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„Enorme Unsicherheit“

Foto: Hannes Niederkofler

Die Sommerausgabe des Wirtschaftsbarometers vom WIFO − Institut für Wirtschaftsforschung der Handelskammer Bozen zeigt eine Verschlechterung des Geschäftsklimas im Südtiroler Baugewerbe.

Der starke Anstieg der Energie- und Baustoffpreise sowie die Ungewissheit über die künftige Nachfrageentwicklung dämpfen die Erwartungen der Unternehmen bezüglich der Ertragslage und der Umsatzentwicklung im laufenden Jahr. Auch die Investitionsabsichten sind stark rückläufig.

Die Bautätigkeit ist weiterhin hoch und die Kapazitätsauslastung der Betriebe im Tief- und Hochbau liegt bei über 90 Prozent. Dennoch hat sich das Geschäftsklima unter den Unternehmen des Baugewerbes im Vergleich zur vorherigen Erhebung im Frühjahr verschlechtert. Die befragten Unternehmer/innen rechnen mit einem geringeren Umsatzwachstum als im vergangenen Jahr und fast ein Viertel von ihnen befürchtet, dass die Ertragslage heuer nicht zufriedenstellend sein wird.

Noch kritischer sind die Bewertungen der Unternehmen zu den Rahmenbedingungen. Die Betriebskosten werden von den Teuerungen bei Baumaterialien und Energie stark beeinflusst, was in vielen Fällen zu weiteren Preiserhöhungen für die Kundschaft führen wird. Gleichzeitig bremst die Ungewissheit über die künftige Nachfrageentwicklung die Investitionstätigkeit.

Die allgemeine Unsicherheit in der Branche spiegelt sich auch auf dem Arbeitsmarkt wider. Erstmals seit 2015 ist die Beschäftigungsentwicklung im Baugewerbe wieder leicht rückläufig. Im ersten Halbjahr 2022 lag die Zahl der unselbständig Beschäftigten bei knapp 17.800, das sind 1,9 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum.

Betrachtet man die einzelnen Branchen des Baugewerbes, so zeigt sich, dass die größte Verschlechterung des Geschäftsklimas den Hochbau betrifft. 28 Prozent der Unternehmen dieser Sparte rechnen mit einer unbefriedigenden Ertragslage im Jahr 2022. Auch im Baunebengewerbe beklagen die befragten Unternehmer/innen eine generelle Zuspitzung der Rahmenbedingungen, insbesondere bei den Materialkosten und der Zahlungsmoral der Kund/innen. Besser sind die Rentabilitätsaussichten im Tiefbau, wo trotz des Rückgangs des Geschäftsvolumens 86 Prozent der Unternehmen zuversichtlich sind, auch heuer eine zufriedenstellende Ertragslage zu erreichen.

Nachfolgend die Stellungnahmen der Vertreter der Wirtschaftsverbände:

Michael Auer, Präsident des Baukollegiums

„Die enorme Unsicherheit, die uns umgibt, macht auch den Bauunternehmen schwer zu schaffen. Die extremen Preissteigerungen gefährden die Betriebe. Die im sogenannten ,Decreto Aiuti‘ vorgesehene Anpassung des Richtpreisverzeichnisses sowie die darin vorgesehenen Ausgleichsmechanismen müssen dringend erfolgen, denn sonst sind viele Unternehmen und die damit verbundenen Arbeitsplätze in Gefahr.“

Markus Bernard, Obmann der Baugruppe im lvh

„Wir befinden uns aktuell in einer schwierigen Situation. Die Unternehmen leiden unter dem explosiven Anstieg der Rohstoff- und Energiepreise. Die hohe Inflation führt dazu, dass vor allem Privatpersonen viele Bauprojekte auf Eis legen und vorerst abwarten. Auch die öffentliche Hand schiebt Aufträge hinaus. Hinzu kommt eine gewisse Unsicherheit in den Gemeinden hinsichtlich der Interpretation des neuen Raumordnungsgesetzes. Fakt ist, dass ein Rückgang der Bautätigkeit ab dem Spätherbst bereits spürbar ist.“

Rodolfo Gabrieli, Präsident CNA-SHV Bauwesen

„Die Instabilität, sowohl in Bezug auf die Anreize für den Bausektor als auch auf die politischen Rahmenbedingungen in Italien, ist das Damoklesschwert über den Köpfen unserer Unternehmen, die sich seit Monaten gegen die hohen Rohstoff- und Energiepreise und die fehlende Kreditvergabe an Private wehren. Als CNA fordern wir seit langem gezielte Maßnahmen, wie einen besseren Zugang zu Krediten, um die Liquidität von Klein- und Mittelbetrieben (KMU) in Schwierigkeiten wiederherzustellen und lokale Lösungen zur Senkung der Energiekosten.“

 

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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