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„Weit vorausblicken“

Fotos: Uni Bozen

Am Mittwoch wurde an der Freien Universität Bozen das neue Kompetenzzentrum für ökonomische, ökologische und soziale Nachhaltigkeit vorgestellt.

Nachhaltigkeit steht für Lebensqualität und Zukunftsfähigkeit.

Mit der Schaffung eines eigenen Kompetenzzentrums setzt die Freie Universität Bozen auf drei wichtige Säulen: ökologische Verantwortung, soziale Solidarität und wirtschaftliche Leistungsfähigkeit.

Die Ausrichtung des Kompetenzzentrums wurde am Mittwoch bei einer Pressekonferenz unter Beisein des Nobelpreisträgers Robert F. Engle vorgestellt, der das Zentrum im wissenschaftlichen Beirat langfristig berät.

Keines der bisher sechs Kompetenzzentren an der unibz kann auf einen Nobelpreisträger als universitären Berater im wissenschaftlichen Komitee zählen. So hochkarätig der Support für das Zentrum, so hoch die Erwartungen an dieses neue Kompetenzzentrum, das nicht zufällig während der Sustainability Days vorgestellt wurde.

„Nachhaltigkeit in Politik wie Gesellschaft ist ein Gebot der Stunde, weswegen wir als Universität einen starken Fokus auf das Thema legen“, unterstrich die Präsidentin der Freien Universität Bozen Ulrike Tappeiner. „Einerseits engagieren wir uns in Lehre und Forschung, um das Thema wissenschaftlich voranzutreiben, andererseits setzen wir auf Wissenstransfer Richtung Wirtschaft. Dabei möchten wir langfristig Werte für künftige Generationen schaffen, denn als Universitätsrat bemühen wir uns, weit vorauszublicken.“

Massimiliano Bonacchi und Konrad Bergmeister

Das am Mittwoch auf einer Pressekonferenz vorgestellte „Kompetenzzentrum für ökonomische, ökologische und soziale Nachhaltigkeit“ wird die wirtschaftlichen, ökologischen und sozialen Aspekte von politischen Maßnahmen untersuchen, um eine nachhaltige Entwicklung Südtirols zu fördern, sowie innovative Ansätze und Lösungen für deren Umsetzung zu entwickeln. Das Zentrum möchte verschiedene Kompetenzen bündeln und vernetzen, Synergien schaffen und Fund-Raising-Initiativen anregen, um auf diese Weise einen wesentlichen Beitrag zu den Bemühungen der Provinz im Bereich der Nachhaltigkeit zu leisten.

„Dazu werden wir anwendungsorientiert forschen, einen Wissenstransfer ermöglichen, lokal wie national und international Netzwerke bilden und Unternehmen, Verbände oder Banken beraten“, so der Direktor des Zentrums Massimiliano Bonacchi, Professor für Accounting an der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften.

Robert Fry Engle, Ulrike Tappeiner, Camilla Wellstein

„Das Kompetenzzentrum ist fakultätsübergreifend konzipiert und möchte die Transformation Südtirols hin zu einer nachhaltigeren Entwicklung unterstützen. An der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften werden wir uns in verschiedenen Fachbereichen einbringen, von den wirksamsten Strategien für Politik und Wirtschaft, mit Blick auf ESG-Investitionen und grüne Anleihen bis hin zur Analyse der Vorteile nachhaltigen Wirtschaftens für Familienunternehmen und meinem persönlichen Forschungsgebiet Accounting mit Fokus auf die Offenlegung von Nachhaltigkeitsmaßnahmen.“

Ihm zur Seite stehen im dreiköpfigen Team Camilla Wellstein, Biologin mit Schwerpunkt Bergökosysteme an der Fakultät für Naturwissenschaften und Technik, und Produktdesigner Aart van Bezooijen der Fakultät für Design und Künste. Wellstein steht dabei für die Agenden Klimawandel, Umweltverträglichkeitsmanagement und innovative Technologien und Strategien ein, van Bezooijen für soziale Gerechtigkeit, soziale Innovation und Digitalisierung in der Gesellschaft. Bonacchi selbst zeichnet für den Übergang zu neuen Business-Modellen, Messung und Steuerung der Auswirkungen sowie Unternehmensführung verantwortlich.

Camilla Wellstein:

„Die Fakultät für Naturwissenschaften und Technik verfügt über Fachwissen in mehreren Bereichen, aber eine Priorisierung mit Blick auf die Bedürfnisse der Region ist wichtig. Im Bereich der Forstwissenschaft ist es beispielsweise dringend notwendig, die Borkenkäferplage zu bekämpfen, weswegen wir bereits Kooperationen mit lokalen und internationalen Netzwerken aufgebaut haben. Auch in der Landwirtschaft gibt es viel zu tun, zum Beispiel im Bereich der Präzisionslandwirtschaft und im Management von Ressourcen, vom Wasser bis hin zu den Düngemitteln.“

Diesbezüglich ergänzte Prof. Aart van Bezooijen:

„Meines Erachtens benötigt es eine 3P-Strategie (People-Planet-Profit) für nachhaltiges Design. Dabei ist die Rolle des Designs insofern von Relevanz, als dass sie von Interdisziplinarität lebt und als verbindendes Element fungieren kann.“

Wie wichtig die Bündelung von Nachhaltigkeitsagenden in einem Kompetenzzentrum ist, unterstrich auch Ehrengast Robert Fry Engle.

Der Nobelpreisträger für Wirtschaft des Jahres 2003 und emeritierte Professor für Finanzwissenschaften begleitet die Entstehung des neuen Kompetenzzentrums als Mitglied des dreiköpfigen wissenschaftlichen Beirats.

Dabei wird er auch seine Erfahrungen als Co-Direktor des Volatility and Risk Institutes an der NYU Stern School of Business einbringen. „Es gibt von Seiten der Unternehmen überall einen großen Bedarf an Wissen, Kompetenzen und Tools im Bereich Nachhaltigkeit und Transformation. Als Universitäten können wir einen wichtigen Beitrag leisten, wenn wir dieses mit gut ausgebildeten jungen Menschen und lösungsorientierter Forschung zur Verfügung stellen“, so Robert Fry Engle.

Die Stiftung Südtiroler Sparkasse und die Sparkasse Bozen finanzieren eine Stiftungsprofessur für Wirtschaftsthemen, während Alperia eine Stiftungsprofessur und weitere Forschungsstelle für Wasserstoffthemen finanziert. Die drei anwesenden Stakeholder Konrad Bergmeister (Präsident Stiftung Südtiroler Sparkasse), Nicola Calabrò (CEO der Südtiroler Sparkasse) und Paolo Vanoni (Corporate Strategy Alperia) bekräftigten den Wunsch ihrer Institutionen und Unternehmen, langfristig in die Themen der Nachhaltigkeit zu investieren.

„Dieses Kompetenzzentrum bestätigt das Engagement der unibz in der Region. Die enge Zusammenarbeit mit und die Unterstützung durch die lokale Wirtschaft ermöglicht es uns, unsere Forschungsaktivitäten auf Themen von großer Relevanz auszuweiten und dazu beizutragen, dass Südtirol zu einem Referenzpunkt für nachhaltige Entwicklung auf nationaler und europäischer Ebene wird“, betonte der Rektor der unibz, Paolo Lugli.

 

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (3)

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  • andreas

    Irgendwie finde ich die Beschäftigunspolitik des Landes gut, noch 5-10 Jahre und ganz Südtirol steht im Landesdienst und debattiert darüber, was man machen alles könnte.

    • placeboeffekt

      Den sinn und Zweck von wissenschaftlicher Forschung durchschaust du wohl nicht ganz?

      „Die Stiftung Südtiroler Sparkasse und die Sparkasse Bozen finanzieren eine Stiftungsprofessur für Wirtschaftsthemen, während Alperia eine Stiftungsprofessur und weitere Forschungsstelle für Wasserstoffthemen finanziert.“

      Ohne die Arbeiten von Max Planck, Einstein, Turing und Robert Kahn-alles Besoldete des Staates-könntest du nicht solche Weisheiten in deinen Rechner eintippen und verschicken.

      Wer die Biographien dieser Pioniergeister gelesen hat der weiß, wie sie genauso belächelt wurden, und so manch ganz ganz gescheiter Zeitgeist meinte die Menschheit hätte gerade in dem Moment ja wohl wichtiger Probleme zu lösen.

  • dn

    Mal sehen, ob die Ideen des Elfenbeinturms in der rauen Realität überleben (wie lange wird es dauern, bis die Trägheit des westlichen Wirtschaftssystems überwunden ist und eine tatsächliche Transformation einsetzt. Da dürfte noch viel russisches Gas durch den Schornstein rauchen).

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