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Apokalypse vom Feinsten

Die Freilichtspiele Südtiroler Unterland bringen „Die Ballade vom großen Makabren“ von Michel de Ghelderode auf die Bühne.

„Das Ende der Welt ist nahe? Das beruhigt mich. Es ist auch das Ende aller Schwierigkeiten“, so das stoische Fazit von Goulave, Fürst von Breughelland, als er erfährt, dass ein flammender Komet alles Leben von der Erde löschen wird. Woher er das weiß? Der Sensenmann persönlich, Nekrozotar sein Name, ist im Palast erschienen. Im Schlepptau hat der „große Makabre“ ein seltsames Gefolge: den Trunkenbold Proprenaz sowie den Haus- und Hofphilosophen Videbolle, der für seine Landsleute das Denken übernimmt – alles andere würde sie ja zur geistigen Betätigung anstiften. Videbolle sagt auch die Zukunft voraus, aber nur die guten Ereignisse, denn schlechte Nachrichten wären für die Herrschaft seines Fürsten kontraproduktiv. Doch das rote Gestirn am Himmel lässt keinen Zweifel offen, die Bevölkerung schaut einer grausamen Realität ins Auge: um Mitternacht ist alles aus, passé, finito, kaputt.

Doch bis Mitternacht sind es noch einige Stunden hin, und diese will Nekrozotar in möglichst angenehmer Gesellschaft verbringen, indem er mit seinen Begleitern die Weinvorräte des fürstlichen Palastes leert. Auf Tuchfühlung mit dem Tod, kommt unverhofft dessen menschliche Seite zum Vorschein, sodass selbst die Apokalypse, Gottes göttlicher Plan, zu scheitern droht.

Michel de Ghelderode (*1898 – † 1962) gilt als Vertreter des Absurden Theaters, das durch surreale Arrangements die Ausweglosigkeit der menschlichen Existenz und die Sinnlosigkeit der Welt thematisiert. Ein Hang zum Eschatologischen bestimmt deshalb seine literarische Tätigkeit. Derb, bissig und nie verlegen, kommt in „Die Ballade vom großen Makabren“ (1934) die gesamte Tragik der Realität zum Ausdruck.

Termin: Premiere ist am 1. August um 21.00 Uhr im Anger Ex-Lissnerhaus, Neumarkt, St. Nikolausring

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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