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Den Winter zurückkaufen

Portugiesen verlegen in Zermatt Planen für den Gletscher

Robert Schabus fährt durchs „Alpenland“ und zeigt, wie es sich verändert. Ein Dokumentarfilm, sehenswert auch für Südtirol.

von Renate Mumelter

Die Sennstube erweist sich als Fake, die Skipiste existiert zwar, aber draußen ist es grün. Skigefahren wird in einer Halle, das Après-Ski gibt’s gleich dazugeliefert. So steigt Robert Schabus in seinen Dokumentarfilm „Alpenland“ ein. Dann begibt er sich auf eine Reise quer durch den Alpenbogen und bietet eine Kneippkur der Eindrücke. 

Die Kneippkur 

Die Eindrücke switchen zwischen traditioneller und „moderner“ Alpenbewirtschaftung ohne zu werten, vordergründig zumindest. Fakten und Bilder aber sprechen für sich, und einige davon sind laut und eklig. Zum Beispiel jene aus Garmisch, dem bekannten Wintersportort.

Der Förster dort erzählt von der Zeit, als es noch keine Speicherbecken und Schneekanonen gab. Er erzählt davon, wie man sich hier „den Winter zurückkaufen“ möchte, wieviel Sprit die Bagger in die Atmosphäre gepustet haben, um das Loch für den Wasserspeicher zu graben, und er erzählt davon, wieviel das alles samt Schneekanone kostet, und wie wenig eine Sozialwohnung kosten würde, wenn es denn eine gäbe. Aber Garmisch ist mit seinen Quadratmeterpreisen von 10.000 Euro unbewohnbar. 

Was blieb – noch

Abwechselnd schaut Schabus in dieses abstoßende Gesicht des Alpenlandes und in jenes, das wenig von Profitmaximierung weiß. Er zeigt das Leben von „echten“ Bergbäuerinnen, jenen mit den sehr steilen Wiesen im Kärntner Mölltal oder das Leben der Schmiede, Schlosser und Werkzeugmacher im lombardischen Premana, dort, wo es früher ein Eisenbergwerk gab.

Kennen wir alles schon, ließe sich einwenden. Ja, stimmt, aber irgendwie doch nicht, und vor allem können solche Geschichten nie oft genug erzählt werden, wenn sie die Geldzählgeräusche übertönen wollen.

Portugiesînnen

Ich wusste zum Beispiel nicht, dass in Zermatt die Matterhornhörnli der Bäckerei von einer Portugiesin verkauft werden und Portugiesen die Planen zum Schutz des Gletschers verlegen. Ich wusste auch nicht, wie die teure Einkaufsmeile in Zermatt aussieht. Also hingehen, anschauen. 

Platz ist derzeit im Kino sowieso leicht zu finden, und kühl ist es dort auch. 

Robert Schabus ist als Bauernsohn im Kärntner Gailtal aufgewachsen, sein letzter Film war u.a. auf dem DOK.fest in München zu sehen. Seine letzten Filme vor „Alpenland“ waren „Mind the Gap“ (2019) und „Bauer unser“ (2016).

Schmäh und Grant in Neumarkt  

Mit der warmen Jahreszeit kommen die Sommerprogramme. Bereits ab Dienstag bietet der Filmclub Unterland eine kleine Reihe zum Thema „Schmäh und Grant“ und meint damit natürlich österreichische Filme. Die Reihe beginnt am Dienstag mit Haders „Wilde Maus“, am Donnerstag folgt Goigingers „Die beste aller Welten“ und am Freitag „Contact High“, immer um 21.30h im Innenhof der Bezirksgemeinschaft Unterland in Neumarkt (bei Regen Ballhaussaal). Viel Vergnügen.

Cineforum

In Bozen beginnt die Freiluftfilmreihe des Cineforum am Dienstag mit Icíar Bollaíns (Maixabel) „Il matrimonio di Rosa“ (empfehlenswert) um 21h im Europapark. Dann setzt das Cineforum sein Programm in verschiedenen Stadtvierteln fort. Im Fall von Regen gibt es Ausweichmöglichkeiten. Zu finden ist das Programm evtl. auf der Facebookseite des Cineforum

Mainstream-Kino

gibt es im Sommer natürlich auch und zwar zwei Mal in Bozen und ein Mal in Algund. Hier begleitet von der Möglichkeit, Popcorn etc. zu verzehren. Kinogenuss geht natürlich auch ohne Futter.

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