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„In der Serie B angekommen“

Nach dem ersten Sieg in der Serie B: FCS-„General“  Dietmar Pfeifer ist von Trainer Pierpaoli Bisoli beeindruckt – und schwärmt vom neuen Verteidiger, der bereits einem gewissen Cristiano Ronaldo die Schneid abgekauft hat.

TAGESZEITUNG Online: Herr Pfeifer, der FC Südtirol hat am vergangenen Sonntag gegen Pisa erstmals in der Serie B punkten können. Erleichtert?

Dietmar Pfeifer: Ja. Nach einem holprigen Start haben wir endlich Stabilität hineinbekommen, wobei man dazusagen muss, dass wir in den ersten zwei Spielen gegen gute Mannschaften gespielt haben.

Die Ursachen für den Stotterstart?

Das spielen mehrere Faktoren mit. Die Aktivitäten auf dem Transfermarkt haben länger gedauert, weil man auf gute Spieler länger warten muss. Der Serie-B-Transfermarkt ist viel schwieriger als der Markt in der Serie C. In der Serie B ist der FC Südtirol als Neuling nicht die erste Adresse, gute Spieler haben sich zunächst umgesehen, ob sie anderswo unterkommen …

Welche waren denn die Wunschspieler, die Sie nicht bekommen haben?

Es macht keinen Sinn, Namen zu nennen.

Pierpaolo Bisoli (Foto: Bordoni)

Wieso hat sich der FCS für Pierpaolo Bisoli entschieden?

Die Wahl ist auf Bisoli gefallen, weil er, erstens, eine enorme Erfahrung hat. Er hat Meisterschaften gewonnen, er hat Mannschaften durch schwierige Phasen geführt. Und er hat Mannschaften, die in einer aussichtslosen Situation waren …

… wie Cosenza in der vergangenen Serie-B-Saison …

… gerettet. Ein entscheidender Faktor war die Energie, die Bisoli versprüht. Diese Energie ist gewaltig! Mit seiner Energie erfüllt Bisoli das ganze Trainingszentrum in Rungg, er überträgt diese Energie auf die Spieler. Schon beim ersten Gespräch, das wir mit ihm geführt haben, haben wir gemerkt, dass er eine Gaudi hat, nach Südtirol zu kommen. Und: Bisoli will Erfolg haben.

Mit Bisoli hat der FCS einen Trainer engagiert, der sicher über 100.000 Euro pro Jahr verdient …

(lacht) Es sind nicht viel mehr als 100.000.

Hat Bisoli gepokert?

Nein. Er hat uns sofort nach dem ersten Kontakt gesagt, dass er nur dorthin geht, wo man hundertprozentig von ihm überzeugt ist. Wenn er dieses Vertrauen nicht spürt, dann kommt er nicht, das hat er uns unmissverständlich zu verstehen gegeben.

Cosenza ist ein heißes Pflaster, in Bozen geht es viel ruhiger zu. Wie wird Bisoli mit dieser neuen Realität zurechtkommen?

Bisoli hätte ja in Cosenza bleiben können, er wollte aber nicht, weil er sagte, dass sein Zyklus mit der Rettung der Mannschaft vor dem Abstieg beendet sei. Bei uns findet Bisoli Super-Infrastrukturen vor. Das war sicher mit ein Grund, warum er zu uns gekommen ist. Denn eines ist klar: Bisoli hätte nur ein, zwei Monate warten müssen, dann hätte er sicher wieder einen Job in der Serie B bekommen. Novara hat ihm einen lukrativen Dreijahresvertrag angeboten, er hat aber abgelehnt, weil er nicht überzeugt war.

Mit dem Sieg im Heimspiel gegen Pisa hat Bisoli einen Super-Einstand gefeiert …

Ja, man hat gemerkt, dass er imstande ist, eine Mannschaft in einer schwierigen Phase zum Sieg zu führen. Die Voraussetzungen waren ja nicht gerade gut nach der Niederlagen-serie und mit den vielen Verletzten. Aber Bisoli hat gesagt: Wer bereit ist, ist bereit. Er hat auf ein 4-4-2-System umgestellt, um mehr Stabilität in die Defensive zu bekommen. Der Sieg gegen Pisa hat gezeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind.

Was ändert dieser Sieg?

Wir dürfen uns jetzt nicht auf diesem Erfolgserlebnis ausruhen., denn wir haben nur ein Spiel gewonnen. Aber wir haben gesehen, dass wir in der Serie B mithalten können, wir sind also angekommen in dieser Liga. Jetzt heißt es, von Sonntag auf Sonntag zu denken. Wir sind nicht mehr Letzter, dieser Sieg hat sicher gutgetan, sowohl der Mannschaft als auch dem ganzen Ambiente. Das war wichtig.

Wie groß war der Druck?

Die Spieler wissen, dass wir als Verein jahrelang auf dieses Ziel hingearbeitet haben. Also spürten sie auch eine gewisse Verantwortung. Nach dem Sieg gegen Pisa hat man eine Erleichterung gespürt. Jetzt geht es darum, die Verletzten Schritt für Schritt wieder zu integrieren und weiterhin Punkte zu sammeln.

Der FCS kann den Klassenerhalt erreichen?

In der Serie B zählt am Ende die Konstanz. Wir müssen also unseren Kampfgeist auspacken und in jedem Spiel versuchen, Punkte nach Hause zu bringen, also nichts liegen zu lassen.

FCS-Sportdirektor Paolo Bravo mit Andrea Masiello

Ist mit der Verpflichtung des Verteidigers Andrea Masiello der Transfermarkt beendet?

Ja, wobei uns mit der Verpflichtung von Masiello sicher ein Coup gelungen ist. Der FC Südtirol hatte noch nie einen Spieler, der so viel Erfahrung hat. Masiello hat 287 Serie A- und 114 Serie-B Spiele auf dem Buckel, er hat Champions League gespielt. Er hat erfolgreich gegen Cristiano Ronaldo verteidigt …

Masiello war aber auch 22 Monate lang gesperrt, weil er 2015 in einen Wettskandal verwickelt und sogar verhaftet worden war.

Das ist richtig. Aber er hat seine Strafe abgebüßt, und seine erfolgreiche Zeit hatte er nach diesem Vorfall. Masiello hat neun Jahre bei Atalanta Bergamo unter Trainer Gian Piero Gasperini gespielt. Von Gasperini weiß man, dass bei ihm nur die Profis spielen, die jeden Tag Vollgas geben. Wir haben mit Masiello auch über diese Sache gesprochen, er hat seinen Fehler eingesehen und er hat uns gezeigt, dass er uns helfen will. Er ist topfit und hat Lust, noch etwas zu erreichen.

Interview: Artur Oberhofer

 

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