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Günstigerer Strom

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In Sand in Taufers könnte die erste Energiegemeinschaft des Landes gegründet werden. Das Ziel: günstigerer Strom für alle Kunden rund um eine Primärkabine und mehr Geld für private Produzenten.

von Silke Hinterwaldner

In Sand in Taufers sind die Voraussetzungen nahezu ideal. Zum einen ist die Gemeinde selbst in Besitz des Stromverteilernetzes. Zum anderen hängen beinahe alle Haushalte und Betriebe innerhalb der Gemeinde an einer Primärkabine.

Dies alles kann dazu beitragen, dass es in Sand in Taufers eine der ersten Stromgemeinschaften des Landes gibt. Eine erste große Hürde wurde bereits genommen: Vor einigen Tagen wurde das Konzept zur Gründung der Energy Community dem Gemeinderat von Sand in Taufers vorgestellt – die Idee hat durchwegs Zustimmung erfahren. Um die Genossenschaft gründen zu können, haben sich 16 Gemeinderäte sogar dazu bereit erklärt, einen finanziellen Beitrag leisten zu wollen.

Worum es geht: Seit kurzem – auch vor dem Hintergrund der Energiekrise und der Kostenexplosion – hat die Regierung in Rom neue Förderungen für erneuerbare Energien erdacht. Um stärker alternative Energiequellen wie Photovoltaikanlagen zu fördern, können nun so genannte „comunità energetiche“ gegründet werden. Das heißt: Innerhalb des Einzugsgebietes einer Primärkabine können sich Stromproduzenten und Konsumenten zusammenschließen und werden dafür finanziell entschädigt. Produziert jemand etwa mit einer Photovoltaikanlage am eigenen Hausdach Strom, den er nicht gänzlich selbst verbraucht, kann er diesen in den kleinen Kreislauf einspeisen und damit etwas mehr verdienen als er bis dato über den nationalen Tarif bekommt. Einer der Ideatoren erklärt: „Die EU und der italienische Gesetzgeber möchten möglichst viele dezentrale Stromversorger fördern, um so die Stromnetze zu entlasten und die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu minimieren.“ Deshalb schafft man finanzielle Anreize, um die privaten Verbraucher dazu zu animieren, sich beispielsweise Photovoltaikanlagen anzuschaffen.

Grundsätzlich muss eine solche Energiegemeinschaft über zumindest einen Produzenten und drei Abnehmer verfügen. Sie muss aber für alle Menschen im Einzugsgebiet offenbleiben. Damit würde dann in Sand in Taufers jeder die Möglichkeit bekommen, der Energiegemeinschaft beizutreten. Der Vorteil ist in diesem Fall: Die Kabine versorgt keine Abnehmer außerhalb des Gemeindegebietes und die Gemeinde verfügt über das eigene Stromnetz. „Das Ziel ist es“, heißt es, „den Bürgern im Bereich Energie unter die Arme zu greifen. Wir haben hier eine Riesenchance, die wir nutzen sollten.“

In Sand in Taufers sollte es außerdem kein großes Problem darstellen, Stromproduzenten zu finden. Dort wird jede Menge erneuerbare Energie produziert: Photovoltaik, Trinkwasser- oder Wasserkraftwerke, Verstromung aus Biomasse. Das langfristige Ziel ist es, neue Stromproduzenten und auch Konsumenten dazuzugewinnen. Die Genossenschaft sollte im Idealfall später auch dabei behilflich sein, die Anmeldung einer Neuanlage zu erleichtern.

Der überschüssige Strom aus privater Produktion wird der Energiegemeinschaft zugutekommen, und dieser Strom soll durch den Staat vergütet werden. Der staatliche Bonus kann dann an Produzenten und Konsumenten ausgeschüttet werden. Dabei wird die Stromgemeinschaft nicht vom staatlichen Netz abgekoppelt: Die Stromrechnung wird vom jeweiligen Anbieter ausgestellt, bei Bedarf kommt Strom über das staatliche Netz – aber insofern möglich, wird eine Vergütung über die Stromrechnung ausbezahlt.

„Ein recht komplexes Thema“, erklären die Gründer der Initiative, „auch sind noch nicht alle Rahmenbedingungen klar. Unser Ziel ist es aber, bis zum Herbst die Energiegemeinschaft zu gründen und den Zuschlag durch die GSE zu bekommen.“

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