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Pelikan unter Verschluss 

Foto: Heli-Flugrettung

Terenten hat eine Basis für den Rettungshubschrauber Pelikan 2 abgelehnt. Aber wird nun weiter nach einem Alternativstandort in der östlichen Landeshälfte gesucht? Die Stimmung ist angespannt. Eine Antwort bleibt aus.

von Silke Hinterwaldner 

Vor ziemlich genau einem Jahr hat der Gemeinderat von Terenten eine folgenschwere Entscheidung getroffen: Die Basis für den Rettungshubschrauber Pelikan 2 soll nicht vom Krankenhaus Brixen in die Felder angrenzend an das Dorf verlegt werden.

Dieser Entscheidung war eine kontrovers geführte Debatte darüber vorausgegangen, welche Vor- und welche Nachteile die Stationierung des Rettungshubschraubers vor Ort haben könnte. Die einen waren der Ansicht, es sei gut, wenn der Notarzt ständig über Terenten wacht. Die anderen fürchteten sich vor der Lärmbelästigung durch den Hubschrauber.

Nach der Absage aus Terenten wurde es auffällig ruhig. Seit Monaten wird gar nicht mehr darüber gesprochen, ob es notwendig wäre einen Rettungshubschrauber weiter östlich zu verlegen, um die Flugzeiten im oberen Pustertal und im Wipptal zu verkürzen. Ist das Thema damit durch? Hat man andere Prioritäten gesetzt?

Eine Antwort auf diese Frage ist gar nicht so leicht zu finden. Denn: Auf Nachfrage an unterschiedlichen Stellen gibt es praktisch keine Antworten. Die heiße Kartoffel wird höchstens hin- und hergeschoben. Landeshauptmann Arno Kompatscher – für die Gesundheit politisch zuständig – liefert genauso wenig eine Antwort wie Florian Zerzer, Generaldirektor im Sanitätsbetrieb. Und Ivo Bonamico, immerhin Direktor des Weißen Kreuzes, spielt den Ball wieder zurück, wenn er sagt: „Das ist eine politische Entscheidung. Ich möchte dazu nichts sagen.“ Er wolle nicht in ein Wespennest stechen.

Ivo Bonamico hatte für den Standort Terenten sämtliche Vorbereitungen getroffen. Als dann die Wogen hochgingen, musste er den Koffer wieder packen und unverrichteter Dinge abziehen. Kurze Zeit wurde noch darüber spekuliert, ob Pfalzen oder Kiens Ausweichstandorte bieten könnten, dann wurde es ruhig.

Hinter den Kulissen könnte trotzdem weitergearbeitet werden. Zuletzt kam eine Basis in Olang ins Gespräch. „Davon weiß ist nichts“, sagt Bürgermeister Georg Reden, „mit mir hat diesbezüglich niemand Kontakt aufgenommen.“ Olang hat ohnehin heute schon mit Hubschrauber-Polemiken zu kämpfen. Seit dort ein privater Hubschrauber stationiert ist, gibt es immer wieder Beschwerden über die Lärmbelästigung.

Franz Ploner ist ein Mann, der die Notfallrettung kennt wie seine Westentasche. Er ist heute Abgeordneter des Team K, hat aber früher viele Jahre lang die Basis für den Rettungshubschrauber in Brixen mit aufgebaut. Und er ist selbst 30 Jahre lang mit dem Hubschrauber mitgeflogen. Heute sagt er: „Die Leute müssen im Haus bleiben, sie sollten vor Ort sein. Alles andere macht wenig Sinn.“ Er hält nicht viel davon, den Hubschrauber in die Peripherie zu verlegen, das alles würde viel Geld kosten, viel Personal binden, Ressourcen verschwenden. Für eine Handvoll Einsätze am Tag braucht es einen Hubschrauber, einen Piloten, einen Rettungssanitäter, einen Arzt und einen Techniker vor Ort. Die wenigen Minuten an Zeitgewinn bei einem Rettungseinsatz etwa in Sexten würden nicht dafürstehen.

Wenn schon, sagt er, sollte man endlich die lange schon versprochene Zusammenarbeit mit den Nachbarländern anstreben: „Wollen wir nun eine Zusammenarbeit innerhalb der Euregio oder wollen wir weiterhin nur Kirchturmpolitik betreiben?“ Im Krankenhaus Brixen möchte man ohnehin nicht auf den Rettungshubschrauber verzichten – schließlich gilt es auch Transporte von einem Spital in das nächste abzuwickeln.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (9)

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  • andreas

    Das Pustertal nicht mehr anfliegen, um sie nicht zu stören und gut ist.

    Nebenbei würde ich da nicht mal fragen, die haben einen Rettungshubschrauber zu akzeptieren. Man muss nicht jeden Dödel um seine Meinung fragen.

  • brutus

    …hoffentlich braucht einer von diesen „Entscheidungsträgern“, wenn’s um Minuten geht, nicht selbst den Rettungshubschrauber!

  • paul1

    @ mekfly, bravo richtig so, man hat Angst, dass private Hubschrauberfirmen am Kuchen mit naschen. Ausserdem will , das Krankenhaus Brixen auf den Hubschrauber ja nicht verzichten, was ergibt dies welchen Sinn?? Eine Menge Spesen mehr für den Steuerzahler um nur 3-4 Minuten Flugstunden einzusparen.

  • criticus

    In diesen Rettungshubschrauber steckt so viel Geld, dass es nur noch um Macht geht. Ist wohl komisch Herr Bonamico, dass immer die „Gleichen“ die Ausschreibungen gewinnen? Stimmt es, dass die österreichischen Rettungshubschrauber bei weitem billiger wären? Wenn ja, warum wird nicht auch da gespart oder zahlt das Weiße Kreuz die Hubschrauber aus eigener Tasche? Jedenfalls ist es an der Zeit die Spesen und die Vergleiche mit anderen Anbietern zu veröffentlichen.

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