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1x Kinder 3x Politik

„Geschichten vom Franz“, sehenswert

„Geschichten vom Franz“, endlich ein guter Kinderfilm, „Nawalny“ läuft noch in Meran, Derflingers „Alice Schwarzer“ in Bozen, „Esterno notte“ über Aldo Moro wohl überall.

von Renate Mumelter

„Geschichten vom Franz“

Die Gefahr, dass der Kinderfilm hier zu kurz kommt, war auch heute groß. Oft sind Kinderfilme leider eh keine Erwähnung wert, aber „Geschichten vom Franz“ ist anders. Da spielen großartige, echte Kinder Geschichten, die Christine Nöstlinger einst erfand, und sie bringen diese ins Jetzt. Wenn Sie Kindern ab 6 Jahren eine Freude machen wollen, bringen Sie sie zum Franz (auch wenn die Sonne scheint), und bleiben Sie mit den Kindern im Saal, damit das Erlebnis danach gemeinsam bequatscht werden kann. Kino ist nämlich kein Kinder-Abstellraum.

„Nawalny“

Nur noch am Wochenende in Meran ist der spannende Dokumentarfilm von Daniel Roher über den gefährlichsten Gegner Putins zu sehen. Es ist kein Zufall, dass Alexej Nawalny derzeit unter verschärften Bedingungen in einem russischen Arbeitslager gefangen ist. Nawalny ist ein Politiker, der mit Medien umgehen kann und der alle Möglichkeiten des investigativen Journalismus und des Datenjournalismus ausschöpft. Das kann für Machthaber gefährlich werden. Roher hatte das Glück, seinen Film zu dem Zeitpunkt zu drehen, als Nawalny dem russischen Giftanschlag zum Opfer fiel. Der Anschlag misslang. Roher hatte auch das Glück, bei der definitiven Klärung des Falles dabei zu sein. P.S: es war ein russischer Auftragsmord. Von Bild und Sound her ist der Film wie ein Thriller gemacht, und er steht auf Seiten Nawalnys. Beides ist in dem Fall kein Fehler.

„Alice Schwarzer“

von Sabine Derflinger läuft nach der Südtirol-Premiere von Freitag weiter. Manche kreiden dem Film an, er sei unkritisch. Seit wann sind Dokumentarfilme verpflichtet, den Porträtierten gegenüber kritisch zu sein? Bei „Die Dohnal“ wurde Derflinger auch nicht gerügt, weil sie angeblich zu wenig Kritik geübt habe. Dokumentarfilme stellen dar. Den kritischen Reim kann sich das Publikum gern selber machen. 

„Esterno notte“

ist der Versuch von Marco Bellocchio, mit einer TV-Serie auch Kinos und Festivals zu bedienen. In sechs Folgen wird die Entführung von Aldo Moro (1978) mit all ihren politischen und menschlichen Auswirkungen erzählt. Je drei Folgen sind derzeit geblockt im Kino zu sehen. Block 1 läuft gerade, Block 2 startet am 9. Juni. In Cannes wird der Film auch gerade gezeigt. In jeder der 6 TV-Folgen geht es um einen Schwerpunkt, in den ersten drei um Moro und seine Familie, um die DC und um die Kirche. 

Aldo Moro versuchte als Chef der Democrazia Cristiana mit der damals sehr starken Kommunistischen Partei den sogenannten „historischen Kompromiss“ zu erreichen. PCI-Chef Enrico Berlinguer war der geeignete Gesprächspartner dafür. 

Moro setzte sich für das Gemeinsame ein, das gelang ihm aber nur unter großen Schwierigkeiten. Die 1970er waren sehr bewegt: Studentenunruhen, Rote Brigaden, eine gespaltene Gesellschaft und vor allem ein Bedarf nach Neuerung. 

Für mich es schwer zu beurteilen, ob jüngere Menschen bei „Esterno notte“ genug von der Stimmung in diesen Jahren mitbekommen. Ich erlebte 1978 selbst die Hoffnung auf den Historischen Kompromiss, die Aufbruchsstimmung aber auch die Gewalt.

Die komplexen Verwicklungen schildert Bellocchio interessant. Aber schon jetzt hat sich gezeigt, dass nicht alle zufrieden sind. So hat Andreottis Sohn beklagt, dass sein Vater verzerrt dargestellt sei.

Besetzt sind die Rollen hervorragend. Fabrizio Gifuni besticht als Aldo Moro genauso wie Toni Servillo als Papst Paul VI. 

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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