Foto: Bordoni

An den Stadioneingängen mussten zehn Drehkreuze installiert werden, acht für die einheimischen Fans und zwei für die Fans der Gastmannschaft.

Durch so ein hochmodernes Drehkreuz können in einer Stunde „nur“ 500 Personen geschleust werden. Das bedeutet: An den acht Drehkreuzen kann eine Durchgangsfrequenz von 4.000 FCS-Fans pro Stunde erreicht werden.

An diesen Drehsperren müssen die Fans den QR-Code ihres Tickets oder FCS-Abos einscannen, normalerweise dauert dieser Vorgang – Ticket scannen und Freigabe durch das Zugangskontrollsystem – sieben bis acht Sekunden.

Allerdings kommt rd immer wieder vor, dass sich die Drehkreuze blockieren, etwa wenn der QR-Code nicht lesbar ist oder wenn das Drehkreuz zu früh betätigt wurde.

„Damit es nicht zu langen Wartezeiten und Warteschlangen vor dem Stadion kommt, versuchen wir die Fans zu sensibilisieren, dass sie möglichst frühzeitig ins Stadion kommen“, sagt FCS-Generaldirektor Dietmar Pfeifer.

Am Samstag beim Heimspiel des FCS gegen Cosenza waren 3.500 Zuschauer im Stadion, darunter gut 350 Fans aus Kalabrien. Etwa 100 Zuschauer schafften es nicht bis zum Anpfiff ins Stadion.

Beim FCS geht man aber davon aus, dass auch dieser Prozess beschleunigt werden kann, sobald auf beiden Seiten – Stewards und Fans – etwas Routine hineinkommt.

Wenn dann Spitzenteams wie Genoa, Cagliari, Brescia oder Parma nach Bozen kommen und über 5.000 Zuschauer ins Drususstadion strömen werden, ist es aber in jedem Fall ratsam, frühzeitig zu kommen, um bis zum Anpfiff im Stadion zu sein.

Aufgrund der rigiden Sicherheitsbestimmungen sind jetzt auch viel mehr Stewards und Security-Kräfte im Einsatz. In der Serie B benötigt der FCS knapp 70 Sicherheitsleute, in der Serie C war man noch mit 20 ausgekommen.

Der Bedarf an so vielen Sicherheitskräften (die Polizeikräfte nicht miteinberechnet) ist auch deswegen so hoch, weil das Drususstadion kein Käfig ist und die Fans ganz nahe am Spielfeldrand sitzen. „Weil zwischen Tribüne und Spielfeld keine Umzäunung ist, braucht es eben mehr Stewards, die aufpassen, dass kein Fan aufs Feld hüpft“, erklärt FCS-Manager Dietmar Pfeifer.

Mit anderen Worten: Die Nähe zwischen Publikum und Spielfeld erhöht zwar den Stimmungsfaktor im Stadion, bringt aber auch einen höheren Sicherheitsaufwand mit sich.

Zum Sicherheitspaket, das in einem „richtigen“ Fußballstadion geschnürt werden muss, gehört auch die ärztlich-sanitäre Betreuung.

Mussten bei Serie-C-Spielen nur vier Sanitäter – zwei auf dem Feld, zwei auf den Tribünen – anwesend sein, so sind es in der Serie B 15, darunter zwei Notärzte.

Und gab es in der Serie C keinen Brandschutz- oder Feuerwehrdienst, so sind jetzt in der Serie B pro Tribüne zwei Personen im Stadion anwesend, die eine Brandschutzausbildung haben.

Diese vier Brandschützer schreiten ein, wenn beispielsweise Rauchbomben, die berüchtigten Rauchtöpfe oder andere Pyrotechnik gezündet werden.

Serie B, das bedeutet für den FCS auch mehr Zuschauer – und mehr verkaufte Tickets.

Gab es zu Serie-C-Zeiten noch vier Kassen-Boxen im Außenbereich des Drususstadions, so sind es jetzt zehn, also mehr als doppelt so viele.

Auch das Kassenpersonal musste folglich von vier auf zehn Einheiten aufgestockt werden.

Und Serie B bedeutet für den FC Südtirol nicht nur mehr Fernsehgelder – sechs Millionen Euro statt wie bislang rund 2,5 Millionen –, sondern auch mehr mediale Aufmerksamkeit. Zu den Serie-B-Spielen reisen jedes Mal die  Übertragungswagen von Sky, Dazn und Helbiz an – und zwar immer am Tag vor dem Match.

Die Ü-Wagen müssen nachts bewacht werden. Den Wachdienst bezahlt der FCS.

Auch das Kommunikations-Team des FCS, das die auswärtigen Journalisten, die Mitarbeiter der Fernsehanstalten und die Homepage des FCS betreut, musste von zwei auf vier MitarbeiterInnen aufgestockt werden.

Im Stadion selbst gibt es jetzt einen Regisseur, der für die Werbebanden zuständig ist, das heißt, eine Person, die darauf achtet, dass auf den hochmodernen LED-Banden die richtige Werbung im richtigen Moment aufleuchtet.

Auch ist stets ein Elektrotechniker im Stadion für den Fall, dass es bei den LED-Banden einen technischen Defekt geben sollte.

Die Fernsehstationen ihrerseits platzieren rund um das Spielfeld im Drususstadion Mikrophone, so dass die Dazn- oder Sky-Abonnenten auch die Stimmen der Profis und der Trainer mit hören können.

Auch in Sachen Verpflegung hat es einen Qualitätssprung gegeben.

Foto: Bordoni

Im Stadion gibt es jetzt sechs Verpflegungskioske – vier auf der Canazza-Tribüne, zwei auf der Zanvettor-Tribüne –, in denen 25 Personen beschäftigt sind und die die Zuschauer vor und nach dem Spiel und in der Pause verköstigen. Diesen Dienst hat der FCS an professionelles Personal vergeben.

Die Sicherheitskräfte der Quästur sind in einer eigenen Kabine auf der Zanvettor-Tribüne Richtung Lido untergebracht. Damit den Polizeikräften nichts, aber auch wirklich nichts entgeht, sind bei Heimspielen im Stadion und im unmittelbaren Außenbereich nicht weniger als 80 Überwachungskameras aktiv.

Derzeit kann das Drususstadion bis zu 5.100 Zuschauer fassen, bis 31. Jänner 2023 muss der FCS die Verbandsauflangen erfüllen und die Kapazität auf 5.500 erhöhen. „Das bekommen wir hin“, sagt FCS-Generaldirektor Dietmar Pfeifer.

Übrigens: Das nächste Heimspiel des FCS findet am 9. Oktober statt. An jenem Sonntag ist der ehemalige Serie-A-Club Benevento zu Gast.

 

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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