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„Dann wird es schlimm“

Etsch bei Terlan

Obwohl kein offizieller Wassernotstand ausgerufen wurde, rechnet Umweltlandesrat Giuliano Vettorato damit, dass in Südtirol bald Wassersparen angesagt ist.

von Markus Rufin

Am Dienstag hat der Sommer offiziell begonnen – kalendarisch versteht sich. Die Temperaturen sind jedoch bereits seit mehreren Wochen ungewöhnlich hoch für diese Jahreszeit. Zwar hat es in den letzten Tagen etwas Niederschlag gegeben, richtig große Mengen waren aber nicht dabei.

Auch im Rest von Oberitalien ist das Wetter ähnlich: Kaum Niederschlag und hohe Temperaturen. Das hat zu einer großen Trockenheit in vielen Gemeinden geführt. Besonders in der Po-Ebene fehlt es derzeit an Wasser, aber auch am Unterlauf der Etsch ist der Pegel ungewöhnlich niedrig.

Am vergangenen Mittwoch hatte die für die Wassernutzungen im Einzugsgebiet der Ostalpen (Friaul-Julisch Venetien, Venetien, Trentino und Südtirol) zuständige Beobachtungsstelle die Wassernotstandsstufe „Hoch“ausgerufen.

Für die Etsch gilt der Notstand dagegen nicht, wie Zivilschutzlandesrat Arnold Schuler berichtet, der am Treffen teilgenommen hat, in dem die Wasserstände der Etsch genauer angesehen wurden: „Bei uns ist der Flussstand noch unter Kontrolle. In den anderen Regionen Oberitaliens ist der Flusspegel eigentlich bereits unter der Grenze, trotzdem gibt es bislang keine Konsequenzen.“

In Südtirol sei die Situation insbesondere dank der Regenschauer der letzten Stunden besser, da es flächendeckend und teilweise auch viel geregnet habe. Zwar wurde beispielsweise in der Gemeinde Tisens der Trinkwassernotstand ausgerufen, dass es in einzelnen Gemeinden Probleme mit dem Trinkwasser gibt, sei bereits in Vergangenheit vorgekommen.

Prinzipiell seien Wassernotstände nicht ungewöhnlich, dass sie nun aber gehäuft auftreten, gibt Schuler zu Bedenken. Doch betrifft es Südtirol überhaupt, wenn der Notstand ausgerufen wird, wenn das Wasser in anderen Regionen knapp wird?

Ja, denn Südtirol wird dann dabei helfen müssen, die anderen Regionen mit Wasser zu versorgen: „Abgesehen von Einsparungsmaßnahmen, die den ganzen Staat betreffen, kann es sein, dass wir bei einem Notstand mehr Wasser aus den Stauseen ableiten müssen. Im Moment ist das aber nicht der Fall.“

Ob der Notstand ausgerufen wird, wird sich in den nächsten Wochen entscheiden. Verlässliche Aussagen darüber zu treffen, ob es zu einer Besserung kommt, sei allerdings nicht möglich: „Vorhersagen reichen nur für wenige Tage. Um eine langfristige Besserung zu erreichen, bräuchte es kontinuierlichen Niederschlag über mehrere Tage.“

Grundsätzlich ist Schuler aber besorgt, denn der Sommer hat gerade erst begonnen, die Schneereserven sind aber bereits aufgebraucht: „Die Voraussetzungen sind alles andere als gut. Wenn es nicht regnet, erwartet uns ein harter Sommer.“

Das bestätigt auch Umweltlandesrat Giuliano Vettorato: „Während im letzten Jahr zu dieser Zeit durchschnittlich 14 Millimeter Schnee auf den Bergen lag, sind es jetzt nur mehr fünf Millimeter. Da zudem die Temperaturen höher sind, schmilzt der Schnee noch schneller.“

Das heißt, es könnte durchaus sein, dass auch Südtirol Probleme mit dem Wasser in diesem Sommer bekommen wird: „In Südtirol ist die Situation noch nicht schlimm, das kann sich aber schnell ändern.“

Während die Trinkwasserversorgung nicht gefährdet sei, sehe es bei den Flüssen schon anders aus, sagt Vettorato. Der fehlende Schnee könne dazu führen, dass auch die Flüsse hierzulande weniger Wasser mit sich führen, sofern es nicht auch in den nächsten Wochen regne.

Bei einem sinkenden Pegel in den Flüssen müsse man auch in Südtirol zu Maßnahmen greifen. Insbesondere die Bewässerung müsste reglementiert werden. Da bei einem Notstand schnell gehandelt werden muss, wurde eine entsprechende Verordnung bereits vorbereitet.

Nichtsdestotrotz hält es Vettorato für notwendig, die Bevölkerung vorzuwarnen: „Wir beobachten die Sachlage täglich, müssen aber achtsam sein. Wir stehen am Anfang des Sommers, es ist also besser, bereits jetzt zu Hause sparsam mit dem Wasser umzugehen.“

Das gilt insbesondere dann, wenn die Regierung in den nächsten Tagen den Notstand ausruft. Vettorato hat ebenfalls an einem Treffen teilgenommen, bei dem über mögliche Maßnahmen gesprochen wurde: „Ich habe zugesagt, dass wir andere Regionen unterstützen werden. Dazu werden wir wahrscheinlich verpflichtet, aber ich habe auch gesagt, dass wir zuerst auf uns schauen werden. Wir werden darauf achten, dass wir selbst genug Wasser für die Landwirtschaft und die Stromerzeugung zur Verfügung haben.“

So hat Alperia entschieden, verstärkt Strom in den eigenen E-Werken zu erzeugen, um die Trinkwasserversorgung in Venetien durchgehend zu sichern.

Auch Vettorato betont, dass das eigentliche Problem darin liegt, dass der Sommer gerade erst angefangen hat. Man müsse sich auf Maßnahmen einstellen, entgegensetzen kann man dem Notstand im Moment nur wenig.

Für die Zukunft gelte es aber noch mehr auf Speicherbecken zu setzen, meint Zivilschutzlandesrat Schuler: „Wir haben gesehen, wie wichtig diese sind, um die Trinkwasser- und Bewässerungsversorgung zu sichern. Wir sind gut ausgestattet, allerdings zieht sich die Genehmigung von großen Projekten häufig über Jahre hin, wir müssen also rechtzeitig daran arbeiten.“

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (13)

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  • rumer

    Gar nichts müssen wir!
    Wenn jemand am Unterlauf der Etsch zu wenig Wasser hat, soll er sich Wasserbecken bauen, um das Wasser vom Winter/Frühjahr in den Sommer zu retten. Das machen in Deutschland sogar einzelne Weinbauern.

    • andreas

      Bist und bleibst halt ein typischer asozialer Bauer, welcher jeden Cent Beitrag abstaubt und dem das Wohlergehen der anderen egal ist.
      Scheint wohl in der DNA der STF zu liegen, den „Walschen“ da unten nichts zu gönnen, wobei das bei euch ja schon die Bozner sind.

    • meintag

      Schon Sch… wenn man nicht im Stande ist in Notstandszeiten Dinge weiter zu denken. Während z.B. Osttirol nicht nur darüber nachdenkt sondern vermehrt Getreide anbaut sind unsere fetten Apfel und Co Bauern darauf aus am Futtertrog des Landes zu „fressen“ und weiterhin die salurner Grenze als gottgegeben zu sehen.
      Muss halt auch daran liegen dass man steuerbefreit lebt.

  • cosifantutte

    Rumer, mir und auch dem Rest des Landes ist der Reis, der Mais das Getreide und Gemüse in der Poebene wichtiger als die Äpfel, Trauben und Marillen der Südtiroler. Die erste sind strategische Grundnahrungsmittel, auf das zweite kann man im Notfall verzichten. Ähnliches gllt für den Wasserverbrauch der Hotels. Wenn es hart auf hart kommt, geht das per Notdekret, Das Wasser aus den Südtiroler Talsperren geht nach Süden. Der LH wird es gerne abnicken. Beim Strom ist es nicht anders. Der Tag wird kommen, wo das Militär bei den Kraftwerken auftaucht und Alperia/Hydros den Schlüssel abgeben.

  • iatzreichts

    @rumer und tuttifanculo….
    Eigentlich ist mir die Zeit zu schade euch zu antworten.
    Ihr könntets euch nur bemühen und jegliches Gemüse und Getreide, das hierzulande angebaut wird, zu kaufen. Das ist euch allerdings zu aufwändig, weil es das nicht zu Ramschpreisen im Lidl oder Eurospin gibt!
    Und genau deshalb haben wir diese Monokultur, weil ihr Konsumenten den leichtesten und billigsten Weg geht!

  • tirolersepp

    Schon komisch jedes furzskigebiet hat große Wasserspeicher, nur bei den Trinkwasserspeicher happets ganz gewaltig !

  • heinz

    Dieser Sommer wird schlimmer werden als der von 2003!

  • cosifantutte

    @iatzreichts
    es geht um die erforderlichen strategischen Mengen, die in Suedtirol nicht erzeugt werden koennen und anderswo schon, allein wegen der Flächen. Hat nichts mit Billigware bei Lidl zu tun. Jede Kuh in Südtirol wird mit importiertem Kraftfutter zugefüttert. Das hat mir sogar der Schwiegervater bestetaetigt, als er bie mir zu besuch war in NRW, der ist Bergbauer und muss es wissen.

    https://www.venetoagricoltura.org/2022/06/news/settore-dei-cereali-in-fibrillazione-focus-di-veneto-agricoltura/

  • dn

    Wasser wird unterschätzt, weil wir bisher genug Reserven (Gletscher und Niederschläge) hatten. Italien und die betroffenen Regionen müssten halt Geld in die Hand nehmen, um Staubecken und Reservoirs zu bauen.

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