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„L’albero di tutti“

L’albero di tutti von Gregor Prugger in der Ruine der Kirche Santa Maria dello Spasimo in Palermo: Gedenkbaum für die über vierhundert Opfer im Kampf gegen die Mafia.

Mehrere Grödner Künstler stellen anlässlich der Gedenkfeierlichkeiten für die ermordeten Mafia-Richter Borsellino und Falcone in Palermo aus. Der Künstler Gregor Prugger hat eine entrindete Tanne in die sizilianische Hauptstadt gebracht.

Bei der Gedenkfeier für die vor 30 Jahren ermordeten Mafia-Richter Paolo Borsellino und Giovanni Falcone  war Südtirol politisch und künstlerisch vertreten. Landeshauptmann Arno Kompatscher war gemeinsam mit Landesrat Daniel Alfreider nach Palermo gereist. Kompatscher war einer der ersten, der auf der Uferprommenade Foro Italico das Wort ergriff. In der live über Rai 1übertragenen Rede betonte er, dass der Kampf gegen die Mafia im Norden mit der gleichen Aufmerksamkeit geführt werden müsse wie im Süden: „Ich bin hier, um zu unterstreichen, dass die Mafia nicht nur eine sizilianische Angelegenheit ist, sondern den gesamten Staat betrifft, von Lampedusa bis zum Brenner und sogar darüber hinaus. Der Kampf gegen das organisierte Verbrechen muss ein gemeinsamer sein!“ Geführt werden müsse dieser Kampf auch über Botschaften der Kultur der Rechtsstaatlichkeit.

Die Botschaft der Kultur wurde von einer Gruppe Grödner Künstler übermittelt, die von der Falcone Stiftung eingeladen worden waren. Gerald Moroder installierte in Capaci, am Eingang des Tunnels unter der Autobahn, wo die Mafia das Trinitrotoluol für den Anschlag platzierte, bei dem Giovanni Falcone vor genau 30 Jahren zusammen mit seiner Partnerin und Kollegin Francesca Morvillo und drei Männern der Eskorte ums Leben kam, eine Skulptur mit dem Titel „Risorto da combattimento“ (Aus dem Kampf Auferstandene). Peter Demetzzeigt ein kolossales weltliches Altarbild mit dem Porträt von Giovanni Falcone und Paolo Borsellino. Fabrizio Biz Senoner steuerte die Performance „Opzione 2”(Option 2) bei.

LH Kompatscher (2.v.r.) und LH-Stellvertreter Alfreider (2.v.l.) mit den Künstlern Gerald Moroder, Peter Demetz, Gregor Prugger und Fabrizio Biz Senoner vor dem Kunstwerk L’albero di tutti von Gregor Prugger (Foto: LPA)

Gregor Prugger hat eine fünfzehn Meter hohe, entrindete Tanne aus Gröden nach Sizilien verfrachtet.  Installiert ist„L’albero di tutti“ im Mittelschiff der Ruine der Kirche Santa Maria dello Spasimo  und stellt die über vierhundert Opfer im Kampf gegen die Mafia dar.  Der gotische Bau – eine Rarität unter Palermos Kirchen, die zum größten Teil Barock oder normannisch-arabischen Stils sind – wirkt mit seiner in die Höhe strebenden Architektur wie geschaffen für den nackten Baum.

Ein intensiver Dialog mit der Natur bildet den Hintergrund aller Arbeiten des 1954 in St. Ulrich geborenen Künstlers. Sein Blick ist dabei der eines Bildhauers. Die Wurzeln von Rosenstöcken, der Stamm eines Kastanienbaums, das Wurzelwerk von Sträuchern oder eben eine bis auf die Knochen abgeschälte Tanne haben für ihn bereits eine skulpturale Form, der nichts hinzuzufügen ist.

Gregor Prugger ist ein ungeheuer produktiver Bildhauer. Seit den 1980er Jahren folgt ein Zyklus auf den andern, er stellt kontinuierlich im In- und Ausland aus und ist in zahlreichen Sammlungen vertreten. Auch der Dalai Lama besitzt ein geschnitztes Holzrelief von ihm.(Heinrich Schwazer)

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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