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„Unter Schutz stellen“

Am Montag, 12. September wanderten Vertreter der Grödner Umweltverbände mit Landesrätin Maria Hochgruber Kuenzer und den Landesbeamten Leo Hilpold und Enrico Brutti zu den Cunfinböden am Fuße der Langkofelgruppe und richteten ihren Appell an die Landespolitik: Die Langkofelgruppe mit den Cunfinböden muss endlich unter Schutz gestellt werden.

Bereits Luis Trenker setzte sich 1985 für die Cunfinböden ein und richtete einen Appell an den damaligen Landeshauptmann Silvius Magnago.

Am Montag waren es Vertreter von Nosc Cunfin, Lia da Mont, Lia per Natura y Usanzes, Alpenverein Südtirol, Dachverband für Natur und Umweltschutz, Heimatpflegeverband Südtirol, Tutela Ambiente Montano, Club Alpino Italiano, Vereinigung Südtiroler Biologen, Arbeitsgemeinschaft für Vogelkunde und Vogelschutz, Mountain Wilderness und Bündnis Climate Action Südtirol, die den Appell an die Landesregierung erneuerten: „Die Langkofelgruppe mit den Cunfinböden muss endlich unter Schutz gestellt werden.“

Absage an Verbauungspläne

Mit der Unterschutzstellung müssen alle Verbauungspläne endgültig ad acta gelegt werden. Der Tourismus boomt, die Sommersaison 2022 hat in Südtirol das Rekordjahr 2019 noch um einiges übertroffen und damit steigt auch der Druck auf die letzten unerschlossenen Gebiete in den Dolomiten, schreiben die Umweltverbände in einer Aussendung. Das gilt auch für die Langkofelgruppe und die Cunfinböden.

Die geplante Verbindung der Skizonen Seiser Alm und Monte Pana mit einer Eisenbahn oder einer Seilbahn, der Ausbau und die Potenzierung der Seilbahn auf die Langkofelscharte, verschiedene Studien zur Erschließung der Langkofelgruppe mit Seilbahnen: All diese Projekte liegen in unterschiedlichen Entwicklungsstufen für die Umsetzung bereit. „Dabei sind sie ein Anachronismus aus dem Profitmaximierungsdenken der vergangenen Jahrzehnte und mit einer modernen, zukunftsorientierten und nachhaltigen Politik unvereinbar“, so die Umweltschützer, die daran erinnerten, dass erst kürzlich der Klimaplan Südtirol 2040 vorgestellt worden sei. Dabei sei betont worden, wie wichtig der Schutz naturbelassener Gebiete für die Erreichung der Klimaziele ist.

Landeshauptmann Arno Kompatscher hat am letzten Donnerstagnachmittag bei den Nachhaltigkeitstagen Südtirol bei einer öffentlichen Diskussion geäußert, dass er für die Unterschutzstellung der Langkofelgruppe und Cunfinböden ist. „Die Eingliederung der Langkofelgruppe mit den Cunfinböden in einen Naturpark wäre ein einfach umzusetzender, aber wichtiger Beitrag dafür, den Umweltverbände bereits seit mehr als 40 Jahren einfordern“, so die Umweltverbände weiter.

Die Langkofelgruppe mit den Cunfinböden: Ein einzigartiges Gebiet

Die Langkofelgruppe mit Lang- und Plattkofel sind eine der markantesten Formationen der gesamten Dolomiten und von enormem geologischem Wert, aber leider nicht Teil des UNESCO-Weltnaturerbes Dolomiten.

Im Wasserschutzgebiet Cunfin entspringen nicht nur die Quellen, die das ganze Dorf St. Ulrich, die Ortschaften Überwasser und Runggaditsch mit Trinkwasser versorgen, sondern das Gebiet ist auch Brutplatz für zahlreiche, darunter auch stark gefährdete, Vogelarten und dient als Rastplatz für Zugvögel. Zusammen mit den umliegenden Wäldern stellen die Cunfinböden zudem eines der wenigen beruhigten Gebiete in der gesamten Zone und somit einen wichtigen Rückzugsort für Wildtiere dar. Der Fokus sollte in diesem Zusammenhang jedoch nicht nur auf die nach EU-Recht geschützten Arten des Gebiets gelegt werden, sondern auf die generelle Notwendigkeit, Ruhezonen in sonst stark vom Menschen genutzten Landschaften zu bewahren.

Die Cunfinböden, samt umliegenden Wäldern erfüllen, auch (und vor allem) aufgrund der abwechselnden Landschaftselemente und -strukturen sowie prioritärer FFH-Lebensräume eine sehr wichtige Rolle im Blick auf die Biodiversität und müssen somit auch aus ökologischer Sicht unbedingt beruhigt bleiben.

Gemeindebeschlüsse bereits vorhanden

Zwischen 2010 und 2013 haben die Gemeinden St. Ulrich, St. Christina und Wolkenstein beschlossen die Langkofelgruppe mit den Cunfinböden unter Schutz zu stellen und in das UNESCO-Naturerbe Dolomiten einzugliedern. Es ist nun an der Zeit diese Beschlüsse in die Tat umzusetzen.

Landesrätin Maria Hochgruber Kuenzer betonte am Montag : „Wir bleiben in Dialog und werden gemeinsam einen Weg suchen, wie wir eine Unterschutzstellung umsetzen können.“ Allerdings brauche es dafür politischen Konsens.

Und genau das fordern die Umweltvertreter von der Landesregierung ein, deshalb übergaben Heidi Stuffer, Vorsitzende von Nosc Cunfin, Tullio Mussner, Vorsitzender der Lia da Mont und Engelbert Mauroner, Vorsitzender der Lia per Natura y Usanzes, unterstützt von Alpenverein Südtirol, Dachverband für Natur und Umweltschutz, Heimatpflegeverband Südtirol, TAM Tutela Ambiente Montano, Club Alpino Italiano, Vereinigung Südtiroler Biologen, Arbeitsgemeinschaft für Vogelkunde und Vogelschutz, Mountain Wilderness und Bündnis Climate Action Südtirol der Landesrätin einen schriftlichen Appell an die Landesregierung: Wir fordern eine zügige Umsetzung der Unterschutzstellung der Langkofelgruppe mit den Cunfin-Böden.“

 

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (11)

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  • treter

    Meine volle Unterstützung für die Unterschutzstellung der Cunfin Böden bzw. diese müssen ohne wenn und aber SOFORT als Naturpark ausgewiesen werden!
    Habe allerdings auch einen Wunsch bzw. ersuche die ganzen obigen Umweltverbände sich mit gleicher Vehemenz auch für den Schutz des Brixner Auwaldes einzusetzen!
    Denn dieser Wald in der Brixner Industriezone ist wie die Cunfin Böden auch Brutplatz für zahlreiche, darunter auch stark gefährdete, Vogelarten (7 der Roten!! Liste) und dient als Rastplatz für Zugvögel. Weiters spielt er als prioritärer FFH-Lebensraum auch eine sehr wichtige Rolle im Blick auf die Biodiversität (Ausschnitte aus obiger Presseaussendung der Umweltverbände).
    Man kann also die Schutzbestimmungen fast eins zu eins von den Cunfin Böden auf den Brixner Auwald übertragen!
    Hätte auch einen Wunsch an die Landesrätin Kuenzer: schauen Sie sich doch auch mal den Auwald in der Brixner Industriezone an und sie werden sehen, was für ein Hotspot der Biodiversität dieser ist!
    NB. Dieser Wald soll einem 3D-BETON-Drucker Gebäude der Firma Progress Holding AG weichen!!!

    • treter

      Ergänzung: Leider ist die Situation zwischen den offiziellen Umweltgruppen bzw. dem
      Dachverband für Natur- und Umweltschutz in Bezug auf den Brixner Auwald ziemlich „festgefahren“!
      Grund: die Umweltgruppe Eisacktal tretet für den Schutz des Auwaldes schon lange nicht mehr ein, da sie sich von den Ausgleichsmassnahmen, bzw. die Erweiterung der Millander Au in eine Bauschutt- und Mülldeponie mit Altölvorkommen, hat „abspeisen“ lassen! Ebenso die Ex-Führung des Dachverbandes mit Präsident Dissinger und Geschäftsführer Riedl. Bleibt nur zu hoffen dass die neue Führung mit Präsident Oberhofer und Direktorin Rohrer umschwenkt!
      PS. Die Ausgleichsmassnahmen für die Auwaldrodung sind ein „Greenwashing par excellence“

  • robby

    Da wird Frau Hochgruber Kuenzer sicher ganz schnell eine Arbeitsgruppe einführen. Diese muss natürlich paritätisch besetzt sein. Bis das dann passt gehen genügend Jahre durchs Land und Frau Hochgruber Kuenzer geht inzwischen in den wohlverdienten und gut bezahlten Ruhestand. Die Cunfinböden können ja warten.

  • hallihallo

    da sind ja fast mehr vereine aufgelistet als leute da waren.
    muß man davon ausgehen, daß die große mehrheit nicht für die unterschutzstellung ist?
    „und damit steigt auch der Druck auf die letzten unerschlossenen Gebiete in den Dolomiten,“: viel tobak, aber wahrscheinlich wissen diese leute nicht wie groß das gebiet der dolomiten ist und wieviel davon „verbaut“ ist.

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