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Äpfel unter Strom

Werden Südtirols Apfelplantagen bald mit Hagelschutz ausgestattet sein, der Strom produziert. In der Landesregierung findet ein Umdenken statt. 

von Samuel Fink

Ist das die Zukunft der Südtiroler Energiewirtschaft, oder zumindest eines guten Teils davon? Bei einer Fahrt durch die Äpfelplantagen des Etschtales fällt ein Detail auf: Anstatt der seit etlichen Jahren eingesetzten schwarzen Hagelnetze, bieten Photovoltaik-Paneele Schutz bei Unwettern – und produzieren nebenbei Strom.

Dieses Zukunftsszenario, das auch den Obstbau stark verändern könnte, ist nach aktuellem Stand gar nicht so abwegig. Der italienische Staat will infolge der Energiekrise sogenannte Agri-Photovoltaik mit 1,1 Milliarden Euro fördern.

Doch Südtirol stellte sich bisher dagegen – nun findet aber ein Umdenken statt, sodass derartige Anlagen doch irgendwann in Südtirol zum Standard in den Obstplantagen gehören könnten.

Agri-Photovoltaik ist ein System, bei dem zur primären Nutzung der Agrarproduktion eine sekundäre zur Stromproduktion aus Sonnenenergie dazukommt. Eine möglicherweise lukrative Doppelbewirtschaftung

Laut dem Klima Club Südtirol wären 500 Hektar Fläche notwendig, um einen Großteil des Energiebedarfs der Privathaushalte und Betriebe zu decken – das wären lediglich zwei Prozent der Anbaufläche im Obstbau. Auch wäre es damit möglich, so der Klima Club, die C02-Neutralität früher zu erreichen als 2050.

Im Februar brachte der Abgeordnete Peter Faistnauer (Perspektiven für Südtirol“ im Landtag den Beschlussantrag „Agri-Photovoltaik – Ein Mosaikstein zur Energie-Autarkie Südtirols“ ein. Darin wurde Südtirols Politik aufgefordert, Photovoltaik-Pilotprojekte zu starten, mit dem Ziel, die konventionelle Energiewirtschaft umzuwandeln. Am 6. April lehnte ihn der Landtag mit breiter Mehrheit ab.

Drei Monate später hält Peter Faistnauer nach wie vor an der Idee der Photovoltaik-Anlagen in den Obstwiesen fest. „Die Politik ist hier sehr kurzsichtig und handelt meistens erst, wenn es zu spät ist“, findet Peter Faistnauer. „Bei Agri-Photovoltaik handelt sich nicht um irreversible Eingriffe. Wenn es nach zehn Jahren nicht mehr interessant sein sollte, können die Anlagen ohne großen Aufwand abmontiert werden.“

In Südtirol ist die Technologie bereits eingehend studiert worden, etwa durch das Versuchszentrum Laimburg. Ergebnis: Die Qualität der Obstproduktion wird durch die Paneele nicht beeinträchtigt, wie Leiter Michael Oberhuber berichtet (siehe nebenstehenden Kasten).

Eines der Argumente der SVP für die Ablehnung von Faistnauers Antrag war der landschaftliche Aspekt: Durch Agri-Photovoltaik würde das Landschaftsbild gestört, Sven Knoll (Südtiroler Freiheit) meinte sogar, aus den Apfelbauern würden Energiebauern.

Landwirtschaftslandesrat Arnold Schuler stimmte ebenfalls gegen den Antrag. Sein Hauptargument, Energieminister Roberto Cigolani zitierend: Photovoltaik gehe zu Lasten der Agrarproduktion und sollte deshalb allein auf Gebäuden platziert werden. Auch Schuler warnte vor einer zu starken Beeinträchtigung des Landschaftsbildes.

Inzwischen – nach der drastischen Verschärfung der Energiekrise infolge des Ukrainekrieges – scheint bei ihm und der Landesregierung ein Umdenken stattgefunden zu haben.

„Der Staat sieht mittlerweile beträchtliche Fördermittel für die Agri-Photovoltaik vor. Wir sind nun noch einmal am Überlegen, ob es nicht doch Sinn machen würde, diese Technik auch hier anzuwenden. Die Fristen laufen und wenn man in Genuss dieser Fördermittel kommen will, muss man in kürzester Zeit die Anträge stellen, um innerhalb 2026 alles abzuschließen. Die Zeit drängt und wir müssen eine grundsätzliche Entscheidung treffen.“

Der Eingriff in das Landschaftsbild ist für Schuler weiterhin, im Zusammenhang mit Photovoltaik auf Obstwiesen, ein heikles Thema: „Deren Einsatz würde einerseits dem Gesamtziel des Landes entsprechen, dass man möglich viel Strom aus erneuerbaren Energiequellen produzieren will. Andererseits darf man die Auswirkungen auf das Landschaftsbild nicht außer Acht lassen. Deswegen müssen wir das auch dementsprechend bewerten und in absehbarer Zeit entscheiden.“ Der Landesrat bezieht sich dabei auch auf die aktuell eingesetzen Hagelschutznetze, die von vielen kritisiert werden. Die Frage sei, so Schuler, wie stark die Paneele gegenüber diesen sichtbar seien.

Die Politik muss also bald entscheiden – auch durch entsprechende Durchführungsbestimmungen -, ob sie Photovoltaik-Paneele als Hagelschutz im Lande haben will und wie diese auszusehen haben.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (16)

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  • andreas

    Großartig, wenn den Großbauern nun noch eine Photovoltaikanlage subventioniert wird und sie damit eine zusätzliche lukrative Einnahmequelle haben.
    Aber vielleicht sind diese jammernden Hungerleider dann vielleicht mal zufrieden und müssen die Klauber nicht mehr in schäbigen Hütten unterbringen und können einen normalen Lohn zahlen, nicht nur € 7,00/h am Wochenende an Einheimische.

    • rumer

      @andreas
      du armer Tropf, wie kann man nur so unzufrieden mit seinem Leben sein?

      • andreas

        Sagt ein STFler, welcher nichts anderes macht als sich zu beklagen, wie schlecht es uns in Südtirol geht.

        Du als Teslabauer könntest die Anlagen gut gebrauchen, wobei ich nicht ganz verstehe, warum du nicht diesem Knoll ins Vaterland folgst, dort ist doch alles besser.

        • rumer

          @andreas
          Nicht ablenken. Es geht um deine Lebenszufriedenheit, die uns allen großen Grund zur Sorge gibt. Unausgeglichen, grantig auf Gott und die Welt, alle haben große Schuld nur du nicht. Nimm bitte deinen ganzen Mut zusammen und melde dich bei der Suizidberatung.

  • tirolersepp

    Und wo bleiben die Bergbauern, schöne steile sonnige Berghänge voller Photovoltaik. Keine Bergbauernhelfer mehr aus Deutschland, keine Subventionen mehr an Bergbauern!

    Gelobtes Land Südtirol !

  • susim

    @josef1972
    Wie recht du hast!
    @rumer
    Hast keine Gegenargumente mehr, weils Tatsachen sind, was josef1972 schreibt.

  • schwarzesschaf

    Soviel zum Thema landschaftspflege. Jaja sie sind ein fänchen im wind.

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