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Gewürz der Gesellschaft

Werner Steiner

Thema der 37. KVW Landesversammlung waren soziale Gerechtigkeit und die politische Dimension des Christseins. Der Referent Markus Schlagnitweit setzte Impulse zum Salz als unverzichtbares „Gewürz“ der Gesellschaft.

Die heurige Landesversammlung des Katholischen Verband der Werktätigen (KVW) fand mit einer live online-Übertragung aus der Eurac statt.

KVW Landesvorsitzender Werner Steiner konnte vor Ort die Ehrengäste Bischof Ivo Muser, Landesrätin Waltraud Deeg, die Bezirksvertreter des KVW sowie online Landeshauptmann Arno Kompatscher und über 100 Vertreterinnen und Vertreter der Ortsgruppen begrüßen.

Werner Steiner stellte die Sozialbilanz 2021 vor und stellte fest, dass in den über 70 Jahren seit der Gründung des KVW die Nachfrage in den Patronaten nach Unterstützung und Hilfestellung keinesfalls weniger geworden sei. Viele Ratsuchende haben Schwierigkeiten, die verschiedenen bürokratischen Anforderungen sowie Angebote auf Landes- und Staatsebene zu durchblicken und sich Zugang dazu zu verschaffen. Weitere wichtige Themen des KVW sind leistbares Wohnen – die Arche im KVW bietet dazu Beratungen an und betreut landesweit Wohnbaugenossenschaften – sowie Weiterbildung, und diesbezüglich besonders die Förderung der digitalen Kompetenz, um allen Menschen die Teilhabe zu ermöglichen.

Bischof Ivo Muser nahm in seinen Grußworten eines vorweg: die Kirche stehe derzeit vor großen Herausforderungen – und dennoch: Christsein sei keine Privatsache! Christsein ist in seinem Wesen auf Gemeinschaft bezogen. „Solidarität bedeutet: Wir sind aufeinander angewiesen, wir brauchen einander. Das Wir ist eine Grundvoraussetzung, damit das Ich gedeihen kann“, so Muser. Dieses „Wir zuerst“ sei nicht zu vereinbaren mit der christlichen Soziallehre. Auch mit Blick auf den morgigen Tag der Arbeit ergänzte Bischof Muser, dass es neben der Erwerbsarbeit so viele Formen von Arbeit gebe, von denen in der Gesellschaft alle profitieren. Eine florierende Wirtschaft sei nicht automatisch gerecht. Der Frieden im Land sei nur zu gewährleisten durch soziale Gerechtigkeit, für konsequenten Einsatz für alle, nicht durch Gier und Geiz und ein „immer mehr“. Der Mensch brauche mehr als Konsum, Profitsteigerung, Effizienz. Das Sein des Menschen komme vor dem Leisten, vor dem Haben.

In diese Kerbe schlug auch Landeshauptmann Arno Kompatscher in seinen Grußworten. Die Menschen stünden unter großem Druck in einer Welt, die von einer Krise zur nächsten schlittere. „Wir benötigen eine Gesellschaft mit mehr Freude und Zufriedenheit“, so Landeshauptmann Kompatscher. Der Mensch sei mehr als Karriere, Haben, Konsum. Soziale Gerechtigkeit ist eine Voraussetzung für Frieden. „Es tut Südtirol gut, einen Verband wie den KVW zu haben, der sich für soziale Gerechtigkeit einsetzt und stark macht“, so der Landeshauptmann.

Auch Landesrätin Waltraud Deeg dankte dem KVW für seinen Einsatz für diejenigen, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen: „Bleibt weiterhin die Stimme in diesem Land!“

Referent der Landesversammlung war Markus Schlagnitweit.

Er ist Theologe, Sozial- und Wirtschaftsethiker und Direktor der Katholischen Sozialakademie Österreichs. Er sprach zum Thema „Salz der Erde sein“.

Salz ist ein Grundgewürz, es macht viele Speisen schmackhaft oder bringt deren Geschmack oft zur Geltung. Wir alle haben das Salz zu sein und dazu beizutragen, dass die Lebenssuppe für Menschen genießbar wird, deren Suppe bitter geworden ist vor Sorge oder schal vor Einsamkeit. „Salz ist eben nie neutral, sondern salzig und somit parteiisch: zugunsten jener, denen es (noch) nicht schmeckt und zulasten jener, denen es dessen ungeachtet allzu gut geht“, so Schlagnitweit. Jeder habe sich zu fragen: Was kann ich dazu beitragen in dieser Welt zugunsten derer, denen es nicht so gut geht.

KVW Geschäftsführer Werner Atz stellte die Bilanz vor und gab einen Überblick auf die Tätigkeit des Verbands.

Der geistliche Assistent Karl Brunner erinnerte in seinem Schlusswort, dass Frieden keine Selbstverständlichkeit sei. Wie verteilen wir den Wohlstand und die Ressourcen in unserem Land? Wenn diese knapp werden, beginnt der Konflikt. Wir sind alle Friedensstifter und Friedensstifterinnen. Was wir nämlich in unserem Alltag tun und vor allem, wie wir es tun, ist für den Frieden bedeutend.

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