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„Es ist ein Alptraum“

Reinhard Fauner mit dem geschwollenem Auge

Der Fall der skrupellosen Passeirer Mietnomaden schockt Südtirol. Jetzt sprechen auch der Vater und die verzweifelte Schwester des Vermieters. Die Lehrerin Tatiana Fauner sagt: „Meine Töchter trauen sich nicht mehr aus dem Haus.“

von Artur Oberhofer

Tatiana Fauner ist mit den Nerven am Ende. „Wir durchleben seit Monaten einen regelrechten Alptraum“, sagt die Mittelschullehrerin aus St. Leonhard in Passeier. „Es ist ein Wahnsinn.“

Die TAGESZEITUNG hat  über einen krassen Mietnomaden-Fall berichtet, der im Passeiertal spielt.

Der Bruder von Tatiana Fauner, Gregor, hat im November vergangenen Jahres eine sanierte Dachgeschosswohnung an eine mazedonische Familie vermietet. Seitdem ist in St. Leonhard im wahrsten Sinn des Wortes die Hölle los. Das mazedonische Ehepaar ist mit seinen fünf Kindern in die nur 65 Quadratmeter große Wohnung eingezogen, es zahlt keine Miete. Das Paar und die Kinder terrorisieren die Nachbarn und die Anwohner.

An Schlaf ist für die Hausbewohner nicht zu denken. „Jede Nacht bis 03.00 Uhr früh machen die Mieter Krawall, wir sind alle total fertig“, sagt Tatiana Fauner, die mit ihren beiden Töchtern im selben Haus wohnt. Eine ihre Töchter komme nachts gar nicht mehr nach Hause. „Sie schläft bei ihrem Freund, weil sie Angst hat heimzukommen, und die zweite Tochter traut sich nicht mehr allein aus dem Haus.“

Das mazedonische Ehepaar, das zuvor bereits aus einer Sozialwohnung in Lüsen hinausgeschmissen worden war, hat fünf Kinder: eine 18-jährige Tochter, zwei 17-jährige Burschen, Zwillinge, und zwei weitere Buben, 15 und 13 Jahre alt.

Es ist insbesondere einer der beiden Zwillinge, der extrem gewaltbereit ist.

Der junge Mann kurvte in der Vergangenheit mit einem 100.000-Euro-Mercedes mit Rosenheimer Kennzeichen durch die Gegend – obwohl er minderjährig ist und somit keinen Führerschein besitzt.

Derselbe junge Mann war es auch, der dem Vater der Geschwister Fauner, Reinhard, am vergangenen Sonntagmorgen, einen Faustschlag ins Gesicht verpasste, nachdem sich der 74-jährige Mann darüber beschwert hatte, dass es in der Wohnung im Dachgeschoss und im Stiegenhaus so laut hergehe (siehe dazu auch das nebenstehende Kurzinterview).

Der Fauner-Vater wohnt in der Wohnung direkt unter den Mazedoniern.

Und völlig krass: Als die Carabinieri anrückten, lief der 17-jährige in seine Wohnung zurück und versuchte allen Ernstes, seinem 13-jährigen Bruder den Arm zu brechen, um dann behaupten zu können, dass der Fauner-Vater seinem kleinen Bruder den Arm gebrochen habe.

Wie mehrere Augenzeugen berichten, sei der junge Mazedonier an jenem Morgen völlig aufgekratzt gewesen. Er habe wohl unter Alkohol- oder Drogeneinfluss gestanden, vermuten die Zeugen.

Es war die Mutter des Mazedoniers, die die Carabinieri anflehte, sie sollten doch den 17-jährigen Sohn mitnehmen, weil der seinen kleinen Bruder den Arm habe brechen wollen. Offenbar herrscht auch innerhalb dieser mazedonischen Familie ein System der Verrohung und Gewalt.

Tatiana Fauner

Tatiana Fauner ist ratlos. „Ich weiß nicht, wie es weitergehen soll, ich sage nur: Es ist einfach nur schlimm, wenn man im eigenen Haus Angst haben muss.“

Auch die Lehrerin ist inzwischen zu der Einsicht gelangt, dass – Zitat – „die Mietgesetzgebung in Italien doch nicht so rosig ist, wie ich gedacht hatte“. Vermieter, so Tatiana Fauner, seien „überhaupt nicht geschützt“. Ein Vermieter habe „überhaupt keine Chance, einen Mieter, der ständig Krawall macht und die Miete nicht zahlt, auf legalem Weg aus der Wohnung hinauszubekommen“.

Zwar hat Gregor Fauner der mazedonischen Großfamilie, die sich in seiner Wohnung eingenistet und breitgemacht hat, über seinen Anwalt eine sogenannte „lettera di sfratto“ zustellen lassen, nachdem die erste Mietzahlung ausgeblieben war.

Die Mieter hätten darauf aber nicht reagiert.

Laut Gesetz sei in solchen Fällen zuerst eine Mediation vorgesehen. „Diese Mediation ginge zwar auf Kosten der Untermieter, hat man uns erklärt“, so erzählt Tatiana Fauner, „aber wenn der Mieter nicht zahlt, dann muss der Vermieter die Mediation zahlen.“ Damit nicht genug. Bis der Fall dann endlich vor Gericht lande, vergehe mindestens ein halbes Jahr, wenn nicht ein Jahr. „Das ist der pure Wahnsinn“, sagt die Passeirer Lehrerin.

Tatiana Fauner ist verbittert. Sie selbst hat die Buben des mazedonischen Untermieters dabei ertappt und sogar gefilmt, wie sie in ihren Keller eingebrochen sind. „Die Carabinieri“, sagt die Frau und Mutter zweier Töchter, „sind mittlerweile Dauergäste bei uns.“ Die Ordnungshüter würden es zwar gut meinen mit ihrer Familie, aber ihnen seien die Hände gebunden.

Gegen den mazedonischen Untermieter und dessen Söhne liegen inzwischen über 20 Strafanzeigen vor.

Und so leben die Fauners ihren Alptraum eben weiter. Sie müssen tatenlos zusehen, wie die Buben des mazedonischen Untermieters in Unterhosen durch den Garten rennen. Sie hören Nacht für Nacht die ohrenbetäubenden Geräusche aus der Wohnung im Dachgeschoss. Sie müssen mitansehen, wie die Mietnomaden ihren Hausmüll in einem schwarzen Sack auf dem Balkon sammeln – „wobei immer wieder Müll in meinen Garten fällt“, sagt Tania Fauner –, und dann alle zwei Tage wegfahren.

Niemand weiß, wo dieser Hausmüll landet.

Die Buben gehen nicht zur Schule.

Auch Reinhard Fauner, der alte Mann, der am vergangenen Sonntag tätlich angegriffen wurde, hofft inständig, dass der Spuk bald ein Ende hat. So wie sein Sohn Gregor ist Reinhard Fauner ein waschechter Psayrer, der hart im Nehmen ist. „Das blaue Auge“, sagt der 74-Jährige, „trage ich mit Stolz und Würde, fein wäre, wenn es etwas nützt.“

Mit dem Gang an die Öffentlichkeit sieht die Familie Fauner eine (letzte?) Chance, diesen Alptraum irgendwann beenden zu können. „So“, sagt Tatiana Fauner, „kann es nicht mehr weitergehen.“

Ihr Bruder Gregor, der Baggerfahrer und ehemalige Gemeindepolizist, ist ebenfalls auf Nadeln. Er schläft seit Wochen nicht mehr. Und er hat bereits erklärt, dass er irgendwann … Er sagte wörtlich: „Wenn das Gesetz mit nicht hilft …“

Auch seine Schwester Tatiana hofft, dass „noch einmal etwas geht, wenn die Öffentlichkeit erfährt, was da bei uns in St. Leonhard abgeht.“

In jedem Fall macht sich die Lehrerin Sorgen. Auch um ihren verzweifelten Bruder. Tatiana Fauner kann verstehen, dass ihr Bruder Gregor die Faust im Sack ballt und sagt denn auch: „Wenn sich jetzt nach diesen Zeitungsartikeln nichts tun sollte, dann lege ich für niemanden mehr die Hand ins Feuer.“

Der Führerschein des mazedonischen Familienoberhauptes: Minderhährigen Buben fahren mit 100.000-Euro-Mercedes herum

Reinhard Fauner im Spital

Wie der 74-jährige Reinhard Fauner die tätliche Attacke der gewalttätigen Untermieter erlebt hat.

TAGESZEITUNG Online: Herr Fauner, was ist am vergangenen Sonntag passiert?

Reinhard Fauner: Es war am frühen Morgen, als die Burschen …

… die in der Wohnung im Dachgeschoss wohnen …

… heruntergekommen sind und im Stiegenhaus einen Mordskrawall gemacht haben. Die ganze Nacht über hatten sie schon Krawall gemacht. Als einer der Buben durch das Stiegenhausfenster auf den Balkon gestiegen ist, habe ich ein bisschen geteifelt und zu den Burschen gesagt, dass das Fenster zuzubleiben hat. Daraufhin hat einer der Burschen das Fenster so fest zugeknallt, dass ich geglaubt habe, dass die Scheibe kaputt ist. Ich habe ihn dann eine gebrettert …

Eine gebrettert?

Ich habe ihn gewatscht, ja. Und dann ist es losgegangen. Sie sind plötzlich zu fünft gekommen. Zuerst hat mir einer der 17-jährigen Zwillinge einen Faustschlag ins Gesicht verpasst, dann ist der Alte gekommen …

… der Vater der Jungen?

Ja, ich habe es nicht dertan zu reagieren, dann ist schon der Alte gekommen und hat zwei Mal auf mich eingeschlagen.

Auf einen 74-jährigen Mann?

Ja.

Sie sind daraufhin ins Spital gegangen?

Ja, man hat mich 14 Tage krankgeschrieben.

Wie erleben Sie die Geschichte mit den Mietnomaden in Ihrem Haus?

Das ist eine Katastrophe. Die Nacht kann man nicht schlafen, weil sie Ramba Zamba machen. Es ist traurig und nicht gerade fein, wenn man im eigenen Haus nichts mehr zu sagen hat. Es ist zum Verzweifeln.

Die Untermieter machen jede Nacht Ramba Zamba?

Bis zum vergangenen Sonntag ja, fast jede Nacht. Seit dem Vorfall vom Sonntag ist einigermaßen Ruhe.

Haben Sie Angst?

(denkt länger nach) Teilweise schon. Meine Frau hat ein bissl mehr Angst.

Wie soll es jetzt weitergehen?

Ich weiß es nicht. Wenn wir diese Leute nicht loswerden, dann haben wir unser Leben lang ein Problem.

 

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (39)

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  • morgenstern

    Das Erschreckendste an der ganzen Sache ist die Ohnmacht des Rechtsstaates die uns hier vorgeführt wird wie aus einem Lehrbuch.

  • meintag

    Gestern war doch „Mandertreffen“ in Passeier. Der Fall war sicher auch Gesprächsthema. Und, wieso kam Niemand auf due Idee ………

  • else

    Also mal ehrlich,es sind genug nette ruhige Mieter die eine kleine Wohnung suchen,jedoch für 1000 € im Monat ,das können sich die wenigsten leisten.Da muss der Herr halt an zwielichtige Mazedonier vermieten,und danach dann jammern.Mir wärs zu blöd.

  • gerhard

    Der Vermieter tut mir unendlich leid.
    Insbesondere der Vater, der mit diesem Pack unter einem Dach leben muss.
    Aber es muss auch klar sein, der Vater des Vermieters hat zuerst zugeschlagen.
    Und wer einem solchem Volk eine Wohnung vermietet, der ist, mit Verlaub, selber schuld.
    Da war wohl die Gier auf 1.000 Euro monatlich zu verlockend.
    Die jetzt wieder los zu werden ist nicht einfach.
    Zumindest legal loswerden.
    Schützen, wo seid Ihr?
    Das ist zwar nicht legal.
    Aber kennt Ihr die Steigerungsfom von Legal : Illegal – Scheissegal.

  • olle3xgscheid

    Die 1000€ wurde eben angeführt um eben diese Familie NICHT zu haben, als Abschreckung.
    Das dieses Gebot angenommen wurde ist natürlich dumm gelaufen.
    Warum wohl stürzen sich jedes Jahr 100e Familien in jahrzentelange Schulden?
    Weil die Mieten eben doch zu hoch sind , 800, 900 odr 1000 ändert daran nichts mehr.
    Und…. der GIERIGE und SCHEINHEILIGE Südtiroler schämt sich nicht das Geld einzustecken , mit der Begründung es müssen Rendite her….
    Und nein ich vermiete nicht, war aber leider jahrzentlangeg Mietzahler!

  • sellwoll

    Also hat der Senior dem Jugendlichen zuerst eine gebrettert?

  • dn

    Der Vermieterschutz ist zu schwach. Gerechter Mietzins, Mieter- und Vermieterschutz, alles Themen für hochbezahlte Politiker. Sind die ihren Preis wert???

  • pingoballino1955

    Wenn dies stimmt???? dass die Vermieter 1000 Euro für eine 65 m2 Wohnung verlangt haben,dann tun sie mir kein bischen leid,denn dies würde ich dann als Geldgeilheit einstufen. Nichts desto trotz ist es eine bodenlose Frechheit dass sich diese Mietnomaden so benehmen.Unser Rechtsstaat?? scheint da wohl einige Lücken in der Gesetzgebung schliessen zu müssen!

  • cosifantutte

    Nach Buddha ist eines der Ursachen menschlichen Leidens die Gier, das Verlangen. Die Gier hat spirituelle wie physische Folgen, das Karma. Alles, was entsteht, wird zu einem Ende kommen. Geistige und körperliche Erscheinungen sind unbeständig und eine Quelle von Leid und Nicht-Selbst. Das Aufkommen von Verlangen ist die Wurzel des entstehenden Leidens, und das Beenden des Verlangens ist die Wurzel, das Leid zu beenden. Der Weg zur Erleuchtung führt über den edlen achtfachen Pfad.

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