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„Er hat sich zuviel erlaubt“

Simon Profanter, der Fraktionssprecher der Freien Liste Kastelruth, erklärt, warum Andreas Colli als Bürgermeister nicht mehr tragbar war.

Am Donnertag um 07:00 Uhr morgens hat sich der Gemeinderat von Kastelruth versammelt, um den geschlossenen Rücktritt zu erklären.

Schriftlich und in Anwesenheit aller 17 Gemeinderäte von SVP und Freie Liste.

Dies hat die Auslösung des Gemeindeausschusses zur Folge und die Verwaltung durch einen Kommissar bis Neuwahlen abgehalten werden.

Grund dafür ist der Bürgermeister Andreas Colli und sein Führungsstil.

In einer Aussendung erklärt nun Simon Profanter, der Fraktionssprecher der Freien Liste Kastelruth Castelrotto Ciastel, diesen spektakulären Schritt:

Der Bürgermeister hatte sich in den vergangenen zwei Jahren zu viel erlaubt, sich immer weiter von den Bedürfnissen der Bürger*innen entfernt und schließlich alle Macht an sich gezogen. 2021 wurden nur fünf Gemeinderatssitzungen abgehalten und die Entscheidungen praktisch schon vorgelegt. Das Mandat des Gemeinderates wurde damit zur Farce. Seit den Gemeindewahlen 2020 hat Freie Liste acht Beschlussanträge vorgebracht, außer einem wurden alle abgelehnt. Anträge für Tagesordungspunkte zur Anregung von Diskussionen wurden vom Bürgermeister nur belächelt. In der Öffentlichkeit und in Gemeinderatssitzungen gab der Bürgermeister Sätze, wie ,Familie interessiert mich nicht, ich habe keine Kinder‘, ,Umwelt ist out‘ und ,Radfahren hat keine Zukunft‘ von sich.

Diese Aussagen spiegeln sich auch in der Tätigkeit des Bürgermeister und seines Ausschusses in den letzten rund 12 Jahren wieder. In der Ära Colli ist die Gemeinde Kastelruth in ihrer Entwicklung stehen geblieben:

Das wunderschön gelegene Sportzentrum Telfen ist verfallen und mittlerweile absolut baufällig. Die Offene Jugendarbeit wurde abgeschafft, die Jugendräume geschlossen. Der Verlust bei den Trinkwasserrohren liegt bei 30 Prozent. Es droht ein Wassermangel. Es wurden Gehsteige in die Peripherie gebaut und keine Rad- oder Mischwege. Allgemein gibt es kein Mobilitäts- und Verkehrskonzept. Es wurde versäumt die Seiser Alm als Naturjuwel umfassend zu schützen. Keine Bemühungen in Richtung Photovoltaikanlagen auf Gemeindedächern, Fernwärme und Wasserkraft. Der Leerstand in den Dörfern nahm immer mehr zu, Geschäfte haben dicht gemacht. Wohnsiedlungen wurden gebaut, ohne schnelle und kurze Fußwege für Kinder zu bedenken. Selbst der Tourismus – als wichtigster Wirtschaftszweig in der Gemeinde Kastelruth – konnte sich nicht weiterentwickeln.

Die ganze Polemik rund um den Corona-Leugner und Impfgegner Colli sowie seine menschenverachtenden Beiträge auf Facebook und die Verbreitung von Falschnachrichten haben das Verhältnis der SVP zu ihrem Bürgermeister noch mehr strapaziert. Freie Liste hatte dazu im Gemeinderat mehrfach Stellung bezogen. Der Bürgermeister musste mit der Drohung eines Rücktritts schon dazu gezwungen werden, sich bei der Ausübung seines Amtes eine Atemschutzmaske auf zu setzten.

Das Fass nun zum Überlaufen gebracht hat wohl seine Weigerung die 2G-Regelung im Gemeinderat durchzusetzten: ,Die Kontrolle des Green Passes ist meine Sache‘, prahlte Bürgermeister Andreas Colli bei der letzten Gemeinderatssitzung im März. Und damit wurde wohl auch die SVP ihres Bürgermeisters endgültig überdrüssig.“

 

 

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