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Sittenstrolch & Teufelsaustreiber

Mathias Tretter und Andreas Rebers: Der „Sittenstrolch“ und der Teufelsaustreiber.

„Sittenstrolch“ Mathias Tretter macht bei den Meraner Kabarett Tagen Jagd auf Moralapostel und Reverend Rebers treibt Wahn und Populismus mit einem guten Exorzismus aus .

Nach dem erfolgreichen Auftakt mit Christoph Simon und Sarah Bosetti werden die Meraner Kabarett Tage an diesem Wochenende fortgesetzt. Zu Gast sind am Freitag, 18.03. und Samstag, 19.03. Mathias Tretter und Andreas Rebers.

Erinnern Sie sich an den herrlichen Satz „Der ist bei der Sitte“? Etwa nicht? Mathias Tretter schon. Kein ernstzunehmender Krimi kam früher ohne die Sitte aus. Ein beherzt verlebter Polizist in Zivil, der zur Lösung eines Falles nicht das Geringste beitrug, sich aber derart ölig an eine Theke schmierte, als würde er selbst keine Perversion je verschmähen. Diese Zeiten sind vorbei. Inzwischen sind Hunderttausende bei der Sitte, und das ganz ohne Krimi und Polizei, ja meist gar ohne Sex. Die Moral in Deutschland ist so gut bewacht wie nie zuvor. Nicht mehr lange, und die Moral wird in Deutschland genauso gut bewacht wie bei den Chinesen. Noch fehlt uns deren Sozialpunktesystem, dafür haben wir Twitter. Was in China die Diktatur erledigt, übernimmt hier der Mob. Dort digitale Aufrüstung, hier Entrüstung. Welch ein fantastisches Klima für Satire!  Das meint zumindest Mathias Tretter, der sein Glück kaum fassen mag: „Ich war immer neidisch auf Komiker in Diktaturen – wenn jeder Witz dein letzter sein kann, fühlst du dich gebraucht. So weit ist es zwar noch nicht; aber die schiere Anzahl ehrenamtlicher Bedenkenträger zeigt mir doch: Selten war ein Strolch so notwendig wie heute!“ Die Sueddeutsche Zeitung schreibt: „Tretter schafft es, bei gleichbleibend hohem intellektuellem Anspruch in einem derart unverschämt locker-nonchalanten Duktus und Habitus zu reden und zu spielen, dass man in Gedanken noch kein halbes Mal abschweift.“

Andreas Rebers kommt direkt nach seinem Auftritt bei „Nuhr im Ersten“ nach Meran. Reverend Rebers, gern auch „Onkel Andi“ genannt, hilft zwar gern, aber gemütlich zurücklehnen ist nicht drin. „Dieser Mann ist eine Erweckung der Giftklasse A“ schrieb die Neue Zürcher Zeitung. Und so hilft er giftig und witzig gegen alles, was toxisch ist: Nazis und Narzissmus, faule Ausreden und faule Kredite. Hat hier jemand Angst vor der Wahrheit? Oder sind wir alle schon dem Wahn verfallen? Neulich konnte man lesen, der Rebers hilft uns, die Angst zu nehmen. Vor allem die, vor uns selbst. Dieses Programm ist ein Programm über alles, was toxisch ist. Schuldgefühle, faule Kredite, faule Ausreden, Nazismus und Narzissmus. Hier wird Volkes Stimme mit Volkes Stimme entlarvt. Und wenn am Ende der Teufelsaustreibung noch etwas auf der Bühne herumliegt, kommt in der Zugabe der Tatortreiniger und beseitigt die restlichen Spuren. „Gegen Wahn und Populismus – hilft nur ein guter Exorzismus. Ich helfe gern. Wann und wo immer sie wollen!“, sagt Rebers.

Termine im Stadttheater Meran: Mathias Tretter, „Sittenstrolch“, Freitag, 18. März, 20 Uhr; Andreas Rebers, „Ich helfe gern“, Samstag, 19. März, 20 Uhr; Severin Groebner, „Gut möglich“, Samstag, 26. März, 20 Uhr; Ringlstetter & Zinner, „2 Typen, 2 Gitarren, 2 Bücher“, Sonntag, 27. März, 18 Uhr.

Programm und Reservierungen: www.art.kallmuenz.it / www.ticket.bz.it

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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