Du befindest dich hier: Home » Sport » Die kleine Sensation

Die kleine Sensation

Nach 20 Meisterschaften und insgesamt 372 Niederlagen hat es der GS Excelsior endlich geschafft: Die Mannschaft ist endlich Vorletzter geworden.

von Markus Rufin

Damit eine Fußballmannschaft aus der dritten Amateurliga in die Schlagzeilen kommt, braucht es ein aufsehenerregendes Ereignis. Damit eine Mannschaft aus der 3. Amateurliga es gleich mehrmals in die Zeitung schafft, muss schon ganz etwas Besonderes dahinterstecken.

Das ist auch bei der Gruppo Sportivo Excelsior der Fall, die getrost als die bekannteste und wohl auch beliebteste Amateurliga-Mannschaft Südtirols bezeichnet werden kann.

Die Mannschaft aus Bozen hat am vergangenen Sonntag etwas Historisches erreicht. Mit einem 1:1-Unentschieden gegen Celtic Don Bosco feierte GS Excelsior den größten sportlichen Erfolg in der Vereinsgeschichte. Sind die Bozner etwa Meister geworden? Haben sie den Pokal gewonnen? Nein, die Mannschaft aus Don Bosco ist das erste Mal seit 21 Jahren nicht letzter in der Meisterschaft geworden.

Die Geschichte der Sportgruppe ist eine außergewöhnliche, wie sie es in der Fußballwelt nur selten gibt. In den frühen Jahrtausendern wurde der Verein gegründet. Er entstand, weil einige Jugendliche, die ihre Freizeit im Jugendzentrum Don Bosco verbracht haben, den Wunsch hatten, eine Fußballmannschaft zu gründen und an einer offiziellen Meisterschaft teilzunehmen.

Der Verein „La Strada – Der Weg“, der das Jugendzentrum damals führte unterstützte das Vorhaben, wodurch der Verein 2001 gegründet wurde. Allerdings wurden auch zwei Grundregeln festgelegt, wie Spieler und Präsident Mirco Marchiodi erklärt: „Unabhängig von den spielerischen Qualitäten soll jeder in der Mannschaft aufgenommen werden, jeder soll gleich viel Spielzeit bekommen, jeder soll Stammspieler sein. Außerdem legen wir sehr viel Wert auf Fair Play. Unsere Trainer arbeiten unter der Woche auch daran.“

Aufgrund dieser beiden Regeln hatte die Sportgruppe Excelsior bereits viele Spieler in ihren Reihen. So spielten in den letzten Jahren beispielsweise zahlreiche Flüchtlinge, psychisch beeinträchtigte Menschen oder Menschen, die aus schwierigen Verhältnissen stammen, mit. Pro Saison werden zwischen 30 und 40 Spieler eingesetzt. Damit hatte die Sportgruppe lange Zeit den Ruf der „schlechtesten“ Mannschaft Südtirols inne.

Diesen Ruf hat GS Excelsior, die seit sechs Jahren ein eigener Verein ist, aber nicht verdient. Denn die Ziele waren einfach nur andere. Unter anderem konnte die Mannschaft in 20 Jahren 15-mal den Preis als fairste Mannschaft der Meisterschaft gewinnen. Ein Aspekt, auf den der Verein viel Wert legt.

Mittlerweile hat der Verein gemeinsam mit dem Land Südtirol sogar einen Fair-Play-Preis ins Leben gerufen, mit dem besondere Gesten in Südtirol und außerhalb davon prämiert werden sollen.

Die sportlichen Erfolge der GS Excelsior halten sich aber tatsächlich in Grenzen. In den ersten zehn Jahren konnte der Verein überhaupt nie gewinnen. Seit dem Bestehen sind der Mannschaft „nur“ fünf Siege und sechs Unentschieden gelungen, zudem wurden rund 250 Tore erzielt. Dem gegenüber stehen 372 Niederlagen und ungefähr 2.850 Gegentore. Bei einer solchen Statistik ist es nicht verwunderlich, dass der Verein zuvor immer letzter in der Meisterschaft wurde.

Grund dafür ist eben jenes 1:1-Unentschieden vom Sonntag gegen Celtic Don Bosco. Zuvor hatte die Mannschaft bereits das Hinspiel gewonnen und landete in der heurigen Meisterschaft der Gruppe B mit fünf Punkten auf dem vorletzten Platz.

Das Interesse am Verein wuchs in den Tagen vor dem entscheidenden Meisterschaftsspiel rasant an. Italienweit wurde über eine der außergewöhnlichsten Mannschaften Italiens berichtet.

„Das kennen wir aber bereits“, sagt Präsident Marchiodi. „Bereits vor einigen Jahren berichtete unter anderem die ,Le Monde‘ aus Paris über uns, kurz darauf wurde sogar ein eigener Film darüber gedreht. Neu für uns war nur, dass es jetzt um etwas geht.“ Man spiele bei der GS Excelsior zwar jedes Spiel um zu gewinnen, wisse aber, wie schwer das sei.

Letztendlich ist es der Mannschaft dann aber auch gelungen, mit dem Unentschieden den größten Vereinserfolg zu erreichen. Ein besonderes Lob spricht Marchiodi den Trainern Stefano „Pedro“ Petrera und Antonio La Cedra aus, die die Mannschaft seit Jahren betreuen: „Sie betonen seit Jahren, dass der Spaß und die Gemeinschaft in Vordergrund stehen und haben uns das auch jetzt nicht vergessen lassen. Genau das haben die Spieler umgesetzt.“

Doch wie hat die Mannschaft diesen historischen Erfolg gefeiert? „Wir haben natürlich gewusst, was das für eine Leistung war und haben uns darüber gefreut“, sagt der Präsident. „Wir haben dann bei einer Pizza gemeinsam gefeiert und wurden heute von Stadtrat Juri Andriollo ausgezeichnet. So richtig feiern werden wir dann am 11.  Juni.“ Dann findet nämlich das Fair-Play-Turnier statt, dass Excelsior gemeinsam mit dem Fußballverband auf die Beine gestellt hat. Die Mannschaften der Amateurligen, die die Fair-Play-Wertung gewonnen haben, treten dabei gegeneinander an. „Da werden wir nochmal ausgiebig feiern“, sagt Marchiodi.

Wie geht es nun für den Verein weiter? Finanziell steht GS Excelsior im Moment dank dreier Sponsoren gut da. Vor allem aber ist es die Arbeit der ehrenamtlichen Helfer (Trainer, Präsident, etc.), die das Überleben des Vereins sichert.

Sportlich gesehen hat sich die Mannschaft in den vergangenen Jahren kontinuierlich weiterentwickelt. Das bestätigt Marchiodi selbst: „Natürlich ist das Sportliche nicht umwerfend, aber in den letzten Jahren entscheiden sich immer mehr junge Spieler für uns, weil sie unsere Werte schätzen. Sie wollen den Spaß und die Gemeinschaft in den Vordergrund stellen und haben keine Lust auf Leistungsdruck. Das schätzen viele Jugendliche.“

Auch in den kommenden Jahren wird die GS Excelsior also Fußball spielen und ihren Prinzipien treu bleiben  – und vielleicht ist irgendwann sogar noch ein besseres Ergebnis möglich.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentar abgeben

Du musst dich EINLOGGEN um einen Kommentar abzugeben.

2024 ® © Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH/Srl Impressum | Privacy Policy | Netiquette & Nutzerbedingungen | AGB | Privacy-Einstellungen

Nach oben scrollen