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Die Retourkutsche

Nachdem die Bauern das Gesetz zum Bettenstopp aufgeweicht haben, schlägt der HGV-Vertreter Helmut Tauber jetzt zurück: Der Urlaub auf dem Bauernhof wird drastisch eingeschränkt.

von Matthias Kofler   

Arnold Schuler macht keinen Hehl daraus, dass sich die Debatte zum Südtiroler Tourismus nicht so entwickelt hat, wie er es sich erhofft hatte: „Es ist schade, dass ausschließlich über die Bettenobergrenze und den Urlaub dem Bauernhof diskutiert wird, obwohl unser Tourismusentwicklungskonzept viel weitreichender ist. Es ist höchste Zeit, dass wir bei der Kommunikation eine einheitliche Linie finden – denn die Menschen sind völlig verunsichert und kennen sich nicht mehr aus“, ärgert sich der Landesrat.

Am Dienstagabend hat sich die ohnehin verzwickte Situation für Schuler und die Landesregierung weiter verkompliziert. Nachdem die SVP-Bauern Franz Locher und Manfred Vallazza am Freitag im 2. Gesetzgebungsausschuss einen Antrag durchgeboxt haben, der den Ausschluss nicht-gewerblicher Betriebe (Privatzimmer und Urlaub auf dem Bauernhof) von der Bettenobergrenze vorsieht, folgt nun die spektakuläre Retourkutsche. Der 3. Gesetzgebungsausschuss hat einen Antrag des HGV-Vertreters Helmut Tauber angenommen, mit dem ins Omnibus-Gesetz der Zusatzartikel 14-bis eingefügt wird. Dieser sieht drastische Einschränkungen für den Urlaub auf dem Bauernhof vor:

Voraussetzung, um überhaupt UaB betreiben zu können, ist eine Fläche zwischen 1,5 und sechs Hektar im Obst- und Weinbau bzw. die effektive Haltung von mindestens fünf Großvieheinheiten. Das heißt: Unter 1,5 Hektar oder fünf Großvieheinheiten gibt es keine Betten mehr. Der UaB-Betrieb, der die Voraussetzung erfüllt, muss bei Tätigkeitsmeldung die Zahl der beantragten und von der Gemeinde zugewiesenen Betten angeben.

Franz Locher

Für die Verschärfung stimmten Helmuth Renzler, Helmut Tauber, Magdalena Amhof, Carlo Vettori, Paul Köllensperger und Josef Unterholzner. Diego Nicolini und Hanspeter Staffler enthielten sich. „Wir waren mehrheitlich der Auffassung, dass dieser Artikel der richtige Weg ist, auch um den zu großen Tourismusandrang klar zu regeln“, erklärt der Ausschussvorsitzende Helmuth Renzler. Einige der Abgeordneten führten aus, dass die aktuellen UaB-Bestimmungen häufig missbraucht würden. Laut Renzler und Köllensperger ist es derzeit so, dass man beim INPS als Landwirt eingetragen sein muss, um Gästezimmer zu UaB-Konditionen anbieten zu können. Ein Bauer kann höchstens 1.500 Kubikmeter für den Gastbetrieb nutzen, wobei hier auch die Wohneinheiten der eigenen Familie hineinfallen.

Oppositionsführer Paul Köllensperger bezeichnet den Tauber-Artikel vor diesem Hintergrund als „sehr plausibel“. „Für die Papier- und Großbauern mit über sechs Hektar ist die Landwirtschaft längst keine Nebenerwerberstätigkeit mehr. Daher haben sie auch kein Anrecht auf den UaB und dessen Begünstigungen für das Bauerntum“, ist der Team-K-Vorsitzende überzeugt. Köllensperger will mit einem eigenen Antrag dafür sorgen, dass vor der Einführung des Bettenstopps auch die Anzahl der nicht-gewerblichen Betten erhoben wird. Für den Grillino Diego Nicolini ist der Tauber-Antrag hingegen nicht streng genug: Seiner Meinung nach sollte auch das Einkommen der Landwirte beim UaB-Antrag berücksichtigt werden.

Die Bauern im Landtag sehen die Sache völlig anders. Sie werfen Landesrat Schuler vor, für sich persönlich die Schäfchen ins Trockene gebracht zu haben. Mit seinen eigenen zwölf Hektar habe er ein ganzes Hotel gebaut, verbiete nun aber den UaB bei sechs Hektar. „Die zwei Seelen in der SVP gönnen sich nicht einmal das Weiße in den Augen. Dabei ist dieses Thema gesellschaftspolitisch zu wichtig, um es zum Füllen des Sommerlochs oder für Machtgeplänkel zu missbrauchen“, kommentiert der Freiheitliche Andreas Leiter Reber.

Helmut Tauber

Landesrat Schuler zeigt sich über die Kritik der Bauern verwundert. Sein Vorschlag beinhalte, dass die Berglandwirtschaft – also Betriebe ab fünf Großvieheinheiten – vom Bettenstopp ausgenommen werden. Auch im Obst- und Weinbau werden Betriebe, die eine Fläche zwischen 1,5 und sechs Hektar bewirtschaften, vom Bettenstopp ausgeklammert. „Wenn Betriebe kleiner als 1,5 Hektar im Obst- und Weinbau sind und weniger als fünf Großvieheinheiten haben, aber Mitglied bei einer Qualitätsmarke für bäuerliche Beherbergung wie ,Roter Hahn‘ sind, betrifft sie der Bettenstopp auch nicht“, führt Schuler aus. Der Landesrat ist bereit, noch vor Verabschiedung des Omnibus-Gesetzes die entsprechende Durchführungsverordnung vorzulegen.

Die Ausnahmen greifen aber nur dann, wenn die SVP-Bauern und der HGV-Vertreter Tauber einen Schritt zurückmachen. Am 19. Juli kommt der SVP-Ausschuss zusammen, um eine Lösung zu finden. Auf einer Sondersitzung des Landtags eine Woche später soll der Omnibus samt Bettenstopp verabschiedet werden. Helmuth Renzler ist zuversichtlich, dass man sich bis dahin zusammenraufen kann. Vorausgesetzt, Locher und Co. sind zu Kompromissen bereit. „Die Bauern sind zwar ein wichtiger, aber anteilsmäßig geringer Bestandteil unserer Gesellschaft. Wir dürfen nicht nur auf einen Teil der Bevölkerung schauen, sondern müssen die Bedürfnisse aller Berufsgruppen berücksichtigen. Nur mit einem gesellschaftlichen Ausgleich können wir das Klima entschärfen“, ist der SVP-Arbeitnehmer überzeugt.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (59)

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  • erich

    Glaube nicht, dass es noch eine Region gibt wo es so viel Neid gibt wie in Südtirol. Da werden gegenseitig die einzelnen Betten aufgerechnet. Es wäre Aufgabe des Gesetzgebers dies mit der Steuerschraube zu lösen, dann fände die Fremdenverkehrswirtschaft mehr Anerkennung in der gesamten Bevölkerung.

    • andreas

      Airbnb ist für die Bevölkerung weit schädlicher und gesellschaftspolitisch relevanter, als ein paar Betten mehr in Hotels und UAB.
      Das Problem ist nicht UAB an sich, sondern Schlaumair wie Faistenauer.

      Diese nutzlose Opposition handelt aber anscheinend nur im Eigeninteresse, so wie auch dieser Sarner, welchen sie gerne wieder zurückhaben können und er sich bitteschön nur noch zwischen Sarntein und Penserjoch aufhalten sollte.

      • pingoballino1955

        Andreas,nutzlos sind deine „bösen“ Kommentare gegen die Opositionen!Wie immer hast du es vor allem um die deutschsprachigen Opositionen abgesehen.Welchen Hass musst du mit dir herumtragen dass du dauerhaft so reagierst. Hoffentlich tröstet dich Kompatscher!

  • leser

    Das ist dich ein schönes schauspiel für einen heissen sommer

  • andreas

    Welche gesellschaftspolitische Relevanz soll das Thema haben, wenn sich ein paar Bauern mit ein paar Hoteliere um ein paar Betten mehr oder weniger streiten?
    Eher machen sich beide Stände lächerlich und Bauer Sepp, der hier immer wieder den Bauernstand verteidigt, macht es nicht besser.

    Bauer und Marionette Leiter Reber wird bei den nächsten Wahlen rausfallen, er scheint wohl UAB zu planen.

  • unglaublich

    Das ist das echte Bild dieser sog. Sammelpartei. Jeder schaut auf sich, nur die Arbeitnehmer haben niemanden, der für ihre Sache kämpft.

  • hallihallo

    das große dilemma dieses ganzen themas war immer schon die aufteilung zwischen touristisch stark entwickelt, touristisch entwickelt und touristisch unterentwickelt.
    während in ersteren gemeinden anfangs gar nichts und später 5 betten dazugebaut werden konnten, sind in unterentwickelten gebieten die riesigen hotelburgen ohne obergrenze entstanden. und über diese regen sich alle auf.
    die beste lösung für die gastgewerblichen betriebe, wäre 5 betten für jene, welche bisher noch keine quantitative erweiterung vorgenommen haben. denn es kann ja nicht bestraft werden , wer bisher noch nichts gebaut hat, nur weil die anderen übertrieben haben. vor allem für die betriebe bis 40 betten wäre das richtig.
    damit sich niemand unnötiges schreibt: ich wäre von der regelung nicht betroffen, da ich die 5 betten bereits vor jahren gebaut habe und somit meinen betrieb rentabel gehalten habe.

  • flottebiene

    Und ich bin dumm und bin nur normaler Arbeitnehmer….wann bekomme ich eine Unterstützung oder muss keine IMU mehr zahlen wie unsere Bauern???

  • bettina75

    Jo, ober an Beitrog für den Bauern wird es schon noch geben müssen hoffe ich holt.
    Mein Vorschlog war für die Waldbauern: 50,00 € pro Bam. Des war eines Sarners- Landtagsabgeordneten potenziert mit dem SBB doch würdig.

  • stanislaus

    Doch doch Herr Schuler die Menschen in Südtirol kennen sich immer besser aus. Sie erkennen dass in Südtirol einzig die Bauern und der Tourismus regieren….

  • perikles

    Warum denken die Hoteliere nicht daran, die Produkte der Südtiroler Bauern zu meiden? Also Milch aus Bayern ist ja gleich weiss und (un)gesund wie unsere.

    • hallihallo

      das beste für südtirol ist immer noch, wenn alle zusammenarbeiten.
      wobei auch beim flughafenreferendum selbst die weinbauern gegen den flughafen geworben haben und einige gastwirte den südtiroler wein boykottieren wollten.
      inzwischen merkt kein bauer mehr , wenn ein flugzeug startet und lärmt mit seinen traktor wesentlich mehr. ganz geschweige von den verkehrskolonnen, welche sie hinter sich herschleifen. die einstellung der bauern nervt aber schön langsam.

  • kirchhoff

    UaB ist grundsätzlich eine feine Sache, doch diese „Marketing-und Preisgleichschaltungsvereinigungs“-Vereinigung mit dem Federvieh im Wappen schafft fr die Gäste keine abwechslungsreichen Varianten, sondern dient dem schnöden Profit ohne großen zusätzlichen Aufwand!

  • kirchhoff

    UaB ist grundsätzlich eine feine Sache, doch diese „Marketing-und Preisgleichschaltungsvereinigungs“ mit dem Federvieh im Wappen schafft fr die Gäste keine abwechslungsreichen Varianten, sondern dient dem schnöden Profit ohne großen zusätzlichen Aufwand!

  • gulli

    Am besten wäre sowieso kein Bettenstop. Da wir dem Tourismus unseren Wohlstand verdanken müssen wir ihn unbedingt noch mehr fördern und ausbauen.
    Platz haben wir noch genug, einfach die Wälder roden, somit lösen wir gleichzeitig das Problem mit eventuellen Windschäden und weitere Beherberungsbetriebe errichten. Auch statt den Obstwiesen müssen wir unbedingt Hotels errichten, dadurch eliminieren wir auch gleichzeitig den größten Wasserverbraucher, denn lieber unsere Gäste haben min ein Schwimmbad zu Verfügung und können zweimal täglich duschen, als dass wir eine Pflanze bewässern.
    Noch mehr Nächtigungen erreichen wir durch gezielte Vermarktung der Betten. Ein Bett könnte ja in einer Nacht zweimal belegt werden, am frühen Abend bis in die Morgenstunden von der älteren Gesellschaft, welchen dann zeitig aufbricht und ab den frühen Morgenstunden gehen die Jüngeren zu Bett, welche vom Nachtleben nach Hause kommt.
    Wir haben noch viel Luft nach oben, Hauptsache stetiges Wachstum und der Rubel rollt!

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