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Angst vor Peter

Obwohl die Landtagswahlen erst im Herbst 2023 geschlagen werden, hat das große Zittern um die Sitze bereits begonnen – besonders auch im Eisacktal. Dort fürchten sich die amtierenden Mandatare vor einer Kandidatur von Brixens Bürgermeister Peter Brunner. 
von Erna Egger 
Bis zu den nächsten Landtagswahlen im Herbst 2023 sind es noch knapp 1,5 Jahre – und trotzdem sind viele Landtagsabgeordnete schon im Wahlkampfmodus. Auch im Eisacktal hat das Zittern begonnen.
Mit Landesrat und Parteiobmann Philipp Achammer, Helmut Tauber, Magdalena Amhof (Arbeitnehmerchefin und stellvertretende SVP-Bezirksobfrau) und Paula Bacher sitzen vier Bezirksvertreter im Landtag.
Dass Achammer, Tauber und Amhof wieder antreten, gilt als fix. Auch Bacher liebäugelt mit einer weiteren Kandidatur.
Um wiedergewählt zu werden, müssen alle vier Mandatare außerhalb des Bezirks punkten: „Rein mit den Eisacktaler Stimmen kommen keine drei Abgeordnete in den Landtag, die Kandidaten müssen auf anderweitige Unterstützungen – wie durch Verbände – zählen können“, kommentiert Bacher.
Für Achammer dürfte dies kein Problem sein, doch die anderen drei zittern. Tauber hofft als HGV-Vertreter auf die Unterstützung der Gastronomie, Amhof, die bei den Wahlen 2018 als Letztgewählte den Sprung in den Landtag schaffte, auf die Arbeitnehmer und Bacher, die – erst nach dem Rücktritt von Jasmin Ladurner in den Landtag nachgerückt ist – auf die Senioren.
Es ist eine große Zitterpartie, zumal weiteren SVP-Funktonären nachgesagt wird, dass sie mit dem Gedanken einer Landtagskandidatur spielen.
Allen voran ist der SVP-Bezirksobmann und Europaparlamentarier Herbert Dorfmann im Gespräch. Dieser wiegelt ab: „Mir gefällt mein Job in Brüssel und ich möchte zumindest diese Amtszeit beenden.“ Die nächsten Europawahlen stehen 2024 an. „Daher wüsste ich nicht, wer Angst hätte“, fügt Dorfmann hinzu.
Er ist jedoch nicht der einzige, dessen Name immer wieder fällt: Allgemein wird über die Ambitionen von Peter Brunner, Bürgermeister von Brixen, spekuliert. „Dieses Gerede habe auch ich vernommen“, bestätigt Bacher. Sie habe ihn selbst gefragt. Ihr gegenüber habe Brunner erklärt, dass er „noch nicht“ Interesse hätte. Will heißen: Er könnte noch eine dritte Amtsperiode als Bürgermeister in der Bischofsstadt anhängen. „Aber es wird natürlich vieles davon abhängen, wie sich alles entwickelt“, mutmaßt Bacher.
Vor seiner Kandidatur sollen sich vorwiegend Tauber, Amhof und Bacher fürchten.
Hierzu sagt Bacher: „Ich bin sicher nicht nervös. Ich lasse alles auf mich zukommen. Man wird sehen, wie es kommt. Ich bin in der glücklichen Lage, dass ich auf kein Mandat angewiesen bin.“
Brunner ist im Eisacktaler Hauptort sehr beliebt, er gilt weit über die Gemeindegrenzen hinaus als Macher und hat in der letzten und dieser Amtsperiode viele Bauten und Großprojekte auf den Weg gebracht und umgesetzt.
Bei den Gemeindewahlen 2015 wurde er mit 5.421 Stimmen (51,2 Prozent) und bei den Wahlen 2020 mit 6.468 Stimmen (58,9 Prozent), jeweils bereits im ersten Wahlgang, zum Bürgermeister gewählt. „Ein super Ergebnis, das schwer zu toppen ist“, sagen Insider.
Außerdem: Diesen Rhythmus mit der Umsetzung der Projekte wird er aus Finanzierungsgründen und aufgrund der langen Vorlaufzeiten kaum beibehalten können.
Nur bei den Landtagswahlen 1998 wurden mehr Eisacktaler Kandidaten in den Landtag gewählt: Mit Sabina Kasslatter Mur (34.829 Stimmen), Hanspeter Munter (11.988), Siegfried Messner (11.593), Walter Baumgartner (10.283) und Albert Pürgstaller (9.277 Stimmen) stammten fünf Mandatare aus dem Bezirk, wobei einige von ihnen landesweit Stimmen holen konnten: Die Barbianerin Sabina Kasslatter Mur hatte den Bonus der Landtagspräsidentin in der vorherigen Amtsperiode, Hanspeter Munter hingegen war damals gleichzeitig Direktor des Handwerkerverbandes. Pürgstaller war der Letztgewählte, der den Sprung in den Landtag schaffte.
Damals kam die SVP aber auf 21 Sitze, bei den letzten Landtagswahlen 2018 waren es nur mehr 15. Deshalb ist es äußert unwahrscheinlich, dass fünf Eisacktaler Kandidaten den Sprung in den Landtag schaffen würden.
Gerüchten zufolge sei Dorfmann zurzeit damit beschäftigt, die Gemüter zu beruhigen.
Dies dementiert der Bezirksobmann jedoch: „Ich habe von dieser Nervosität nichts mitbekommen und musste niemanden beruhigen.“
Er stellt klar: „Das sind alles Gasthausgerüchte. Wenn jemand aber seinen Job gut macht, wie Peter Brunner, wird es selbstverständlich Debatten darüber geben, ob er für eine andere politische Aufgabe auch geeignet wäre. Das ist normal. Das ist aber nicht eine Debatte, die zurzeit auf der Ebene der SVP-Eisacktal, für die ich zuständig bin, stattfindet. Für die internen Debatten in Brixen sind andere zuständig.“
Wer bei den Landtagswahlen gewählt wird, hänge von vielen Faktoren ab. „Und wir haben in der Partei nie über andere mögliche Kandidaten gesprochen. Ich bin der Meinung, dass wir einen Schritt nach dem anderen machen müssen“, kommentiert Dorfmann.
Zuerst müssen die Parlamentswahlen in Rom im Frühjahr 2023 geschlagen werden. „Diesbezüglich werden wir alles tun, damit wir weiterhin eine Eisacktaler Vertreterin in Rom haben“, so Dorfmann. „Erst dann schauen wir weiter. Ich sehe keinen Grund, uns jetzt schon mit Oktober 2023 zu beschäftigen. Wir haben uns intern noch nicht mal darauf geeinigt, wie wir das nächste Mal die Kandidatenaufstellung vornehmen. Diese Spekulationen sind absolut verfrüht.“
Primär sei abzuklären, wer Interesse an einer weiteren Kandidatur habe: „Das letzte Mal hatten wir insgesamt sechs Kandidaten“, sagt Dorfmann. „Und allein mit den Eisacktaler Stimmen geht sich wahrscheinlich kein Mandat aus: Zurzeit ist eine Abgeordnete Chefin der Arbeitnehmer (Amhof Anm. d. Red.), der andere ist stark in der Hotellerie und im Gastgewerbe verwurzelt (Tauber Anm. d. Red.) und dann gibt es noch den Parteiobmann (Achammer Anm. d. Red.) und Paula Bacher, die sicher viele Stimmen vom Eisacktal erhalten hat, aber bei den Senioren gut verwurzelt ist. Die Eisacktaler haben immer nur eine Chance, wenn sie aus anderen Bereichen und landesweit Stimmen erhalten. Und das ist auch richtig so. Ich halte wenig vom reinen Bezirksdenken.“
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