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„Nicht vernünftig“

Kein Cannabis in der Laimburg: Warum sich das Versuchszentrum an der Ausschreibung zum Anbau von therapeutischem Cannabis nicht beteiligen wird. 

von Lisi Lang

Diego Nicolini ist enttäuscht: „Ich war wirklich der Meinung, dass diese Ausschreibung eine große Chance für Südtirol ist, weil sie wirklich fast auf die Laimburg zugeschnitten wurde“, sagt der Landtagsabgeordnete der 5-Sterne-Bewegung.

Worum geht es? In Südtirol wird bereits seit mehreren Jahren über den Anbau von Cannabis zu therapeutischen Zwecken in der Laimburg diskutiert. Vor rund drei Jahren hat der Landtag einen entsprechenden Beschlussantrag der 5-Sterne-Bewegung – dieser hat die Landesregierung aufgefordert, die nötigen Schritte für den Anbau und den Vertrieb von therapeutischem Cannabis in der Laimburg zu prüfen – mehrheitlich genehmigt. Dann ist es wieder relativ ruhig um dieses Thema geworden. „Thomas Widmann hat diese Idee als Landesrat weiter verfolgt und auch in Rom Gespräche geführt, weil er es für eine gute Idee gehalten hat“, erinnert Diego Nicolini. Allerdings sei man nie recht weitergekommen, weil konkrete Informationen vom zuständigen Ministeriums fehlten.

Umso erfreuter war Diego Nicolini deswegen, als das Ministerium im April eine Ausschreibung für den Anbau von therapeutischem Cannabis veröffentlicht hat.

Jetzt steht aber fest: Die Laimburg wird keine Interessensbekundung abgeben. „Für das Versuchszentrum Laimburg ist eine Kandidatur aus verschiedenen Gründen nicht vernünftig“, erklärt Arnold Schuler auf Anfrage von Diego Nicolini. „Die Laimburg erfüllt als Forschungszentrum nicht die GACP-Zertifizierung und verfügt auch nicht über ein angemessenes Indoor-Anbausystem oder eine ISO 9001-Zertifizierung“, erklärt Schuler, der zudem bezweifelt, dass die reine Cannabisproduktion in den Aufgabenbereich einer Forschungseinrichtung fällt. „Auch wenn eine Bewerbung durch öffentliche Einrichtungen zulässig ist, machen die hohen Anforderungen in der Ausschreibung deutlich, dass diese an professionelle Unternehmen im phytopharmazeutischen Bereich gerichtet ist“, erläutert der Landesrat.

Das Versuchszentrum Laimburg könnte aber seine Erfahrung in der Beratung zum Pflanzenbau und in der Analytik von Inhaltsstoffen einbringen, um die an der Produktion beteiligten Unternehmen zu unterstützen. „Auf diese Weise kann es möglich sein, die gemeinsame Sache zum Wohle der Patienten voranzubringen“, so Schuler.

Der Landtagsabgeordnete der 5-Sterne-Bewegung kann diese Argumente nicht ganz nachvollziehen und spricht von „oberflächlichen Begründungen, die gegen den Willen des Landtags und vieler Bürger sind“. „Ich war einerseits überrascht, dass eine Struktur wie die Laimburg nicht über die nötigen Zertifizierungen verfügt“, so Nicolini, der darin aber kein Hindernis sieht, da man solche Zertifizierungen beantragen könne. „Zudem dachte ich eigentlich, dass man sehr wohl beabsichtigt, diese Idee weiter zu verfolgen“, sagt Diego Nicolini und bedauert, dass man diesem Thema gegenüber nicht sensibel genug sei. „Der Bedarf steigt weiter an und in Südtirol hätte man mit einer lokalen Produktion den Bedarf für die Patienten im Land sichern können“, so Nicolini.

Der Landtagsabgeordnete der 5-Sterne-Bewegung will das Thema aber noch nicht abhaken. „Niemand sagt, dass dies die letzte Ausschreibung sein wird – vielleicht wird es andere Möglichkeiten geben“, meint Diego Nicoliniund ergänzt: „Wir können diese Entscheidung nach dieser jahrelangen Wartezeit nicht akzeptieren“.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (4)

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  • wichtigmacher

    Das wäre doch mal eine Alternative für unsere jammernden Milchbauern……
    Kannabis am Berg, der Bauer ist happy (braucht nicht mehr ins Dorf billigen Leps saufn), Den Kühen könnte man das Zeug auch noch zufüttern (brauchen dann auch keine Musik mehr im Stall) und das Ergebnis wäre dann beste Heu(Gras)milch……

  • besserwisser

    eine farce, während die südtiroler halt ins ausland fahren und sich mit immensen kosten das einzige holen was ihnen noch ein bisschen hilft …
    eigenartig ist ja die gewichtugng und argumentation.
    in anderen bereichen der landwirtschaft tritt die öffentliche einrichtigung ohne bedenken auf dem markt als konkurrent und als unternehmer auf (wein, obst, höfe …). die auflagen um einen kellereibetrieb in der größenordnung der laimburg zu führen sind ja auch nicht ohne. da gehts….
    unabhängig vom thema cannabis schafft es die derzeitige politische und operative führung nicht projekte und ideen mit „leuchtturmformat“ zu entwickeln ….
    vom duo plattner/durnwalder ist wenigstens der felsenkeller geblieben. vom aktuellen landesrat bleibt wohl nur das fassl mit dem ausstehenden enddatum…

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