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Rocky! – Stein und Kunst

Fotoarbeiten von Benjamin Obkircher und Tuschearbeiten von Letizia Werth. (Foto: Karin Schmuck)

Sieben Künstlerinnen und Künstler widmen sich der Bedeutung, dem Wesen und der haptischen Beschaffenheit des Steins. Eine etwas andere Sichtweise auf die felsige Umgebung.

Der Fels in der Brandung, der Stein im Brett und, natürlich, der Vorfall im Glashaus: In vielen Redensarten ist der Stein tonangebend. Er fungiert als Metapher für Widerstandsfähigkeit und Strenge, symbolisiert aber auch Beständigkeit und Schutz. Anders verhält es sich mit dem Stein im Schuh, ein eher lästiger Zeitgenosse, der uns allzu oft an unbequeme Wahrheiten erinnert, vor denen wir uns nicht verstecken können.

Im Bereich der bildenden Kunst sind Bildhauerei und Stein seit Jahrtausenden unzertrennlich, es bestehen aber auch Verbindungen zu anderen Genres, die sich nicht allein auf seine materiellen Qualitäten beschränken. Die Ausstellung Rocky!, kuratiert von Adina Guarnieri in Zusammenarbeit mit dem Verein Kubatur, befasst sich mit gesellschaftsaktuellen Themen, mit Ökologie und Umweltschutz, und stellt die felsenfeste Beständigkeit der Welt in Frage. So ist der Musiker Manuel Oberkalmsteiner mit der Soundinstallation „Rebuilding the mountains“, „Wiederaufbau der Berge“, vertreten. Sandrieseln bespielt als Klangteppich die Galerie und verweist damit auf das Thema der Erosion. Was bleibt, wenn unser Lebensraum vollständig zerstört ist? Ist ein Wiederaufbau möglich, oder werden wir uns in dieser Sisyphusarbeit selbst auflösen?

Letizia Werth zeigt Tuschearbeiten ihrer Serie „Waterfalls“: Bergbäche im Fließen der Zeit. Das weiche Wasser trifft auf die Resilienz des steinernen Bachbetts und erschafft eine Landschaft im Spiel aus Licht und Schatten, Himmel und Wolken.  Die befreiende Einsamkeit des Steins liegt der Installation „Über den Dingen“ von Simone Eissrich zugrunde. Drei Findlinge aus der Seiser Gegend ruhen auf Sockeln und erhalten durch diesen Akt der Entfremdung ungeahnte Aufmerksamkeit.

Walter Blaas zeigt mehrere Arbeiten, darunter eine Keule aus Laaser Marmor, hinter der sich eine ironische aber leider zeitgemäße Anspielung an unser steinzeitliches Ich verbirgt. Evident wird das aktuell in der Ukraine, denn dieser Krieg zeigt, dass der Mensch im Grunde ein schlagendes Wesen ist. Schwierige Zeiten spricht auch Paolo Profaizer mit seinem „Optantenpaket“ an. Ein kleines Schlernmassiv, fachgerecht verschnürt, begleitet eine Optanten-Familie in die neue Heimat. Das Objekt wird zum Lichtblick in einem Moment, der Südtirol für immer gezeichnet hat.

Die Fotoarbeiten von Benjamin Obkircher sind scharfe Aufnahmen natürlicher Erscheinungen, z.B. aus dem Marmorbruch von Göflan oder dem Verzascatal. Er fotografiert mit seinem Makroobjektiv aber auch die farbenprächtigen Windungen von Dendrolith, sprich von versteinertem Holz. „Wenn Steine über Steine stolpern“ – so beginnt eines von drei Gedichten der Autorin Nadia Rungger, das uns vom Kiesel zum Berg und von der Gesamtheit in die Subjektivität führt. Sie schreibt auf Deutsch und Ladinisch, der „Stein“ wird zum „sas“, doch im Schuh möchte ihn trotzdem niemand haben, weder in der einen, noch in der anderen Sprache.

Rocky! – eine Ausstellung über felsige Malerei, steinerne Installationen und kieselige Erfahrungen. Zu sehen in der Lächlergalerie von Kastelruth. Am 9. Juli findet um 10 Uhr eine Führung mit der Kuratorin statt.(Adina Guarieri)

Termin: Rocky!, bis 17. Juli 2022. Geöffnet täglich von 17.30 – 21.30 Uhr, Samstag auch von 10.00 – 12.00. 

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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