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Trauma und Drama

Zum achten Mal findet vom 21. bis 26. August 2022 die Summer School Südtirol auf Schloss Velthurns in Südtirol statt.

Die Summer School ist ein Dreiklang aus literarisch-dramatischen Werkstätten, einem Öffentlichen Forum und Lesungen.

Zum diesjährigen Schwerpunkt Trauma und Drama“ kommt eine Reihe von herausragenden Expert:innen und Autor:innen in Feldthurns zusammen, die die verschiedenen Aspekte eines Phänomens beleuchten, das auf ein schwerwiegendes Leid in der Vergangenheit zurückgeht, und in der Gegenwart fortwirkt.

Die Weitergabe von Traumata auf die nächsten Generationen ist ein Thema, ebenso wie diegeschlechterspezifische Weitergabe. Töchter und Söhne erben unterschiedliche Traumata von ihren Müttern und Vätern.

Dass ungelüftete Traumata eine Gesellschaft entsolidarisieren, ist ein weiterer Aspekt.

Gewalt psychisch und/oder körperlich beigebracht, schlägt Wunden in die Seele und Körper einzelner Individuen und entkoppelt sie von der Gemeinschaft. Nicht nur im Einzelnen bleiben die Verletzungen und wirken nach. Das Trauma hinterlässt Spuren in den kollektiven Denk- und Handlungsweisen einer Gesellschaft. Die Gewalt selbst hat eine Geschichte, die zunehmend erforscht wird; die Summer School gibt Einblicke in die historische Gewaltforschung.

Monika Hauser

Frauen in der Psychiatrie ist ein Trauma für sich. Die Geschichte der Psychiatrie wird gerade europaweit aufgearbeitet, auch in Italien und in Südtirol. Die psychiatrische Anstalt war, besonders für Frauen, lange Zeit ein Ort der Dressur und der Vernichtung.

Vom Anfang und vom Ende: Wie wir in diese Welt kommen und wie wir aus ihr gehen, sind zwei existenzielle Momente, die trotz ihrer Unbedingtheit tabuisiert werden. Das Aufbrechen des Tabus der Geburt- und Sterbesituation in den letzten Dekaden hat mit der Pandemie ein abruptes Ende gefunden.

Welchen Einfluss die epigenetische Weitergabe von Traumata auf unser Lebenhat, wird Jennifer Berger berichten.

Das Drama, die Meisterin der Gegenwart, weiß seit jeher alles über die verborgene Macht der Vergangenheit auf unser gegenwärtiges Leben. Und alles liegt in der Kunst, ihr zu entkommen. Schon die griechische Tragödie machte uns auf die ungewusste Schuld aufmerksam; das Unterdrückte wurde zum Thema im modernen Drama, und auch im zeitgenössischen Drama spielt die vorausgehende Geschichte eine herausragende Rolle. Wie zeitgenössische Dramatiker:innen mit dem Trauma im Drama umgehen, analysiert der Professor und Regisseur Paulo Ricardo Berton.

Zu den Referent:innen Monika Hauser, Irene Kacandes, Barbara Plagg, Antonella Tiburzi, Sissi Prader, Gabriela Mair am Tinkhof, Jennifer Berger, Paulo R. Berton, den Musiker:innen Jörg Zemmler, Vernesa und Amira Berbosind auch eine Reihe von Autor:innen eingeladen, die sich in ihren literarischenWerken mit den genannten Themen beschäftigen, unter anderem Andrea Rödigmit ihrem Buch „Wir können unseren Müttern nicht trauen“, Sabine Peer mit „Dienstmädel in Bella Italia“ und Katherin Bryla mit „Die Eistaucher“. Aus aktuellem Anlass wird es auch eine Lesung mit der ukrainischen Autorin Natalka Sniadankogeben.

Die Summer School setzt ihre Zusammenarbeit mit den Wiener Wortstaetten und dem Netzwerk der Münchener Theatertexter:innen fort. Im Rahmen des Tour-des-Textes-Programms entwickeln 13 Autor:innen aus verschiedenen Ländern Theatertexte, die an der Summer School vorgestellt werden. Wie jedes Jahr sind auch Südtiroler Autor:innen an den Werkstätten beteiligt: Emma Mulser, Anne Marie Pircher, Verena Plangger. Ihnen bietet die Summer School neben dem künstlerischen Austausch auch eine Vernetzung in die gesamte Literatur- und Theaterszene des deutschsprachigen Raums.

Die Schriftstellerin und Theaterautorin Maxi Obexer hat die Summer School Südtirol 2015 mit dem Ziel gegründet, wichtige Fragen der Gegenwart mit der Öffentlichkeit zu teilen, und dabei die Erfahrungen von Expert:innen aus verschiedenen Bereichen zusammenzuführen.

Seit 2015 sind im Zuge der Summer School Südtirol mehr als 2.200 Menschen nach Feldthurns gekommen.

Die öffentlichen Veranstaltungen im Forum, an den Eröffnungsfesten sowie an den Abschluss-Veranstaltungen haben ein ständig wachsendes Publikum angezogen. Die Summer School Südtirol legt Akzente auf die Prozesse des Schreibens, des Denkens und des Forschens im öffentlichen Raum und ist für alle Menschen offen und zugänglich.

Infos: www.summerschoolsuedtirol.eu

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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