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Nach dem Großen Krieg

Prof. Jörn Leonhard eröffnet die Vortragsreihe am 11. März mit einem Referat über die Entwicklung von Staaten, Nationen und Minderheiten nach 1918 im europäischen Vergleich.

Die bewegte Geschichte der Südtirol-Autonomie steht im Mittelpunkt einer Vortragsreihe zum Thema „Modellfall Südtirol. Regionalautonomien im europäischen Vergleich“, die das Kompetenzzentrum für Regionalgeschichte der Freien Universität Bozen von März bis Juni 2022 in Bozen organisiert. Prof. Jörn Leonhard von der Universität Freiburg – einer der bekanntesten deutschen Historiker – eröffnet die Vortragsreihe am 11. März mit einem Referat über die Entwicklung von Staaten, Nationen und Minderheiten nach 1918 im europäischen Vergleich.

Die Vortragsreihe ist Teil eines eigenen Veranstaltungsschwerpunktes zur Autonomie-Geschichte, den das Kompetenzzentrum für Regionalgeschichte anlässlich des Inkrafttretens des Zweiten Autonomiestatus vor 50 Jahren organisiert.

Mit Blick auf die Geschichte der Südtirol-Autonomie drängt sich die Frage auf, wie in anderen Regionen (und Staaten) Europas mit Autonomieambitionen, Unabhängigkeitsbewegungen und ethnisch-politischen Konflikten nach 1945 umgegangen wurde. Ausgewiesene Historikerinnen und Historiker werden sich dieser Frage in acht Vorträgen widmen, die für alle Interessierten zugänglich sind.

Den Eröffnungsvortrag, der am 11. März 2022 im Kolpinghaus Bozen (Großer Saal) stattfindet, hält der in Freiburg lehrende Professor Jörn Leonhard – einer der bekanntesten deutschen Historiker. Sein Vortrag beschäftigt sich mit dem Thema „Nach dem Großen Krieg: Staaten, Nationen und Minderheiten seit 1918 im europäischen Vergleich.“

Der lange Nachkrieg stand seit 1918 im Schatten krisenhafter und gewaltsamer Übergänge: von Monarchien zu Republiken, von begrenzter politischer Teilhabe zur Praxis der Massendemokratie in freien Wahlen, von Friedenskonferenzen zu Friedensverträgen, von multiethnischen Empires zu einer neuen Staatenordnung. All das machte aus dem Weg vom Krieg in den Frieden eine Schwelle des 20. Jahrhunderts, deren Erbe bis in die unmittelbare Gegenwart reicht.

Jörn Leonhard wird damit in seinem Vortrag auf ein Kernproblem der Epoche nach dem Ersten Weltkrieg hinweisen: Den Umgang mit Staaten, Nationen und Minderheiten vor dem Hintergrund der neuen Weltvokabel des „Selbstbestimmungsrechts“. Die seit 1918 neu entstandenen Nationalstaaten folgten diesem Ideal auf den ersten Blick, aber sie multiplizierten zugleich die Probleme der untergegangenen multiethnischen Großreiche mit ethnischen und religiösen Minderheiten unter vielfach schwierigeren Bedingungen. Dazu gehörten gefährdete Staatsbildungen, anhaltende Grenzkonflikte, konkurrierende Revisionismen und aggressive Nationalismen. Wie diese Innen- und Außenpolitik verbindende Konstellation zu einem Signum der 1920er und 1930er Jahre wurde, beleuchtet der Vortrag in einem europäischen Vergleich.

Zur Person:

Prof. Jörn Leonhard ist seit 2006 Universitätsprofessor und Inhaber des Lehrstuhls für Geschichte des romanischen Westeuropas der Universität Freiburg. Er hat an den Universitäten Oxford und Jena gelehrt und war Inhaber renommierter Fellowships u. a. an der Harvard University und am Historischen Kolleg in München. Seit 2015 ist er Ordentliches Mitglied der Heidelberger Akademie der Wissenschaften. Seine letzten Bücher über den Ersten Weltkrieg (Die Büchse der Pandora. Geschichte des Ersten Weltkriegs) und die Pariser Friedenskonferenz (Der überforderte Frieden. Versailles und die Welt 1918–1923) wurden zu Bestsellern und in mehrere Sprachen übersetzt.

Termin: Der Vortrag von Prof. Jörn Leonhard findet am 11. März um 17.30 Uhr im Kolpinghaus Bozen statt. Der Eintritt ist frei. Für den Zugang sind Green Pass (2G) und Maske notwendig.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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