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Das Schweigen des Hackers

Der Hauptverdächtige der mutmaßlichen Bankomat-Hacker-Bande ist bereits vergangene Woche verhaftet worden, beim Garantieverhör schwieg er. Seine Mutter muss sich täglich bei den Carabinieri melden.

von Thomas Vikoler

Bei der Umsetzung der Carabinieri-Operation gegen eine mutmaßliche Bande von Bankomat-Hackern lief wohl nicht alles nach Plan. Der Haftbefehl, auf dem nicht weniger als 13 Namen stehen, war vor über einem Monat von einem Voruntersuchungsrichter unterzeichnet worden.

Vollstreckt werden konnte er in Etappen, einige der Tatverdächtigen waren für die Carabinieri nicht greifbar.

Fest steht nun, dass der Hauptverdächtige – ein 30-jähriger Moldawier mit Wohnsitz in der Bozner Brennerstraße – in der vergangenen Woche verhaftet und ins Bozner Gefängnis gebracht worden ist.

Das Garantieverhör fand ebenfalls vergangene Woche statt, der Tatverdächtige nahm auf Anraten seiner Verteidiger Andrea Pallaver und Stefano Zucchiatti von seinem Recht auf Aussageverweigerung Gebrauch. Der Voruntersuchungsrichter bestätigte die Zwangsmaßnahme und verfügte U-Haft für den Tatverdächtigen.

Eine zweite Zwangsmaßnahme wurde gegen die knapp 50-jährige Mutter des Hauptverdächtigen verhängt. Sie muss sich zweimal am Tag bei den Carabinieri melden. Die richterliche Verfügung gegen die Frau wurde am Mittwoch von Voruntersuchungsrichter Andrea Pappalardo nach einer Verhandlung mit Verteidiger Zucchiatti bestätigt. Die Frau wohnt an derselben Bozner Adresse wie ihr Sohn.

„Wir können derzeit nichts zu den Vorhaltungen gegen unsere Mandanten sagen, weil wir erst die Akten studieren müssen“, sagt der zweite Verteidiger Andrea Pallaver zur TAGESZEITUNG.

Die Anwälte erwägen nun einen Gang vor das Freiheitsgericht.

Die Vorwürfe gegen die insgesamt 13 Tatverdächtigen, von denen einige Ziel von Hausdurchsuchungen der Carabineri wurden, sind jedenfalls schwerwiegend: Bandenbildung, widerrechtlicher Zugriff auf ein Datennetz und mehrfach erschwerter Diebstahl.

Wie berichtet, wird die Gruppe um den in Bozen wohnhaften Moldawier verdächtigt, elf Bankfilialen mittels gezielter Hackerangriffe um 190.000 Euro geschädigt zu haben.

Die Methode, die mittlerweile unter dem Namen „Jackpotting“ bekannt ist: Das Bohren einer Öffnung in das Bankomat-Gehäuse, der Anschluss an das interne Datennetz der Bank mittels Kabel, die Manipulation der Daten über einen vom Ausland operierenden Hacker, der schließlich dafür sorgte, dass die Bankomatschalter sämtliches Bargeld auswarfen.

In den Bankfilialen war von den Hacker-Angriffen äußerlich nichts zu merken, erst nach dem Fehlen des gesamten Bargelds wurde man auf sie aufmerksam.

In Südtirol schlugen die Tatverdächtigen im Sommer 2021 insgesamt sechs Mal zu, weitere Hacker-Angriffe gab es in den Provinzen Verona, Vicenza und Mantua.

Am meisten geschädigt wurde die Raika Ritten, bei ihr wurden nicht weniger als 70.000 Euro Bargeld erbeutet. Weitere Stationen der technisch hochgerüsteten Übeltäter: Bankfilialen in Vahrn, Montan, Neumarkt, Deutschnofen und Riffian.

Laut Jakob Laimer, dem Direktor der Raika Passeier, wurde bei dem Hackerangriff auf die Filiale in Riffian kein Bargeld erbeutet. Es seien zwar Löcher in den Bankomatschalter gebohrt worden, das Abheben der Geldscheine sei aber nicht gelungen.

Die Filiale von Riffian war bereits im Jahre 2020 Ziel eines kriminellen Akts: Bei einer Sprengung des Schalters seien damals 3.000 Euro erbeutet worden, wie Laimer erklärt.

Die Nachermittlungen der Carabinieri zu den elf Hackerangriffen auf Bankfilialen laufen.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (2)

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  • romy1988

    Das sind also die Leute, die die fehlenden Arbeitskräfte in Südtirol ersetzten sollen. Wie viele von der Sorte werden noch in unser Land gelassen? Ist es nicht bald genug? Politiker, macht endlich die Augen auf!

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