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Jugend & Heimat

Der Heimatpflegeverband Südtirol legt seinen Fokus im Jahr 2022 auf Jugend. Welche Projekte dazu geplant sind, erklärte Obfrau Claudia Plaikner bei der 72. Hauptversammlung in Tramin.

In Anwesenheit von Landeshauptmann Arno Kompatscher und Landesrätin Maria Hochgruber Kuenzer richtete die Obfrau zudem klare Forderungen an die Politik.

Junge Menschen dabei zu unterstützen, ihre Umgebung wertzuschätzen, gesellschafts- und kulturrelevante Themen aufzugreifen und im besten Fall persönlichen Einsatz für Natur und Kultur zu zeigen – dieses Ziel hat sich der Heimatpflegeverband Südtirol gesteckt. Obfrau Claudia Plaikner stellte bei der Hauptversammlung das Jahresthema „Jugend und Heimat“ sowie die ersten Projekte vor, die 2022 anstehen: die Aktion „Erkunde den Ort, an dem du lebst“, eine „Heimatmappe“ und einen „Heimatkoffer“, dies alles in Zusammenarbeit mit pädagogischem Lehrpersonal. „Die Kampagne soll in den nächsten Jahren weitergeführt und auf Mittel- und Oberschulen ausgedehnt werden“, betonte Claudia Plaikner.

Klimaschutz: Nicht mit diesem Klimaplan

Wie sehr sich die Jugend für Ziele einsetzen und begeistern kann, das zeige die Bewegung „Fridays for Future“, meinte die Obfrau. Auch der Heimatpflegeverband trage deren Forderungen mit und sei deshalb dem Bündnis für Klimaaktion Südtirol beigetreten. Claudia Plaikner verwies in ihrer Rede zudem auf den Klimaplan Südtirol und äußerte die Befürchtung, dass die Klimaziele mit diesem Plan nicht zu erreichen sind. „Deshalb müssen alle Gesetze und Bestimmungen auf den Klimaschutz hin neu ausgerichtet werden, das gilt auch für die großen Planungsinstrumente wie die Raumordnung, den Tourismusentwicklungsplan oder die kommunalen Gemeindeentwicklungsprogramme“, forderte sie mit einem Blick auf die anwesenden Gäste aus der Landesregierung. Punkt für Punkt legte die Obfrau dar, wo nach Ansicht des Heimatpflegeverbandes in Sachen Klimaschutz angesetzt bzw. durchgegriffen werden muss, etwa beim Verkehr, bei der Eindämmung der Zersiedelung und der Versiegelung, bei der Abkehr von fossilen Brennstoffen oder beim Leerstandsmanagement. Und sie meinte in die Zukunft gerichtet: „Es braucht Pragmatismus und Vision, Vernunft und Feuer, Wissen und Wollen.“

„Eure Arbeit bringt etwas“

Auf die Forderungen von Obfrau Claudia Plaikner gingen Landeshauptmann Arno Kompatscher und Landesrätin Maria Hochgruber Kuenzer ein. Sie bezeichneten die Heimatpfleger als „Meinungsbildner“ und „Mutversprüher“, deren Ziele sie teilen würden. Sie räumten aber auch Differenzen in den Ansichten darüber ein, wie man diese Ziele erreichen kann. Der Landeshauptmann zeigte sich bei der anschließenden Diskussion mit den anwesenden Vereinsvertretern und Ortsbeauftragten durchaus offen für deren Anliegen. Natürlich brauche es künftig auch Verzicht, um den Klimawandel einzudämmen, aber das würde am Ende auch mehr Lebensqualität für jeden Einzelnen bringen. Die Heimatpfleger würden bereits jetzt einen wesentlichen Beitrag für den Landschafts- und Klimaschutz leisten: „Eure Arbeit bringt etwas“, betonte er.

Erinnerung an Kunibert Zimmeter

Tramin wurde heuer nicht ohne Grund zum Ort der Versammlung gewählt. Dort wurde vor fast genau 150 Jahren Kunibert Zimmeter, der Begründer des Heimatschutzes in Tirol, geboren. Der Historiker Hans Heiss ging in einem Vortrag auf diese Persönlichkeit ein. „Die Kindheitsjahre in Tramin wirkten prägend auf ihn“, betonte Heiss. Im Selbststudium habe er sich mit Kunstgeschichte vertraut gemacht und 1908 die Gründung des Tiroler Heimatschutzvereines unterstützt. „Der Verein wirkte im Sinne der in Deutschland und Österreich aufstrebenden Bewegung für die Erhaltung traditioneller Ortsbilder und die Pflege regionaler Architektur“, erklärte der Historiker. Allerdings sei der Heimatschutz auch in die Nähe konservativer und reaktionärer Tendenzen geraten und habe Affinität zum Nationalsozialismus bewiesen. Heiss unterstrich: „Die Erinnerung an Kunibert Zimmeter gilt nicht nur den Verdiensten, sondern verweist auch auf die Anfälligkeit für völkisches und rechtsextremes Denken.“

Bereits vor der Zusammenkunft im Traminer Bürgerhaus hatte der Verband zu einer Führung durch den historischen Ortskern und durch das Heimatmuseum eingeladen.

2021: Baukultur im Fokus

In seinem Tätigkeitsbericht 2021 hob Geschäftsführer Florian Trojer das Schwerpunktthema des vergangenen Jahres hervor: die Baukultur. Zusammen mit der Architekturstiftung und dem Landesdenkmalamt wurden das ganze Jahr über Vorträge und Tagungen veranstaltet, um für qualitätsvolle historische und moderne Baukultur zu werben und zu sensibilisieren. Höhepunkt des Themenjahres war die Tagung „Identitätsstiftende Orte“.

2021 konnten auch die Ortsbegehungen wieder aufgenommen werden. Sie fanden in Mauls und Stilfes statt. Die Arbeitsgemeinschaft Lebendige Tracht freute sich über die Zusammenarbeit mit dem Südtiroler Bauernbund, der die Broschüre zum Projekt „Mir Puschtra in Trocht“ herausgegeben hat. Die Arbeitsgemeinschaft MundArt hat u. a. Mundartsammlungen digitalisiert, Gedichte transkribiert bzw. Aufzeichnungen betreut.

Schutz der Waale

Eine erste wichtige Etappe konnte für den Schutz der Waale im Obervinschgau gemacht werden. Im Dezember 2021 hat das Landwirtschaftsministerium in Rom die Bewässerung mit Hilfe von Waalen auf die nationale Liste für landwirtschaftliche Praktiken und traditionelles Wissen gesetzt. Ziel ist es, die Waale zum internationalen immateriellen Weltkulturerbe zu machen. Zu diesem Thema wurde bei der Versammlung ein Film gezeigt.

Musikalisch umrahmt wurde die Versammlung von Miriam und Thomas Devalier, Elisabeth Kaneppele Oberhofer trug Mundartgedichte vor.

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